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Rockoholic

Rockoholic

Titel: Rockoholic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. J. Skuse
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und umklammert mit Wurstfingern ein Weinglas. Sie trägt von Kopf bis Fuß schwarze Lederklamotten und sieht von weitem aus wie ein Stapel LKW-Reifen. Das ist Ann Rackham. Vor ein paar Jahren hat sie sich wegen einer Wette ein Ohr abgeschnitten.
    Neben Ann steht eine große, ausladende Gestalt in einer Kapuzenjacke. Duncan Buzzey, der Stadt-Freak. Ich hatte ja immer gedacht, er würde ständig die Kapuze aufbehalten, um irgendwelche grässlichen Gesichtsnarben zu verstecken, aber nein, er macht das bloß, weil er mit niemandem reden will. Er schiebt sich langsam an den Ständen vorbei, schnuppert hier und kostet da. Ein stampfender Gigant mit rotblondem Flaum im Gesicht. Mac hat mir erzählt, dass Duncan in der Abschlussklasse war, als er gerade auf die Oberschule kam, und dass er damals nur als DFD oder Dicker Fetter Duncan bekannt war. Mittlerweile ist er wegen seiner reichen Erfahrung in puncto Grasverticken nur noch als Dicker Fetter Dealer bekannt. Buzzey sieht ziemlich fies aus. Seine Augen liegen tief in den Höhlen, als hätte sie jemand da reingedrückt, und sein Gesicht ist von lauter kleinen Narben übersät; vermutlich hat er jeden Pickel ausgequetscht, der sich jemals gezeigt hat.
    Â»Guck mal da, Buzzey«, sagt Mac. »Dass der auch mal wieder unter Leute geht! Vermutlich interessanter, als sich immer nur in die Unterhose zu glotzen und seinen Sackläusen Namen zu geben.« Mac lacht über seinen eigenen Witz und versucht dabei lauter zu grölen als diese Schnorrer-Typen, die an einem der Käsestände alle Gratisproben der Pecorino-Käsewürfel in sich hineinstopfen. Ich beobachte den Dicken Fetten Dealer.
    Â»Ich dachte, der wär im Knast«, flüstere ich Mac zu.
    Â»Nee, der lebt nur ein bisschen zurückgezogen«, sagt er, nimmt seine Gucci-Sonnenbrille aus seiner Gürtelschlaufe und setzt sie sich elegant auf die Nase. »Kommt nicht mehr in den Pub. Sein Dad ist’s, der im Knast sitzt.«
    Â»Was hat er gemacht?«
    Â»Ist erwischt worden, als er illegale Einwanderer aus Rumänien eingeschleust hat. Er hatte ungefähr fünfzig von ihnen auf seiner Farm draußen in Carstowe schuften lassen. Hat dafür zwölf Jahre gekriegt. Duncan behauptet, er selbst hätte mit der Sache nichts zu tun.«
    In dem Moment fährt Duncans Kopf herum in unsere Richtung, schaut aber nicht zu uns rüber. Offensichtlich hat er seinen Namen aufgeschnappt. Wird Zeit, dass wir uns verdrücken.
    Â»O Mann, guck dir die da mal an«, sagt Mac und zeigt zu den Typen, die die ganzen Käsewürfel mopsen. »Alle mit denselben Billig-Kappa-Kopien mit heraushängenden Laschen. Alle tragen Goldkettchen. Alle tragen Goldringe. Alle lachen zur selben Zeit. Alle haben schlechte Zähne.«
    Â»Ja, und alle werden uns gleich ’nen Messer in die Rippen rammen, wenn du noch lauter über sie lästerst«, sage ich. Cree möchte jetzt lieber laufen und Mac lässt sie von seinen Schultern herunter, dann schlendern wir weiter zum Brotstand.
    Die Sonne brennt uns auf den Pelz und ich muss jedes Mal, wenn ich den Blick hebe, die Augen zusammenkneifen. Ich bin kein Sonnentyp. Ich mag es, wenn ich bei heißem Wetter drinnen im Haus bin, nach draußen schaue und einen blauen Himmel sehe, aber mich dann draußen aufzuhalten ist eine ganz andere Geschichte. Meine Klamotten sind meist nicht gerade wettergerecht. Ich traue mich nicht, Mac zu sagen, dass mir heiß ist, weil ich weiß, was er dann antworten wird. »Na ja, wenn du ab und zu mal ein bisschen mehr Haut zeigen würdest, wär’s gleich viel luftiger für dich. Komm, lass uns ein Trägertop shoppen gehen!« Mac weiß genau, mir müsste schon eine Nuklearexplosion die Klamotten vom Körper pusten, ehe ich ein bisschen mehr Haut zeige. Und so schwitze ich einfach heimlich vor mich hin.
    Die Prolltruppe lacht die ganze Zeit har, har, har und der Verkäufer vom Käsestand scheucht sie weg. Ich breche mir ein Stück Tomaten-Focaccia ab und tunke es in ein bereitgestelltes Schälchen Olivenöl.
    Â»Kii will auch«, sagt Cree. Ich gebe ihr ein Stück ölgetränktes Brot. Sie kaut, verzieht angewidert das Gesicht und spuckt es in hohem Bogen wieder aus. »Schmeck nich«, sagt sie und kratzt sich den Rest von der Zunge.
    Mac lässt Cree und mich kurz allein und schnappt sich zwei kleine Plastikbecher mit Trebbiano d’Abruzzo, wie

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