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ROD - Die Autobiografie

ROD - Die Autobiografie

Titel: ROD - Die Autobiografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rod Stewart
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ihrer Drogen zu behindern, übertraf er sich selbst. Nicht nur einmal deckte er die Lines, die hinter der Bühne für die Bläsersektion ausgelegt waren, mit durchsichtiger Klebefolie ab. Die Bläser kamen von der Bühne, wollten ihren Muntermacher und mussten nach wiederholtem und heftigem Ziehen frustriert feststellen, dass sich das Pulver nicht von der Stelle rührte. Und jetzt noch der Klassiker: Um herauszufinden, wie verzweifelt ein bestimmtes Bandmitglied, dessen Namen wir hier nicht nennen wollen, um ihm Schmach und Schande zu ersparen – na gut, es war Carmine Rojas am Bass –, nach seiner Pausenerfrischung gierte, legte Boiler die Line äußerst akkurat auf seinem intimsten Körperteil aus. Er wartete dann am Bühnenrand mit seinem bereits erwähnten intimsten Körperteil zwischen Daumen und Zeigefinger. Und dann standen sich beide gegenüber. Der Musiker, der zum nächsten Stück wieder zurück auf der Bühne sein musste, wog das Für und Wider ab, aber anscheinend war Carmine schon sehr, sehr versessen auf seinen Muntermacher.
    In den Achtzigern wurden die Shows lauter, wilder und größer. Auf der Tour zu Camouflage traten wir im Januar 1985 als Headliner beim allerersten Rock in Rio, dem Festival in Rio de Janeiro, vor 200 000 Zuschauern auf. So viele Leute kommen eher selten zu den Konzerten im Fisherman’s Arms in Purley, das kann ich euch sagen. Rock in Rio war eins der bestorganisierten und trotzdem wildesten Festivals, bei denen ich je aufgetreten bin. Beim Anflug hatten wir noch das schlimmste Chaos befürchtet, aber damit lagen wir völlig falsch – zumindest hinsichtlich der Durchführung des Festivals. An den Gebäuden am Meeresufer flatterten riesige Banner: »Willkommen Rod Stewart!«, »Willkommen Queen!« Als Austragungsort diente eine ausgedehnte Lichtung, die in den Regenwald gerodet worden war. Es gab drei verschiedene Bühnen auf Bahngleisen und ein Weichensystem – allein das hat mir als Eisenbahnfreund schon gefallen. Die Bühnen wurden einfach auf den Gleisen wegrangiert, umgebaut, neu dekoriert und dann wieder herbeitransportiert – das klappte wie am Schnürchen. Und der Lärm, der dir entgegenschlug, wenn du vor die 200 000 Zuschauer tratst: wie ein kräftiger Windstoß direkt ins Gesicht. Was für ein unglaubliches Erlebnis. Ich bekam Gänsehaut, mir stellten sich die Haare im Nacken und an den Armen auf, und wahrscheinlich auch noch an ein paar anderen Orten, an denen ich gerade nicht nachsehen konnte.
    Sämtliche Hotels waren die ganze Woche über voll mit Musikern; dementsprechend nahm der Wahnsinn seinen Lauf. Queen spielten am Freitagabend als Hauptact (ich war am Samstag Headliner), und Freddie Mercury stolzierte die ganze Zeit behängt mit einer äußerst lebensechten Busenattrappe um den Hals herum. Kokain kostete ein paar Pennys der Eimer. Das Einzige, was der ganzen Sache einen leichten Makel verlieh, war, dass wir nach unserem zweiten Auftritt die Go-Go’s, Belinda Carlisles Mädels-Rockband, im Hotel zu einem Koks-Vernichtungswettbewerb einluden. Schwerer taktischer Fehler – davor hätte uns doch jemand warnen müssen! Diese Mädels hätten auch noch den Lack vom Tisch runtergerüsselt. Wir haben mit Pauken und Trompeten verloren.
    Als der Morgen anbrach, hielten wir es für die beste Idee, das bisschen Kokain, das uns noch verblieben war, unten am Strand zu genießen. Davor regte ich allerdings noch einen Schwimmstaffel-Wettbewerb an: Ziel sollten ein paar Holzstücke sein, die in mittlerer Entfernung auf dem Wasser dümpelten. Mein Manager Arnold erwischte den besten Start und erreichte das Ziel als Erster. Aber es waren keine Holzstücke. Wir mussten herausfinden, dass in Rio das ungeklärte Abwasser gegen Viertel vor sechs morgens ins Meer verklappt wird. Aus der Ferne drang das Geschrei meiner Bandmitglieder an meine Ohren.
    Aber immerhin hatten wir ja noch unseren letzten Rest Kokain, auf den wir uns freuen konnten. Tony Brock, der Drummer, hatte es in seine Obhut genommen. »Raus damit, Tony«, hieß es. Tony griff in die Tasche seiner Shorts – der nassen Shorts, in der er gerade geschwommen war – und zog ein tröpfelndes Päckchen heraus, in dem sich ehemals unser Koks befunden haben musste. Lange Gesichter allenthalben.
    Ein weiterer Meilenstein meiner Bühnenkarriere war der erste Auftritt im Wembley-Stadion im Juli 1986. Fußballfans werden nachvollziehen können, was das für mich bedeutete. Ich hatte davon geträumt, dort einmal als Profi zu

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