ROD - Die Autobiografie
Ärmel zu schütteln.
Ich war nicht minder beeindruckt von der Tatsache, dass ich ihm hinsichtlich des Konsums von Kokain und Alkohol nicht annähernd das Wasser reichen konnte. Einmal waren wir bei ihm zu Hause und gaben uns das Marschierpulver bis sechs Uhr morgens. Bis irgendwann doch der Punkt kam, wo ich ihm eine kleine Kapitulationserklärung schrieb (»Drauf geschissen, ich geb auf.«) und mir oben ein Bett suchte, um meinen Rausch auszuschlafen.
Vier Stunden später klopfte es an der Tür. Elton natürlich.
»Komm schon, Liebes, aufstehen. Wir wollen doch noch zu einem Fußballspiel.«
Ich fühlte mich, als sei ich von mehreren Treckern kreuz und quer überrollt worden, und so sah ich auch aus, aber da stand Elton in der Tür – mit rosigen Wangen und breitem Lächeln, perfekt gekleidet in feinem Zwirn und mit feschem Hut, dazu den gold beschlagenen Spazierstock in der Hand. Um nach einer derartigen Nacht wieder auf Vordermann zu kommen, brauchte ich Wochen, während sich Elton ohne mit der Wimper zu zucken vier Stunden später auf den Weg machte, um Watford gegen Sheffield Wednesday spielen zu sehen.
In diesem speziellen Punkt war ich ohnehin nur ein Amateur – und auch nicht sonderlich interessiert, an diesem Status etwas zu ändern. Was den Drogenkonsum betrifft, sah ich mich immer eher als Gentleman: Wenn’s dazu beitrug, Stimmung in die Bude zu bringen – prima. Aber ich zählte nicht zu den Wahnsinnigen, die sich bis zur Bewusstlosigkeit die Kante gaben. Der völlige Verlust der Kontrolle war nie ein Zustand, der mich sonderlich ansprach. »Geselliger Konsum« wäre wohl der treffende Ausdruck – und diese Einschränkung vorausgeschickt, räume ich gerne ein, phasenweise ein sehr geselliger Mensch gewesen zu sein.
Die Faces waren natürlich überzeugte Saufbrüder, die Trinken als seriösen Sport verstanden. Selbst in diesem Umfeld kam es nie dazu, dass ich auf allen vieren nach Hause kroch oder mich ins Nirwana verabschiedete. Das Rauchen irgendwelcher Drogen kam für mich eh nicht infrage, weil ich auf meine Stimme aufpassen musste. Und mein Enthusiasmus für alles Psychedelische fand ein jähes Ende, als Clive Amore – mein bereits erwähnter Kumpel, der in den Sechzigern einer der Ersten aus meinem Freundeskreis war, der LSD nahm – nackt aus dem Fenster im obersten Stockwerk sprang und starb, weil er glaubte fliegen zu können. Solches Zeug einzuschmeißen hielt ich seitdem für nicht sonderlich intelligent.
Um ganz ehrlich zu sein: Wenn ich abends auf die Piste ging, war ich ohnehin mehr daran interessiert, eine Frau anzubaggern, als mir die Kante zu geben. Denn wie wir alle wissen, schließen sich diese beiden Tätigkeiten ab einem gewissen Punkt gegenseitig aus. Außerdem legte ich immer Wert darauf, körperlich so in Schuss zu bleiben, dass ich sonntags noch aufs Fußballfeld laufen konnte. Insofern war es vielleicht letztlich sogar der Fußball, der mich vor Exzessen bewahrte. Unterm Strich war ich ein bloßer Dilettant – jedenfalls im Vergleich zu ein, zwei wahren Drogen-Olympioniken, die sich damals in der Szene tummelten.
Manche Leute verfügen einfach über die eiserne Konstitution, Stimulanzien auch in größten Mengen wegdrücken zu können. Ich gehörte mit Sicherheit nicht dazu – was sich jedoch auf lange Sicht als Vorteil herausstellte. Ein wundervolles Beispiel war die Nacht im Tramp, um das Jahr 1977 herum, als ich mich dummerweise darauf einließ, mit Keith Moon, dem trommelnden Nimmersatt von The Who, über die volle Distanz zu gehen. Moon war immer gefährlich, wenn auch nicht im körperlichen Sinne – er war relativ klein und korpulent und jagte niemandem Angst ein, aber er verströmte stets diese besondere Spannung, als stünde er wie ein Vulkan jeden Moment kurz vor einem Ausbruch. Man hatte keine Ahnung, warum – und man konnte auch nicht wissen, in welche Richtung die Lava geschleudert werden würde.
Moon war im Tramp ein berüchtigter Stammgast spätestens seit der Nacht, in der er splitterfasernackt auf die Tanzfläche sprang. An dem besagten Abend 1977 war er komplett angezogen und verkündete plötzlich der anwesenden Gesellschaft: »Okay, ich mach jetzt durch, bis morgen um elf die Pubs wieder öffnen – und alle, die nicht mitmachen, sind blöde Wichser.«
Es muss der sportliche Ehrgeiz gewesen sein, der in mir geweckt wurde. Anstatt den Fehdehandschuh zu ignorieren und brav nach Hause zu gehen, nahm ich Idiot die Herausforderung tatsächlich
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