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ROD - Die Autobiografie

ROD - Die Autobiografie

Titel: ROD - Die Autobiografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rod Stewart
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umgehen konnten. Wir lachten über dieselben Dinge, aber ich nahm immer eine gewisse Schärfe wahr. Ich glaube, Marriotts Abgang und das Ende der Small Faces hatten ihn am härtesten getroffen. Er konnte bitter und bissig sein. Entscheidend war, dass die Art von Humor, die Ronnie und ich aus unserer Zeit in der Jeff Beck Group kannten, diese spezielle Mischung aus britischer Radio-Comedy der Fünfziger, finsterstem Sarkasmus und billigem Schuljungenquatsch, auch bei Mac und Ronnie Lane ankam, und in wenngleich geringerem Maße bei Kenney – wenn der nicht gerade mit seinem Haar beschäftigt war. Das schmiedete uns zu einer Bruderschaft zusammen – sehr schnell und eher überraschend. Wie jeder weiß, der sich im Rock’n’Roll-Geschäft auskennt, lautet die Regel: In jeder Band gibt es immer einen, mit dem keiner auskommt. In den ruhmreichen Tagen der Faces traf diese altehrwürdige Weisheit einfach nicht zu. Und das war so erfrischend, dass wir dabeiblieben. Wir hatten unseren Spaß, warum also nicht?
    Schon bald waren wir bereit, es mit ein paar Versuchsgigs zu probieren, darunter einem auf einer amerikanischen Airbase in Cambridgeshire, wo Piloten in Uniform und ihre Frauen an runden Tischen saßen und ebenso fassungs- wie sprachlos mit ansehen mussten, wie wir uns durch »Around The Plynth« pfuschten, eine überarbeitete Version der Nummer, die Woody und ich für Jeff Beck geschrieben hatten, außerdem »Shake, Shudder, Shiver« und »Three Button Hand Me Down«, einen Song, den Mac und ich zusammengebastelt hatten. Alle trugen etwas bei, und es entstanden Songs in unterschiedlichen Kombinationen, was sehr angenehm war, auch wenn die amerikanische Airforce ihre Eignung für abendliche Tanzveranstaltungen mehr als nur anzweifelte.
    Als Manager der Faces war nach Marriotts Ausstieg Billy Gaff engagiert worden, ein kleiner, vertrauenswürdiger Ire mit sanfter Stimme und zügig zurückweichendem Haaransatz, der als Booker für die Robert Stigwood Organisation gearbeitet hatte. Mitte der Sechziger hatte Stigwood ihn gefragt, ob er Tourmanager für Cream sein wollte. Gaff meinte, dafür sei er nicht qualifiziert, er habe keine Erfahrung darin, mit einer Rockband unterwegs zu sein, und besäße nicht das nötige Geschick. Stigwood stutzte kurz, dann fragte er ihn: »Hast du schon mal kleine Kinder gehütet?«
    Wie sehr diese Darstellung des Tourmanager-Daseins der Wahrheit entsprach, sollte Gaff in seinen Jahren mit den Faces tagtäglich erleben.
    Gaff schaffte es, der Band einen Plattenvertrag bei Warner Bros. zu besorgen, die für dieses Privileg nicht gerade tausend Konkurrenten aus dem Rennen werfen mussten. Die meisten Leute glaubten, Marriotts Abgang sei der Todesstoß für die Small Faces gewesen, und mich dazuzuholen, zumal ich in den letzten zehn Jahren nicht eben Bäume ausgerissen hatte, würde daran wohl auch nichts mehr ändern. Trotzdem waren Warner Bros. – Gott segne sie – bereit, ein bisschen Geld zu investieren. Mit dem Vorschuss in der Tasche rannten die anderen aus der Band sofort los und kauften sich Sportwagen. Ronnie legte sich einen silbernen Mercedes 190 SL zu, Kenney einen MGA, Woody einen roten Jaguar und Mac einen Triumph TR6. Ich selbst hatte ja schon dank meines Solo-Vertrags einen Marcos. Nun waren wir also allesamt Lackaffen mit gelackten Autos.
    Recht schnell nahmen wir unser Debütalbum First Step auf, das 1970 erschien und auch genauso klang: wie ein Debütalbum, das ziemlich rasch aufgenommen worden ist. Der Umstand, dass von zehn Stücken zwei Instrumentalnummern waren, zeigt, wie unfertig das Ganze war, alles andere als ein fein geschliffenes Juwel. Doch als wir auf Tour gingen, wurde die Musik lebendig. Schon bald war klar, dass diese Band nicht für trostlose Übungsräume und ermüdende Studioarbeit geschaffen war. Die Faces mussten auf die Bühne.
    Eine musikalisch sonderlich gewiefte Truppe waren wir beileibe nicht, dafür locker und sorglos. Wodurch die Band wie von selbst auf gut gelaunten Rock’n’Roll zusteuerte. Unsere Lockerheit und Sorglosigkeit – und noch wichtiger: unsere Einstellung – machte uns sowohl verwundbar als auch reizvoll und schlussendlich so unterhaltsam. Ein Entertainer sollte ständig den Eindruck vermitteln, als könnte er seinen Auftritt ohne Weiteres versemmeln. Noch heute freue ich mich, wenn meine Band sich verspielt. Wenn sich jemand einen Schnitzer leistet, halte ich alles an und weise darauf hin, und das Publikum ist begeistert.

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