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ROD - Die Autobiografie

ROD - Die Autobiografie

Titel: ROD - Die Autobiografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rod Stewart
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Dazu diverse Meditationen über Kritzeleien, Ronnie Woods Zinken und das Tragen von Samt in überheizten Räumen.
    M it einem Solo-Plattendeal und einem fertig produzierten Debütalbum in der Tasche eröffnete sich mir 1969 die verlockende Möglichkeit, auf beiden Seiten des Atlantik gleichzeitig Erfolg zu haben, wenn ich mich nur ein bisschen am Riemen riss. Zur allgemeinen Verblüffung schlug ich jedoch wieder mal sämtliche guten Ratschläge in den Wind und warf mich zielstrebig in die tröstenden Arme einer Band. Man mag mich schüchtern oder widersprüchlich nennen oder einfach nur einen Schisser – völlig unerheblich, denn die Band waren die Faces, wir waren fünf Jahre zusammen, und ich möchte diese Zeit um keinen Preis missen.
    An guten Abenden waren die Faces etwas ganz Besonderes. An schlechten Abenden waren wir einfach nur grauenhaft. Bei den Faces konnte ein grauenhafter Abend allerdings noch besser sein als einfach nur gut. Und wenn wir auf der Bühne standen – Ronnie Wood, Ronnie Lane, Ian McLagan, Kenney Jones und ich –, war die Stimmung untereinander kaum zu überbieten. Solche Kameradschaft findet man sonst nur in einem Fußballteam. Am Ende allerdings – da Bands nun mal Bands sind – reisten wir in getrennten Limousinen, wohnten in verschiedenen Hotels, drohten alle fünf Minuten auszusteigen und kabbelten uns wie Katzen im Sack. Aber solange es funktionierte – Gott im Himmel, es war grandios!
    Allerdings hätte ich mir keine Band aussuchen können, die weniger begeistert von der Vorstellung gewesen wäre, einen Leadsänger zu haben – nicht nur mich, sondern überhaupt irgendeinen. Als Steve Marriott 1969 die Small Faces verließ, um Humble Pie zu gründen, legte er damit den Grundstein für ein Misstrauen gegenüber Frontmännern, das den im Stich Gelassenen für den Rest ihrer Tage erhalten bleiben sollte. Sie hatten einen guten Lauf gehabt, einige musikalische Ikonen der Popmusik geschaffen (»All Or Nothing«, »Itchycoo Park«, »Tin Soldier«, alle von der Compilation The Autumn Stone , die Ronnie Wood und ich ständig hörten) – bis Marriott den Stecker zog. Lead Vocalists waren im bissigen Tonfall der Band LVs: Leistungs-Veruntreuer. Entsprechend misstrauisch waren sie. Sie glaubten, dass Sänger, immer auf der Suche nach der großen Chance für sich selbst, rücksichtslos ihr Ding durchziehen würden. Wenn sie jemanden fragten, ob er einsteigen wollte – so befürchteten sie –, würde er kommen, die Band übernehmen und sie wieder im Stich lassen. Und angesichts der Entwicklung, die es mit mir schlussendlich nahm, dachten vor allem Ronnie Lane und Mac sicher, dass ihr Misstrauen gerechtfertigt sei. Ihre Meinung stand fest. Aber ich werde immer dagegenhalten, dass es nicht so war.
    Der Rest der Small Faces probte in einem Studio im Keller eines Lagerhauses, der Nummer 47 in der Bermondsey Street. Die Rolling Stones, denen es gehörte, benutzten den Raum hauptsächlich als Magazin, und wenn man reinkam, sah man schon überall die Schachteln mit 2-Zoll-Bändern und 1/4-Zoll-Masterbändern mit der Aufschrift »Honky Tonk Women« oder »Gimme Shelter« in den Regalen. Wir alle mochten die Stones und fanden, dass sie die beste Rhythmus-Sektion von allen hatten, wenn sie denn in Form waren – also lief einem bei dem Anblick unwillkürlich ein kalter Schauer über den Rücken. Die Stones verhielten sich in diesen frühen Jahren superanständig zu den Faces und verlangten nie etwas dafür, dass wir den Raum benutzten. In gewisser Weise waren sie unsere Förderer, und die Stimmung zwischen den Bands war sehr gut – zumindest bis die Stones sich Ronnie Wood unter den Nagel rissen. Da lag die Beziehung dann eine Weile auf Eis.
    Ich traf 1974 Mick Jagger auf einer Party, als immer mehr Gerüchte kursierten, Ronnie würde die Faces in Richtung Stones verlassen.
    Ich: »Wollt ihr uns Woody ausspannen?«
    Mick: »Das würden wir nie tun. Ich würde doch nie die Faces auseinanderbringen.«
    O doch, das würdest du, Mick.
    Aber das kam erst am Ende. Am Anfang stand dieser Kellerraum, in dem Ronnie Lane, Mac und Kenney herumhingen und versuchten, eine neue musikalische Ausrichtung zu finden. Das war die Zeit, als Ronnie Wood, der nach seinem Ausstieg aus der Jeff Beck Group in der Luft hing, mit der Gitarre unterm Arm bei ihnen auftauchte, um mitzuspielen, und ich ging ein paarmal mit ihm hin, um was zu trinken und ihnen zuzuhören. Vor allem freute ich mich darauf, abends mit der ganzen

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