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ROD - Die Autobiografie

ROD - Die Autobiografie

Titel: ROD - Die Autobiografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rod Stewart
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an. Kokain und Alkohol gab’s natürlich in rauen Mengen, und zwar – wenn ich den Ablauf nicht durcheinanderbringe – zunächst in Ronnie Woods Villa, dann auf einer Party im West End, zu der niemand von uns eingeladen war, und schließlich in Moons seltsam modernistischem Haus in Chertsey mit den fünf pyramidenähnlichen Dächern, wo er seine Bar mit riesigen und leicht irritierenden Gemälden von Superhelden dekoriert hatte. Es geschah hier, unter dem Antlitz von Thor und dem unglaublichen Hulk, dass mir in den Morgenstunden die Erkenntnis kam, bei der Wette den Kürzeren gezogen zu haben.
    »Ich pack’s einfach nicht mehr, Keith«, röchelte ich nur noch und versuchte mich davonzustehlen.
    Moon kannte keine Gnade.
    »Du gottverdammtes Weichei, Stewart. Komm gefälligst zurück und bring zu Ende, was du angefangen hast.«
    Es war kein Wunder, dass Moon für seine grenzenlose Lebenssucht den ultimativen Preis zahlen musste und im darauffolgenden Jahr, 1978, an einer Überdosis Schlafmitteln starb. »Du gottverdammtes Weichei« waren wohl die letzten Worte, die er zu mir sagte. Und ich habe den dunklen Verdacht, dass auch Elton inzwischen unter der Erde läge, wenn er nicht irgendwann einmal den Schlussstrich gezogen hätte. Es gibt eine Grenze, an die sogar eiserne Konstitutionen stoßen, selbst die eines Elton John.
    Auch wenn mir bewusst war, dass ich in diesem Punkt Elton nicht das Wasser reichen konnte, so gab es doch eine musikalische Rivalität, die nicht von der Hand zu weisen war. In späteren Jahren machten wir uns einen Spaß daraus und überzogen die Konkurrenz bis ins Groteske, aber anfangs war es definitiv eine echte Rivalität: Wer verkauft mehr Platten, wer ist erfolgreicher? In gewisser Weise hat sich daran bis heute nichts geändert: Im Jahr 2011 veröffentlichten wir beide ein neues Album, und es endete mit Zähneknirschen (meinerseits) und Schadenfreude (seinerseits), als Eltons Album Platz 3 in den Charts erreichte, während ich mit Platz 4 vorliebnehmen musste. (Wobei ich den leisen Verdacht hege – der bisher noch durch keine statistischen Fakten untermauert wird –, dass ein Posten mit ein paar hundert verkauften Platten irgendwo zu seinen Gunsten »gefunden« wurde.) Beide haben wir unsere regelmäßigen Engagements im Caesars Palace in Las Vegas, und auch hier beharken wir uns gegenseitig, wer wohl mehr Tickets verkauft. (Die Antwort: meine Wenigkeit – was immer Elton auf der Bühne auch erzählen mag.)
    Von Zeit zu Zeit sieht sich Elton veranlasst, unsere Rivalität mit wundervoll inszenierten PR-Gags zu zelebrieren. 1985 ließ ich einige aufblasbare Fußbälle – so groß wie kleine Zeppeline – über dem Londoner Earls Court schweben, um so auf meine dortigen Konzerte aufmerksam zu machen. Elton heuerte einen Schützen an, der die Dinger mit einem Luftgewehr abschoss. Ebenfalls am Earls Court hing einmal eine Reklametafel für meine Blondes-Have-More-Fun -Tournee. Wenig später zierte das gegenüberliegende Gebäude ein Plakat mit den Worten: »But Brunettes Make More Money.«
    Den Höhepunkt unserer Kabbelei erreichten wir wohl, als wir eines Abends in einem Pariser Hotelzimmer saßen und – mithilfe des weißen Pulvers natürlich – bis morgens um zehn nur über ein Thema diskutierten: Wer hat mehr Kohle auf der hohen Kante? Unsere Begleiter verzogen sich irgendwann und gingen zu Bett – nur um morgens zum Frühstück zu erscheinen und uns noch immer schwadronieren zu sehen. Das Ergebnis unserer Diskussion war eindeutig nicht eindeutig – wie so oft bei diesen Koks-Gesprächen. (Kinder, lasst euch das ein warnendes Beispiel sein!)
    Andererseits gibt es keinen Menschen auf diesem Planeten, der so großzügig ist wie Elton – unfassbar großzügig. Ich habe diverse Armbanduhren, die er mir zum Geburtstag geschenkt hat – kostbare, mit Juwelen besetzte Stücke und der Gravur »From Elt«. Meiner ersten Frau Alana, mit der er auch nach unserer Scheidung befreundet blieb, schenkte er einen Steinway-Flügel. Und die Dinger sind nicht gerade billig.
    Als wieder einmal Weihnachten vor der Tür stand, dachte ich lange darüber nach, was ich ihm schenken sollte. Die klassische Gretchenfrage: Was schenkt man einem Mann, der schon alles hat? Nachdem ich ziellos durch ein paar Geschäfte gezogen war, stieß ich auf das perfekte Geschenk: einen neuartigen tragbaren Kühlschrank. Was für eine brillante Idee! Man stöpselt ihn ein, drückt auf einen Knopf, worauf sich die Tür

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