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ROD - Die Autobiografie

ROD - Die Autobiografie

Titel: ROD - Die Autobiografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rod Stewart
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zu irgendwas eine Meinung geäußert hatte. Steve sprach also: »An deiner Stelle würde ich den Song behalten, es ist der beste, den du hast.«
    Ungläubige Stille senkte sich über das Studio. Mit offenem Mund staunten wir darüber, dass Steve tatsächlich mal etwas gesagt hatte. Und dann hörten wir uns den Track noch einmal an und merkten, dass er recht hatte. Mir brachte die Aufnahme eine Grammy-Nominierung für die beste Gesangsperformance ein, und in den Staaten wurde der Song sogar zu einer Art Hymne. Manche Dinge kann man planen, für andere braucht man schon etwas Glück.
    Alles in allem bescherte mir Out Of Order vier große Hits in den US-Single-Charts und markierte definitiv das Ende der leichten Flaute, die mich in den Staaten erwischt hatte. Dazu schaffte es die Single-Auskopplung »My Heart Can’t Tell You No« in Großbritannien in die Top Ten – was einigermaßen tröstlich war, denn ich befand mich in einer Art Zwickmühle. Im Land, in dem ich aufgewachsen war, schien ich mit dem, was bei meinen amerikanischen Fans ankam, nicht landen zu können. Das US-Publikum wollte den härteren, rockigeren Stoff, aber damit taten sie sich in Großbritannien schwer. Was wiederum dort funktionierte – die eher Pop-orientierten Sachen wie »Sailing«, »Baby Jane« oder »I Don’t Want To Talk About It« –, hatte in Amerika weniger Erfolg. Arnold und ich setzten uns deswegen zu einem klärenden Gespräch mit Rob Dickins zusammen, dem Vorsitzenden von Warner Bros. in Großbritannien.
    Rob kannte ich schon seit vielen Jahren. Als aufstrebender junger Plattenfirmen-Mann war er tatsächlich mal bei Top Of The Pops in die Garderobe gekommen, als die Faces in der Sendung auftraten. Daraufhin hätte ich mich angeblich zu Ronnie Wood umgedreht und gefragt: »Wer ist denn das Arschloch da?« Ein kleiner Tipp für junge Musiker: Seid auf eurem Weg nach oben höflich zu den Leuten. Sie könnten eines Tages Chef eurer Plattenfirma sein.
    Rob hatte die Angewohnheit, frei nach Schnauze zu ver künden, was er dachte, und sich erst später – wenn überhaupt – Gedanken darüber zu machen, ob er jemandem auf den Schlips getreten war. Das bringt viele Nachteile mit sich, aber in einer Branche, in der es nur so wimmelt von Leuten, die dir nach dem Mund reden, kann das auch sehr aufschlussreich sein. Jedenfalls begann Rob unser Gespräch mit der Eröffnungsfrage: »Warum hast du dir von Paul Young dein Publikum stehlen lassen?«
    Das machte mich stinksauer. Paul Young? Leck mich am Arsch. Ich meine, er ist ein netter Typ, gute Stimme und so, aber … Rob behauptete, ich sei in den Achtzigern zu sehr fixiert darauf gewesen, amerikanisch klingende Rockplatten zu machen, und hätte dabei meinen angestammten Platz vernachlässigt: den des Songinterpreten, der fremdes Material aufgreift und es zu seinem eigenen macht. Genau dort habe sich Young mit Singles wie »Wherever I Lay My Hat« und »Every Time You Go Away« positionieren können. »Die Leute wollen große Songs von dir hören«, fasste es Rob zusammen. Mittlerweile war ich ziemlich trotzig geworden und entgegnete bloß: »Gut, dann treib mir halt ’nen guten Song auf.«
    Und dann habe ich erst mal ein paar Wochen geschmollt. Paul Young! Leck mich am Arsch!
    Dennoch hatte dieses Gespräch sein Gutes. Mitte 1989 besuchte mich Dickins mit einem Ghettoblaster und einer Kassette bewaffnet in Epping. »Ich möchte, dass du dir das anhörst«, erklärte er und spielte mir einen Song vor. Als er zu Ende war, meinte er: »Sag nichts.« Er spielte mir den Song noch einmal vor. Auch als der Titel zum zweiten Mal durchgelaufen war, wies er mich an: »Sag nichts.« Und dann spielte er mir den Song zum dritten Mal vor. Mittlerweile wünschte ich, der Song wäre von mir. Und ich konnte es nicht abwarten, ihn zu singen.
    Es war »Downtown Train« von Tom Waits. Die Melodie ging mir emotional nahe, und der Text schmerzte geradezu vor Sehnsucht. Mein Sohn Sean, damals acht Jahre alt, war beim dritten Vorspielen ins Zimmer gekommen. Später fragte er mich: »Warum hat der Typ so schlecht gesungen?« Und damit war auch schon alles gesagt: Es war ein völlig großartiger Song, aber gesungen wurde er von jemandem mit einer sehr gewöhnungsbedürftigen Stimme, die alle Hit-Chancen des Lieds zunichtemachte. (Ich liebe die Stimme von Tom Waits, aber sie ist eben nicht jedermanns Sache.) »Downtown Train« nahm ich mit dem unglaublich talentierten Trevor Horn auf, und obwohl das Album schon

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