ROD - Die Autobiografie
ein Narr ich gewesen und dass es mir ernst mit ihr sei, dass so etwas nie mehr vorkommen würde und dass wir am Wochenende nach Spanien fliegen sollten, um alles in Ordnung zu bringen. Eigentlich stand ein Fotoshooting für Tom Ford an, aber ich überredete sie, es abzusagen und mit mir nach Spanien zu kommen. Dort versöhnten wir uns wieder. Und wir beschlossen, dass wir ein Kind in die Welt setzen würden, das uns so zusammenschweißen sollte, wie es sich gehörte.
Gut möglich, dass das Vorhaben noch an Ort und Stelle im sonnigen Spanien erfolgreich umgesetzt wurde. Jedenfalls war Kelly Ende 1986 schwanger. Mit einem Mädchen. Das wussten wir beide. Na ja, wirklich gewusst haben wir es nicht. Aber wir gingen beide davon aus. Kelly wollte das Mädchen Ruby nennen. Damit hatte ich ein kleines Problem. Im Cockney Rhyming Slang, der alten Umgangssprache meiner Heimatstadt, meint man mit »Ruby« ein Curry: Der Name der seinerzeit populären Sängerin Ruby Murray reimt sich auf Curry, bei der praktischen Anwendung fällt der Nachname aber unter den Tisch. Beispielsweise sagt man: »Shall we eat in tonight, or shall we go out for a Ruby?« Als ich Kelly das zu erklären versuchte, merkte ich schnell an ihrem verständnislosen Gesichtsausdruck, dass diese Verwechslung in Amerika höchstwahrscheinlich nicht passieren würde. Geschweige denn an anderen Orten der Welt. Außerdem, da musste ich zustimmen, war es ein hübscher Name. Ich ließ meine Bedenken fallen. Sie sollte Ruby heißen.
Wir besuchten Kellys Eltern. Ich war also auf dem Weg nach Texas, um dort irgendwelche Texaner, die ich überhaupt nicht kannte, darüber zu informieren, dass ich mit ihrer Tochter ein uneheliches Kind in die Welt setzen würde. Mit etwas Glück, dachte ich, würde ich davonkommen, ohne erschossen oder gelyncht zu werden – oder gar beides gleichzeitig. Aber Kellys Eltern erwiesen sich als nette, verständnisvolle Leute. Kellys Vater war ein Berg von einem Mann, aber glücklicherweise sehr sanftmütig. Ihre Mutter war schon eher Respekt einflößend – und, wie sich herausstellte, hervorragend bei Stimme. Ein paar Jahre später waren wir auf einer Silvesterfeier im Ritz in New York, und sie stand auf und begann zu singen – die Hotelleitung bot ihr auf der Stelle einen längeren Gastspielvertrag an. Sie lehnte ab. Jedenfalls zeigte ich mich bei unserem ersten Zusammentreffen von meiner charmantesten Seite und sprach vom Heiraten, was die Gemüter einigermaßen beruhigte. Ich meinte das ernst.
Am 17. Juni 1987 um sechs Uhr morgens begannen bei Kelly die Wehen. Wir hetzten panisch ins Cedars-Sinai-Krankenhaus, nur um dort mitgeteilt zu bekommen, dass das Baby frühestens in zwölf Stunden kommen würde. Ich war sowieso gerade mitten in einem Videodreh, deshalb einigten wir uns, dass ich das Vorprogramm ruhig auslassen konnte, wenn ich nur am Abend zum Hauptereignis wieder zurück im Krankenhaus sein würde. Beim Videodreh hoben wir schon mal einige Gläser auf das Wohl des Babys, deshalb war ich auch bester Dinge, als ich abends im Hospital einlief. Pflichtschuldig hatte ich mit Kelly gefühlte mehrere Hundert Geburtsvorbereitungskurse besucht – die Atemübungen mitgemacht, die Filme angesehen, das lustige T-Shirt dazu gekauft –, ich schien also bestens vorbereitet zu sein für die wichtigen Ereignisse, die da kommen mochten. Als ich jedoch zuversichtlich auf das Bett zuschritt, legte ein Mediziner seine feste Hand auf meine Schulter und sagte: »Treten Sie zurück, Mr. Stewart. Von hier ab übernehmen wir.« Dabei haben mich die Kurse Hunderte von Dollar gekostet.
Und dann kam die entzückende Ruby in unser Leben – mit einem gebrochenen Schlüsselbein, die Ärmste. Und einem Spitzkopf, wie ihr ihn noch nicht gesehen habt. Obwohl: Vielleicht habt ihr ihn doch schon gesehen, denn einem Mitglied der ehrenwerten Gilde der britischen Pressefotografen gelang es, sich ins Krankenhaus einzuschleichen und ein Bild von unserer Neugeborenen in ihrem Krippenbett zu schießen. Willkommen auf der Welt, Ruby.
Früh am nächsten Morgen, ich war übermüdet, aufgedreht und leicht verkatert, rief ich Jim Cregan an und erklärte ihm seine erste heilige Pflicht als Rubys zukünftiger Patenonkel: mit ein paar Schinkenspeck-Sandwiches ins Krankenhaus zu kommen, denn wir waren am Verhungern. Ich glaube, Jim hat mir bis heute noch nicht ganz verziehen, dass er für mich nach gebratenem Schwein riechend quer durch eine der berühmtesten jüdischen
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