ROD - Die Autobiografie
Catalina Island. Dabei wurde eine gewisse Menge Alkohol getrunken, und schon kam man sich näher. Hinterher waren wir uns einig, dass unser Ausflug ein solcher Erfolg war, dass man ihn unbedingt wiederholen sollte. Sie war aber auch eine tolle Frau, eine echte englische Rose und sehr penibel, was die Intimhygiene anging, wenn ich mich recht erinnere. Sobald sich abzeichnete, dass sich etwas in körperlicher Richtung entwickelte, wurde man umgehend unter die Dusche geschickt, da ging es strenger zu als nach dem Schulsport. Aber das geschah alles sehr spielerisch, es ging ja darum, eine nette Zeit zu verbringen – eigentlich ziemlich typisch für meine Liebschaften. Wenn es sich um schöne Frauen handelte, war ich ein unermüdlich Suchender, der gar nicht genug Erfahrungen machen konnte. Diese Frauen nannte ich »Miss Inbetweens«, die Frauen zwischen meinen Beziehungen. Miss Inbetweens fanden sich immer wieder aufs Neue, Gelegenheiten ergaben sich mehr als genug. Weil sie jede Menge Spaß versprachen und ich damals nicht wusste, wie ich ihnen widerstehen sollte, habe ich diese Gelegenheiten auch wahrgenommen. Und weil ich dachte, ich würde damit durchkommen.
Ich will ja gar nicht versuchen, mich aus dieser Sache rauszureden, immerhin reden wir hier von Kelly LeBrock. Sie war der Star des Films Die Frau in Rot . Und worum ging es denn in diesem Streifen, wenn nicht um die völlige Unwiderstehlichkeit von Kelly LeBrock? Wenn mir jemand Mitte der Achtziger einen heterosexuellen Mann im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte hätte zeigen können, egal ob verheiratet, in einer Beziehung oder alleinstehend, der das Angebot, mit Kelly LeBrock ein bisschen Zeit auf einem Boot zu verbringen, ablehnt, dann hätte ich … ja, dann hätte ich diesem Mann tief in die Augen gesehen und ihm kräftig die Hand geschüttelt, denn er wäre offensichtlich ein besserer Mensch gewesen als ich.
Ich kam nicht damit durch. Kelly fand die Sache mit Kelly heraus. Kelly Emberg und ich waren essen im Ivy in L.A. Kelly LeBrock, die ich eine ganze Weile nicht gesehen hatte, saß an einem anderen Tisch. Und sie ließ mir vom Kellner eine gewagte – vielleicht sogar als Provokation gedachte – Botschaft überbringen. (Es gilt zu bedenken, dass die SMS noch nicht erfunden war.) Auf einen Zettel hatte sie geschrieben: »Ich vermisse dich.« Und Kelly Emberg hat ihn gelesen.
Abgesehen davon, in flagranti ertappt zu werden (was mir erstaunlicherweise nie passiert ist; ich frage mich, wie dafür die Wettquoten standen), hätte es mich nicht peinlicher treffen können. Denjenigen, die es noch nicht selbst erlebt haben, kann ich sagen: Wenn eine handschriftliche Nachricht, die deine Affäre zweifelsfrei beweist, vor deiner Freundin auf dem Tisch landet, dann fällt es dir ziemlich schwer, die passenden und beruhigenden Worte zu finden. Man kann schließlich schlecht einfach dasitzen und sagen: »Ach, glaub mir, in ein paar Jahren denken wir daran zurück und lachen darüber.« Genauso wenig kann man den Zettel zusammenknüllen, ihn auf seinen leeren Teller fallen lassen und sagen: »Äh, wo waren wir stehen geblieben? Möchtest du einen Kaffee?« Ich stürzte mich einfach in die üblichen, völlig durchsichtigen Dementis und Unschuldsbekundungen, mit denen ich selbst dann nicht aufhörte, als wir das Restaurant schon lange verlassen hatten.
Was alles noch schlimmer machte, war die Tatsache, dass Kelly E. gut ein Jahr vor diesem Vorfall die Rolle in einem Film von John Hughes angeboten worden war. Sie hatte zugesagt und die Proben mitgemacht, aber kurz vor Drehbeginn wurde ihr die Rolle wieder weggenommen, weil plötzlich eine andere Schauspielerin frei geworden war. Der Film hieß L.I.S.A – Der helle Wahnsinn , und die Schauspielerin, die Kelly ersetzte, hieß … Genau, Kelly LeBrock. Kelly E. war kein nachtragender Mensch, ganz im Gegenteil. Aber ich nehme nicht an, dass dieser Zufall ihre Einstellung zu meiner heimlichen Affäre besonders positiv beeinflusst hat.
Kelly flog zurück nach New York und fühlte sich über alle Maßen betrogen, ratlos und aufgebracht. Mir wurde klar, wie idiotisch es von mir war, die Beziehung aufs Spiel zu setzen. Ich begann sie anzurufen, anzuflehen und zu überreden, wieder zu mir zurückzukommen. Sie ging nicht mehr ans Telefon – das machte mich noch wahnsinniger. Mehrfach führte ich tränenschwere Telefongespräche mit ihrer Assistentin. Schließlich bekam ich Kelly doch an die Strippe und beteuerte, was für
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