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Rockoholic

Rockoholic

Titel: Rockoholic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. J. Skuse
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er mir erklärt, und drückt mir einen davon in die Hand. Ich nehme Cree auf den Arm und sehe ihn an. »Ich trinke keinen Alkohol mehr. Hab ich dir doch gesagt.«
    Â»Ach komm. Nur ein Schlückchen. Du bist lustig, wenn du trinkst.« Er wirft sich in Pose und singt: »We gonna party like it’s your birthday, we gonna sip Bacardi like it’s your birthday …«, aber ich will noch immer nichts trinken.
    Â»Du weißt doch, wie ich bin, wenn ich was intus habe. Und überhaupt, bei meinem Glück verhaften sie mich noch, weil ich als Minderjährige Alkohol trinke.«
    Â»In Italien sind sie, was das Weintrinken angeht, viel lockerer drauf.«
    Â»Wir sind aber nicht in Italien, richtig?«
    Â»Ja, aber der da ist ein waschechter Italiener. Hab selbst gehört, wie er erzählt hat, dass er mit seinem ganzen Zeug auf der Fähre übergesetzt ist. Und wenn man schon unter Italienern ist …« Er nippt an seinem Becher. »Ach komm schon, nur ein kleines Schlückchen. Du kannst es ja auch wieder in hohem Bogen ausspucken. Ich werde echt nie vergessen, wie du …«
    Â»Ja, ja, ich weiß.«
    Mac erinnert mich zu gern an den ganzen Mist, den ich im Suff schon verzapft habe. An meine Versuche, Laternenmasten hochzuklettern, und daran, wie ich in die Vorgärten von irgendwelchen Leuten gekotzt habe. Aber genau das ist das Problem mit Freunden (und Müttern und Schwestern, wenn ich’s recht bedenke) – sie neigen dazu, einem immer das unter die Nase zu reiben, was man eigentlich am liebsten vergessen möchte. So wie die Zeit, als du dick warst oder als du bei der Hochzeit deines Cousins die Hose runtergelassen und auf die Tanzfläche gepinkelt hast. Dass ich damals erst zwei Jahre alt war, macht keinen Unterschied, ich will trotzdem nicht darüber reden.
    Schnauzbart und der Rotblonde, die beiden Polizisten, die am Morgen nach dem Konzert im Pub waren, schlendern in Zivil über den Markt und haben ihre Frauen und Kinder dabei. Schnauzbart und seine Frau stürzen sich auf Mac und quatschen ihn voll, wie sehr sie sich schon auf die Aufführung von Rocky Horror freuen. Der Rotblonde grüßt mich mit einem Nicken, spricht mich aber nicht an, Cobain sei Dank. Warum fühle ich mich immer schuldig, wenn Polizisten in meiner Nähe sind? Vermutlich weil ich immer an irgendwas schuld bin, wenn Polizisten in meiner Nähe sind.
    Ich beobachte den Dicken Fetten Dealer. Er kratzt sich am Sack und gähnt dabei. Er sollte hinter einer Scheibe hocken und an einem Reifen hin und her schwingen.
    Leute spazieren an uns vorbei, in den Händen Teller, auf denen sich Käse, frittierte Austern, Pizzastücke und Cocktailspieße mit seltsamem italienischem Gemüsezeugs häufen. Im Geist mache ich eine Liste von diesen ganzen abartigen Sachen, die ich auf keinsten Fall kosten werde – Sachen vom Fleisch- und Antipasti-Stand, die aus getrocknetem Delfin oder Schweinefüßen gemacht sind.
    Gegenüber von Signor Salvos Pizzaimbiss werden an einem Stand alle möglichen Sorten von Pasta angeboten. Mac kauft eine Packung Orecchiette , was, so die Erklärung des Verkäufers, ›kleine Ohren‹ bedeutet. Wir gucken uns den Inhalt der Packung an und die Nudeln sehen tatsächlich aus wie kleine Ohren. Cree findet das lustig ohne Ende und will unbedingt die ganze Zeit die Packung tragen.
    Die letzte Bude quillt beinah über von frischem Knoblauch und Kräutern. Wir schnuppern. Die alte Italienerin hinter dem Tresen sitzt neben ihrer Kasse und liest Zeitung. Ihr Gesicht ist so lang, dass es aussieht, als hätten seit Jahrhunderten Eisengewichte an ihren Wangen gehangen. Mac unterbricht ihre Lektüre, um ein bisschen Minze für seine Mutter zu kaufen. Er rupft ein Blatt ab und gibt es Cree zum Riechen und sie stopft es prompt in den Mund, dann kratzt sie es sich von der Zunge und schmiert es angewidert an seiner Hand ab.
    Die alte Frau wendet sich wieder ihrer Zeitung zu. Eine italienische Zeitung. Ich erkenne sofort das Bild auf der Titelseite. Ich sehe die Schlagzeile. Ich stoße Mac an.
    DOVE SI TROVA JACKSON?
    Also, ich kann zwar nicht Italienisch, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass die Schlagzeile danach fragt, wo Jackson steckt. Die Geschichte ist also schon bis nach Italien vorgedrungen, vermutlich sogar noch weiter. In ganz Europa gibt es niemanden, der weiß, wo Jackson ist. Er könnte noch

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