ROD - Die Autobiografie
automatisch öffnet – und die Flasche, beleuchtet und von Dunstschwaden umgeben, zeigt sich in ihrer ganzen Pracht. Das Ding schien genau den »Wow«-Faktor zu besitzen, nach dem ich gesucht hatte. Und es kostete immerhin 3000 Pfund, was, wie ich dachte, genug sei.
Eltons Geschenk für mich in diesem Jahr: ein Rembrandt.
Eine seiner Zeichnungen: »Die Anbetung der Hirten«.
Ein gottverdammter Rembrandt! Ich kam mir reichlich schäbig vor – wenn auch nicht so schäbig, wie Elton es wohl gerne gehabt hätte, als er mein Geschenk später einmal hämisch als »Eiskübel« bezeichnete.
Es war kein Eiskübel – es war ein neuartiger tragbarer Kühlschrank!
Als Elton 1997 seinen fünfzigsten Geburtstag feierte, war ich jedenfalls etwas pfiffiger. Ich kaufte ihm einen dieser überdimensionierten Haartrockner, wie man sie aus Damenfriseursalons kennt. Zwei Jahre später, als ich Rachel heiratete, schickte er uns einen Geschenkgutschein der Drogeriekette Boots – im Wert von 10 Pfund. Auf die Rückseite schrieb er: »Kauft euch doch was Schönes fürs Haus.«
Wir unternahmen auch gemeinsame Reisen oder trafen uns, wenn sich unsere Wege im Ausland kreuzten. Als die Band Queen in Bel Air/Los Angeles einmal ein Haus gemietet hatte, verbrachten Elton und ich einen langen Abend mit Freddie Mercury – einem wundervollen, witzigen Mann, den ich uneingeschränkt bewunderte – und diskutierten die Möglichkeit, eine neue Supergroup auf die Beine zu stellen. Sie sollte Nose, Teeth & Hair heißen – natürlich eine Referenz an unsere prominentesten Körperteile –, und kleiden wollten wir uns wie die Beverley Sisters, die englische Girl Group aus den Fünfzigerjahren. Konkrete Formen nahm das Projekt nie an – was für die populäre Musik natürlich ein schmerzlicher und bleibender Verlust ist.
1985 machten wir sogar gemeinsam Urlaub in Afrika. Es war eine dieser Safaris, auf denen man in den Busch fährt, um die »großen Fünf« zu Gesicht zu bekommen: Elefant, Nashorn, Büffel, Löwe und Leopard. Der ideale Zeitpunkt dafür war natürlich der frühe Morgen – der damals nicht gerade zu meiner bevorzugten Tageszeit zählte. Doch wer steht um diese unchristliche Zeit vor meinem Zelt und ruft: »Komm schon, aufstehen, Liebes«? Elton natürlich. Wir fuhren zusammen in einem Land Rover raus und ernannten uns selbst zu »Kackalogen« – Experten, die eine Fährte anhand tierischer Exkremente aufnehmen konnten. Abends im Camp warfen wir uns dann in Schale und hockten mit Jackett und Fliege ums Lagerfeuer.
Selbst auf Safari mochte Elton auf seine Juwelen nicht verzichten. Er bewahrte diverse Cartier-Stücke, die vermutlich ein Vermögen kosteten, in einer schwarzen Schatulle auf. Sein Assistent Bob hatte die Aufgabe, diese Schatulle zu bewachen – fast so wie der amerikanische Präsident ständig von einem Mann mit einem Aktenkoffer begleitet wird, in dem sich der Code für die Nuklearraketen befindet. Eines Abends – wir waren gerade beim Essen – kamen einige Mitglieder unserer Gruppe auf die Idee, Bob die Schatulle zu entwenden. Wir wollten nur mal sehen, was dann passieren würde. Bob bekam prompt das große Flattern, aber Elton bringt man so schnell nicht aus dem Gleichgewicht. »Mach dir mal keine Sorgen, Darling«, sagte er ruhig, »in der Schatulle waren ja nur die Sachen für tagsüber.«
Damals spielte die Musik entweder in Eltons Villa oder im Haus von Ronnie Wood. Sein Anwesen stand in Richmond und trug den Namen »Wick«, er hatte es von dem Schauspieler Sir John Mills erworben. Es lag auf einem Hügel, hatte große Sichtfenster mit Blick auf die Themse und bot eines der schönsten Panoramen in England, wenn nicht in ganz Europa. Und niemand anderes als Ronnie Wood hatte sich dieses Haus unter den Nagel gerissen. Verrückte Welt.
In dem dreigeschossigen Haus befand sich ein großer, ovaler Raum, dessen Gebälk handgeschnitzte Ornamente zierten und der mit unglaublichen Kaminen ausgestattet war. Im Keller ließ Ronnie noch ein Studio installieren, hatte vom Vorbesitzer einen Billardtisch übernommen und sich einen Papagei zugelegt, dem er beigebracht hatte, »Fuck off« zu sagen. Was die grundlegende Inneneinrichtung betraf – banale Dinge wie, sagen wir, einen Esstisch –, erschien mir das Haus hingegen immer etwas unterentwickelt. Hauptsächlich diente es als gigantische Garderobe für Ronnies Bühnenkostüme, die überall an der Wand hingen – gleich neben seinen zahllosen Gitarren.
Als Partyraum
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