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Römer im Schatten der Geschichte

Römer im Schatten der Geschichte

Titel: Römer im Schatten der Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Knapp
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Erniedrigung wie dem Brandmarken: »Eumolpus bedeckte unsere Stirnen mit riesigen Buchstaben und schrieb uns mit roher Hand das Schandmal der flüchtigen Sklaven übers Gesicht« (Petron,
Satyrica
103). Diese Art der Peinigung wird in der Literatur über Sklaven durchgehend thematisiert, wie den Stücken des Plautus und den Romanen des Apuleius und Petronleicht zu entnehmen ist. Es gibt keinen Hinweis darauf, dass solches Verhalten bei christlichen Sklavenhaltern seltener vorkam als bei heidnischen. Körperlicher Misshandlung ausgesetzt zu sein war vielmehr das vorherrschende Kennzeichen der Sklaverei. Zeugnisse aus dem frühmodernen Brasilien und Nordamerika zeigen ein ähnliches Bild:
     
    Tag und Nacht zur ständigen Verfügung seines Herrn, kannte der Haussklave keine regelmäßigen Arbeitsstunden. Hinzu kam das Unbehagen, beständig den wachsamen Blicken der Weißen ausgesetzt und jeder ihrer bizarren, rachsüchtigen oder sadistischen Launen ausgeliefert zu sein. Haussklaven wurden häufig wegen belangloser Fehler, Unwissenheit, ausstehender Arbeit oder »unverschämten« Benehmens geohrfeigt oder geprügelt, oder auch einfach weil sie in der Nähe und für Schläge leicht erreichbar waren, wenn der Herr verstimmt war. (W. Blassingame,
The Slave Community
)
     
    Apuleius erzählt von einem Koch, der befürchtete, mit dem Tod betraft zu werden, weil man ihm eine Rehkeule gestohlen hatte (
Der goldene Esel
8,31). Martial erwähnt einen weiteren Koch, der ausgepeitscht wurde, weil ein Hase nicht einwandfrei zubereitet war (
Epigramme
3,94). Abgesehen von Peitsche und Brandmal waren die äußeren Lebensbedingungen der meisten Sklaven miserabel, obwohl auch hier Unterschiede bestanden, besonders zwischen ländlichen und städtischen Haushalten. In Sachen Kleidung und Nahrung waren sie abhängig von ihren Herren, und trotz wiederholter Ratschläge in agrarischen und philosophischen Schriften fehlte es wahrscheinlich sehr häufig an einer angemessenen Versorgung.
    Für eigene Sklavenquartiere gibt es kaum Belege, nur in wenigen italischen Landgütern wurden kleine Zellen als wahrscheinliche Sklavenwohnungen identifiziert. Es ist anzunehmen, dass Sklaven, wie in der Sklavengesellschaft Brasiliens, oft in den Korridoren und unter den Treppen großer Häuser lebten, ihre Bettstellen für die Nacht herausnahmen und morgens forträumten. Ein Beispiel ist Lucius, der, noch nicht verwandelt, in seinem Schlafraum auf die Geliebte Photis wartet. Er bemerkt: »Meinen Burschen war nämlich außerhalb der Schwelle, vermutlich um sie als Zuhörer beim nächtlichen Geschäker fernzuhalten, möglichst weit weg am Boden ihr Lager gerichtet« (
Der goldene Esel
2,15). Nicht nur dieSchläge, auch die allgemeinen Lebensbedingungen konnten also quälend sein. Eines der begehrtesten Privilegien war die Verfügung über eigenen Wohnraum, wie bescheiden auch immer. Sogar ein behelfsmäßiger Schuppen im Freien dürfte willkommen gewesen sein.
    Nicht weniger schlimm als die körperliche Misshandlung war die geistig-seelische: »›Äsop, mach das Tischlager fertig; Äsop, heize das Bad; … Äsop, füttere das Vieh.‹ Alles, was mühsam, anstrengend, schmerzhaft oder erniedrigend ist, alles das muß Äsop erledigen« (
Das Leben Äsops
13). Athenaios gibt einen kleinen Einblick in die erniedrigende Welt des Sklaven:
     
    Epikrates läßt im »Schwerverkäuflichen« einen der Sklaven auftreten, der seinem Ärger Luft macht: / »Denn was ist schrecklicher als daß man mit ›he, Sklave, du‹ zum Wein gerufen wird, / und das im Dienst für einen jungen Spund, dem noch kein Bart gewachsen ist, / wie auch den Spucknapf bringen und das Milchgebäck da liegen seh, / halb aufgezehrt und Stücke von Geflügel auch, / von denen etwas wegzunehmen einem Sklaven, auch wenn’s Reste sind, / verwehrt bleibt, wie die Frauen sagen. Was jedoch die Wut anheizt:: / Sie nennen unsereinen, der davon was ißt, gleich einen Fettwanst oder einen Unersättlichen.« (
Deipnosophistai – Das Gelehrtenmahl
6,262[d])
     
    In Petrons Roman verweist Hermeros auf die herabwürdigende Behandlung, die das Leben des Haussklaven begleitete: »… meine Kumpanin habe ich freigekauft, damit sich niemand an ihren Haaren die Hände trocknet« (
Satyrica
57,5 f.).
    Lässt man allgemeinere kulturelle und persönliche Gründe für eine solche Behandlung von Sklaven beiseite, war das praktische Ziel der körperlichen und psychischen Misshandlung die Einübung der Unterwürfigkeit.

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