ROD - Die Autobiografie
hilfreich, wenn der Auktionator eines großen Hauses weiß, dass du am Telefon bist, und gewillt ist, dir zügig den Zuschlag zu erteilen. Nicht dass ich bisher jemanden gefunden hätte, der bereit gewesen wäre, sich wirklich auf dieses Spiel einzulassen.
Mein Erzfeind in dieser Arena ist Seine Lordschaft, Sir Andrew Lloyd Webber. Er hat eine unglaubliche Sammlung von Präraffaeliten und ist bei Versteigerungen kaum zu schlagen. Ich habe es bei einer Auktion mehrmals versucht, doch gegen den Schweinehund immer den Kürzeren gezogen. Andererseits ist sein Spektrum als Sammler weitaus größer als meins. Er beschränkt sich nicht auf viktorianische Kunst, sondern besitzt auch moderne Sachen – und schafft es tatsächlich, sie stilistisch zu integrieren. Ich könnte mir keine moderne Kunst an die Wand hängen, weil ich davon keine Ahnung habe – und weil es einfach nicht gut aussähe. Bei ihm aber funktioniert’s. Er lud uns einmal ein, seine Sammlung zu besichtigen. Anschließend saßen wir noch zusammen ums Klavier und sangen, wie uns der Schnabel gewachsen war. Vor allem eine angeschickerte Version von »All I Want Is A Room Somewhere« aus My Fair Lady , gesungen von meiner Frau Penny, erwies sich als historischer Höhepunkt in der Geschichte des Musicals.
Ich hänge meine Gemälde um, wenn ich sie lange genug gesehen habe oder wenn genug Zeit verstrichen ist und sie im Wert merklich gestiegen sind – was aber locker fünfzehn Jahre oder länger dauern kann. Es ist nicht wie an der Börse, man muss schon Geduld haben. Und man muss natürlich auch lieben, was man sich da zulegt. Ich kaufe nichts um des Kaufens willen. Ich kaufe, weil ich für eine bestimmte Wand ein bestimmtes Bild suche. Ich blättere durch die Kataloge, die mir die Händler zuschicken, und halte die Augen offen. Und wenn mich etwas interessiert, kontaktiere ich Sotheby’s, die mir einen detaillierten Prüfbericht zuschicken oder auch Fotos aus verschiedenen Pers pektiven.
Sie untersuchen mit ultraviolettem Licht die Rückseite des Gemäldes, um festzustellen, wo die Leinwand eingerissen ist oder ausgebessert wurde. Wenn ein Gemälde zu viele Macken hat, nehme ich in der Regel Abstand vom Kauf. Ich habe ein paarmal diesen Fehler gemacht und ein Bild gekauft, ohne es mit eigenen Augen gesehen zu haben. Manchmal sind die Farben im Katalog erheblich strahlender als in natura. In diesem Fall hake ich es gleich als Fehlinvestition ab und versuche es weiterzuverkaufen. Wenn man sich ein bisschen mit der Materie beschäftigt, merkt man schnell, was die wirklich teuren Stücke auszeichnet: Es sind diejenigen, die diesen inneren Glanz besitzen und einen formlich von der Wand herab anspringen.
Wenn ich einmal tot bin, werden meine Kinder mit Sicherheit sagen: »Was sollen wir mit seinem gesammelten Scheiß eigentlich anfangen?« Womöglich werden sie’s als Gesamtpaket auf Ebay anbieten und an den Erstbesten verhökern. Immerhin sind sie alle zu irgendeiner Zeit ihres jungen Lebens an den Bildern vorbeispaziert, haben sich die Titten angeschaut oder die Schwerter gezählt. Zumindest ihre pädagogische Aufgabe haben die Bilder also erfüllt. Neulich stand mein Sohn Alastair vor dem Gemälde des heiligen Sebastian, des Märtyrers, in dessen Körper überall Pfeile stecken. Es hängt in unserem Haus in Los Angeles gleich neben der Küche. Er fragte mich, was auf dem Bild denn passiere und warum der Mann nackt sei und von so vielen Pfeilen getroffen wurde. Es war ein sehr befriedigendes Gefühl, dem Knirps die ganze Geschichte zu erklären.
Manchmal, wenn ich nicht schlafen kann, stehe ich auf und zähle die Gemälde, die ich besitze. Ich spaziere von einem Haustrakt zum anderen, von einem Zimmer zum nächsten. »Eins, zwei, drei, acht im Korridor – und vergiss nicht das Bild auf der Toilette.« Es müssen gerahmte Ölgemälde sein, sonst zählen sie nicht – keine Zeichnungen oder Skizzen. Wenn ich es bis einhundertdreißig geschafft habe, bin ich normalerweise so weit, dass ich einschlafen kann.
KAPITEL 14
In dem unser Held unerwarteten Besuch erhält, sich mit seiner Frau in einem Doppeldeckerbus in die Wolle kriegt und – mit durchwachsenem Erfolg – Medienmogul Rupert Murdoch zu foppen versucht.
A n einem Nachmittag im Oktober 1982 klingelte es an der Einfahrt zu meinem Haus am Carolwood Drive. Ich war im Studio und arbeitete an einem Album, das schließlich unter dem Namen Body Wishes erschien. Alana, die sich gerade um Kimberly und Sean
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