ROD - Die Autobiografie
verprasst wird. Aber natürlich ist es letztendlich dann doch dein Geld, weil die Plattenfirma irgendwann zum Spielverderber wird und es dir von deinen Tantiemen abzieht. Aber darüber denkt man erst mal nicht nach. Vielmehr denkt man: Großartig, wir haben ein Studio, in dem wir rumspielen können, solange wir wollen. Lasst uns doch mal vierzehn Tage damit verbringen, den Drumcomputer zu programmieren. Mir kommt es vor, als hätten wir einige Jahre mit den Aufnahmen zu Foolish Behaviour verbracht. Ehrlich gesagt ist es aber auch gut möglich, dass in meiner Erinnerung einiges verschwimmt und ich die einzelnen Platten nicht mehr auseinanderhalten kann. Auf jeden Fall erinnere ich mich noch daran, dass es in den Record Plant Studios einen Hintereingang zum Ein- und Ausladen der Technik gab und dass sich in meinem koksbelämmerten Kopf die Idee festsetzte, mal zu schauen, ob sich nicht mein Lamborghini durch diese Tür zwängen ließe. Und Freude über Freude, es war möglich. Der Wagen blieb ungefähr eine Woche im Studio stehen, bis ich irgendwann damit nach Hause fuhr. Drumherum gingen die Aufnahmen weiter.
Tatsache war, dass ich über ein Jahrzehnt lang eine Soloplatte pro Jahr rausgebracht hatte. Foolish Behaviour war mein zehntes Studioalbum, die vier Platten mit den Faces nicht mitgezählt. Wenn die jungen Leute von heute diesen Output bringen müssten, würden sie winselnd am Boden liegen und um Gnade flehen. Es ist also keine große Überraschung, dass sich dieser Druck, jedes Jahr ein Album zu veröffentlichen und dazu noch sechs Monate des gleichen Jahres auf Tour zu verbringen, bemerkbar machte und Verschleißerscheinungen an den Tag traten.
Meine Angst vor schlechter besuchten Shows habe ich bereits erwähnt. 1981 und 1982 gab es einige davon. In den USA zog ich an den Küsten immer eine Menge Leute an, aber in den Siebzigerjahren hatte ich mich daran gewöhnt, dass ich auch im Landesinneren die Konzertarenen füllen konnte. Und dort gingen nun die Zuschauerzahlen zurück. Darum musste man sich kümmern. Wenn dir das Landesinnere wegbricht, dann bekommst du Schwierigkeiten, dann sind die Touren durch die Stadien nicht mehr rentabel. Und wenn dieser Fall eintritt, musst du den Abstieg in die Hallen mitmachen – keine großen Produktionen und Bühnenaufbauten mehr, keine riesigen Beleuchtungsorgien. Dann heißt es vielleicht auf einmal auch noch Abschied nehmen vom Flugzeug, stattdessen fährst du im Tourbus durch die Lande. Hätte ich mir vorstellen können, an diesem Punkt meiner Karriere noch einmal in einen Bus zu klettern? Na ja, ich glaube, ich hätte es getan, wenn ich gemusst hätte. Aber sagen wir es mal so: Vor die Wahl gestellt, würde ich es lieber nicht tun.
Außerdem liebe ich Stadion-Shows. Ihr schieres Ausmaß, das Theatralische, die Atmosphäre – das ist Showbusiness in Reinkultur. Unter meinen Berufsgenossen war es seinerzeit sehr verbreitet, die Nase über Stadien und Sporthallen als Veranstaltungsorte für Rockkonzerte zu rümpfen. Es hieß, dort fehle es an Nähe zwischen Künstler und Publikum, als Orte seien sie kalt und seelenlos. Im Gegenteil, fand ich: Wenn es dort kalt und seelenlos war, dann machte man als Künstler etwas falsch, reizte das Theatralische und die große Geste nicht hinreichend aus, arbeitete nicht hart genug daran, die Zuschauer miteinzubeziehen und ihnen Feuer unterm Hintern zu machen. Ich wäre am Boden zerstört gewesen, hätte ich nicht mehr in den Stadien auftreten können.
Von September 1983 an hatte ich ein neues Management und war bereit, die Ärmel hochzukrempeln. Und das im wahrsten Sinne des Wortes: hochgekrempelte oder zurückgeschobene Jackettärmel waren zu dieser Zeit ein weit verbreiteter Look. Arnold, mein neuer Manager, arbeitete eine Strategie aus, wie er meine Plattenkarriere wieder auf die richtige Spur bringen könnte, und für die Organisation der Tournee holte er Randy Phillips ins Boot, einen ehemaligen Musikpromoter an der Stanford University und späteren Geschäftsführer bei AEG Live.
Eine von Arnolds ersten Amtshandlungen war das Einläuten einer längeren Verhandlungsrunde mit Jeff Becks Manager, an deren Ende schließlich das bereits erwähnte Mitwirken Jeffs bei »Infatuation« vom 1984er-Album Camouflage und bei der darauffolgenden Tournee stand. Diese Verhandlungen waren nur unwesentlich unkomplizierter als Friedensgespräche im Nahen Osten. Wie wir wissen, hat Jeff die Tour nicht zu Ende gebracht. Aber mit »Infatuation«
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