ROD - Die Autobiografie
angeschickert, bekifft oder anderweitig gut drauf waren – genau wie ich in diesem Moment auch. Ich sah sie nie am Morgen danach.
Dies war ebenfalls der Zeitpunkt, als ich mit wirklichem Kokain Bekanntschaft machte – einem qualitativ unglaublich reinen und hochgradigen Stoff. Er zirkulierte eigentlich nur in diesen Showbiz-Kreisen, galt damals aber als unglaublich schick. Man haute sich nicht eine Line nach der anderen in die Birne, um dann frühmorgens mit stierem Blick und flatternden Nerven zu Bett zu gehen. Man benutzte es eher wie Schnupftabak und legte sich eine Mini-Prise dieser hauchzarten Flocken auf den Handrücken und zog’s dann weg, um dem weiteren Abend noch etwas mehr Pep zu geben. Und dann vielleicht noch eine kleine Prise und notfalls noch eine … Aber erstaunlicherweise plagte einen am nächsten Tag nie ein dicker Kopf, nie Nasenbluten – und ich konnte mir außerdem einreden, dass etwas derart Reines doch nie und nimmer meine Stimmbänder schädigen könnte. Man genoss einfach nur dieses angenehme, wundervoll gesteigerte Lebensgefühl.
Es waren magische Nächte, die wir damals erlebten. Einmal, nachdem alle Gäste gegangen waren, setzte sich Tony Curtis noch ins Wohnzimmer und brachte mir bei, wie man mit einem Stuhl tanzt. (Man balanciert ihn auf einem Bein und wirbelt ihn dann um die eigene Achse.) An einem anderen Abend, wieder waren die Gäste gegangen, beobachtete ich meinen Freund und Bandgitarristen Jim Cregan, wie er Flamenco spielte und mit Liza Minnelli tanzte. Was nicht einmal ungewöhnlich gewesen wäre, wenn Jim wirklich hätte Flamenco spielen können. Wie dem auch sei: Mein Leben schien plötzlich Qualitäten angenommen zu haben, die man gewöhnlich nur aus einem absurden Traum kennt.
Um unseren ersten Hochzeitstag zu feiern, luden Alana und ich etwa hundert Gäste zu einem klassischen Dinner in unseren Ballroom. Das Catering kam von Chasen’s – Kaviar, Wein vom Château d’Yquem, das volle Programm –, und der Raum war wundervoll dekoriert. Elton war eigens angereist, David und Dani Janssen waren da, Gregory und Veronique Peck, David Niven jr., Jacqueline Bisset, Johnny Carson, Billy Wilder, Tita und Sammy Cahn. Eine Swingband hatte oben auf dem Balkon Stellung bezogen, blieb den Gästen zunächst aber verborgen. Erst als das Dinner beendet war, legten sie mit ihrem Glenn-Miller-Repertoire los. Und wie! Alle standen sie auf und tanzten. Freddie de Cordova, der Produzent der Tonight Show , sprach einen Toast aus und meinte, dies sei die beste Party, die er je in Hollywood erlebt habe.
Gregory und Veronique Peck waren übrigens unsere direkten Nachbarn – und man konnte sich keine angenehmeren vorstellen. Nie beschwerten sie sich über den Lärm, der aus unserer Garage drang, wenn ich mit meiner Band dort probte. Einmal ging ich rüber, um mich zu entschuldigen, aber sie sagten nur: »Nein, nein. Wir setzen uns dann immer auf die Terrasse und hören zu.« Sie ließen sogar eigens ein Loch in ihren Zaun schneiden, damit ich auf ihr Grundstück konnte, um ihren Tennisplatz zu benutzen, wann immer ich Lust hatte.
Einmal, es war 1979, kam Gregory auch zu einem unserer Konzerte ins Forum in Los Angeles. Er hatte Fred Astaire mitgebracht, und als sie ihre Sitze einnahmen, wurde die Hallenbeleuchtung eingeschaltet – und die ganze Arena erhob sich ihnen zu Ehren von den Sitzen. Ich war so stolz, ein Publikum zu haben, das zu so etwas bereit war. Nach der Show kamen sie backstage, und Astaire fragte: »Sagen Sie mal – wer macht denn eigentlich Ihre Choreografie?« Ich druckste rum: »Nun ja … Wissen Sie … Ich mach eigentlich nur das, was mir gerade so einfällt.« Was er natürlich gerade mit seinen eigenen Augen gesehen hatte. Aber es war trotzdem charmant von ihm, diese Frage überhaupt zu stellen.
Das Leben meinte es also gut mit mir – in vielerlei Hinsicht. Und schon bald – Kim war gerade erst vier Monate alt – war Alana wieder schwanger. Sie hatte fest geglaubt, nicht schwanger werden zu können, solange sie ihr Baby noch stillte. Als Nummer zwei im Anmarsch war, befanden wir uns gerade in Malibu – was sich als etwas hinderlich herausstellte. Anfang 1978, ich war gerade auf Tour, hatte Alana ein wunderbares Haus an einem langen und relativ unfrequentierten Strand gefunden, mit fast hundert Metern Sand davor und nur wenigen Häusern in der Nachbarschaft. Es sah aus wie eine große Muschel, fast so wie das Sydney Opera House in Miniatur, und als ich nur die
Weitere Kostenlose Bücher