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ROD - Die Autobiografie

ROD - Die Autobiografie

Titel: ROD - Die Autobiografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rod Stewart
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Bande in den Pub King’s Arms oben an der Straße zu gehen. Der Wirt hielt uns für »nette Jungs«, weil wir teure Drinks bestellten – meist Rum-Cola – und uns nicht den ganzen Abend an einem Bier festhielten. Das ist für einen Wirt die Definition von »nett«.
    Im Studio blieb ich meist oben im Regieraum, hielt mich zurück und hörte zu. Ich war nicht sonderlich beeindruckt von dem, was ich da mitbekam – zumindest nicht am Anfang. Es klang alles ein bisschen ziellos. Sie schienen nicht mehr als zwei eigene Songs zu haben: »Shake, Shudder, Shiver«, eine schwankende Bluesnummer mit einem Text von Ronnie Lane darüber, wie kalt es in seiner Wohnung war, und »Flying«, einen langsamen, getragenen Rocksong, der auf einer absteigenden Basslinie basierte. Ronnie hatte eine hübsche Stimme, aber er war kein Steve Marriott. Und auch Mac sang ein bisschen, war aber nicht mal so gut wie Ronnie. Offensichtlich gab es eine Lücke, die nach einem Sänger verlangte, doch sie wollten erst einmal proben und sich später um die Vocals kümmern.
    Eines Abends stand ich wie üblich im Kontrollraum, und Kenney meinte: »Rod, wieso kommst du nicht rein und singst ’ne Runde?« Also verließ ich meinen sicheren Hort und ging runter in den heißen, nach Schweiß stinkenden Raum zur Band und nahm mir ein Mikrofon.
    Ich fragte: »Was wollen wir machen?«
    Ronnie meinte: »Was von Muddy Waters?«
    Alle kannten das At-Newport -Album, also spielten wir »I Got My Brand On You«, »Hoochie Coochie Man« und »I Feel So Good«. Und es war ziemlich klar, dass wir gut zusammen klangen. (Einige Rough-Mixes dieser frühen Proben sind auf Five Guys Walk Into A Bar … , dem Box-Set der Faces, enthalten, da könnt ihr euch selbst ein Bild machen.)
    Auch das brachte mir keine Einladung, in die Band einzusteigen. Mehrere solcher Sessions waren nötig, bis etwas passierte. Kenney und Woody hätten mich sofort in die Band aufgenommen, aber sie mussten Ronnies und Macs Widerstand aufweichen, die noch immer die Wunden leckten, die Marriott ihnen beigebracht hatte. Sie wollten einfach keinen Frontmann dazuholen und nachher die Backing-Truppe mimen. Ich war bei diesen heiklen Verhandlungen innerhalb der Band selbstverständlich nicht dabei. Irgendwann fand eine Art Vorstandssitzung statt, auf der man sich für meine Ernennung entschied. So wurden im Oktober 1969 die Faces aus der Taufe gehoben – die noch eine Weile die Small Faces blieben, um der Kontinuität willen, aber das »Small« musste weg, weil Ronnie und ich die Durchschnittsgröße so weit erhöhten, dass es einfach keine kleine Band mehr war.
    Während die Proben weitergingen, hatte ich noch immer meine Zweifel. War das eine Popgruppe? Eine Bluesband? Was war das? An manchen Abenden sagte ich zu Woody: »Wir sollten lieber Jeff Beck anrufen und fragen, ob er uns nicht wiederhaben will.« Gleichzeitig waren die Jungs wirklich nett, und ich hatte sie gern um mich. Woody war mir praktisch wie ein Bruder, der perfekte Bandkollege. Kenney Jones, der Drummer, war ein Junge aus Stepney, ziemlich ruhig, entspannt – richtig liebenswert. Allerdings – und das mag aus meinem Mund ein wenig vermessen klingen – ging es mir nach einer Weile auf den Keks, wie viel Zeit er mit seinen Haaren verbrachte. Er trug sie gern unten eingerollt, wozu Lockenwickler nötig waren. Das konnte Stunden dauern. Andererseits war er ein harter Bursche. Eines Abends rammte Kenney sich selbst einen Drumstick ins Auge und kippte vor Schmerz rückwärts von seinem Podest. Konnte es ihn aufhalten? Nein. Er kletterte wieder rauf, verbiss sich die Rückenschmerzen und spielte den Rest des Gigs einäugig.
    Er war schon der dritte Drummer, den ich mit meinen fünfundzwanzig Jahren von der Bühne kippen sah. Langsam fragte ich mich, ob es an mir lag.
    Was Ronnie Lane anging, so bewunderte ich ihn, selbst wenn er hin und wieder ziemlich seltsam werden konnte. Er war ein ungeheuer kreativer Typ, in mancher Hinsicht zart und lyrisch, aber immer absolut offen und ehrlich. Er redete nicht groß um den heißen Brei herum, wenn ihm etwas nicht gefiel, was ich machte. Als er die Band verließ, war ich mir mit Ronnie Wood im Grunde einig, dass wir unsere treibende Kraft verloren hatten. Der Umstand, dass die Faces noch achtzehn Monate weiterkämpften, heißt nicht, dass wir damit falschlagen.
    Bei Mac hatte ich immer das Gefühl, dass es bei ihm unter der Oberfläche brodelte, was verhinderte, dass wir ganz entspannt miteinander

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