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Römer im Schatten der Geschichte

Römer im Schatten der Geschichte

Titel: Römer im Schatten der Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Knapp
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Lebensjahren. (
CIL
XIII 7247, Mainz)
     
    Ein anderer erinnerte sich noch Jahre nach seiner Versklavung an den Namen seines Vaters:
     
    Gaius Ducenius Phoebus, Freigelassener des Gaius, Sohn des Zeno, wurde in Nisibis in Syrien geboren und in Rom zum Freigelassenen gemacht. (
CIL
VI 700 =
ILS
3944, Rom)
     
    Und schließlich spricht ein Mann, der über die Grenzen des Reichs gebracht und in Gallien in die Sklaverei verkauft wurde, beredt über seine Versklavung und Freilassung:
     
    Gaius Ofillius [Arimnestus], Freigelassener des Gaius, aus der Tribus Palatina, … [hat] zu Lebzeiten sich und Mindia [Prima], der Tochter des Marcus, …seiner Frau, und Gaius Ofillius [Proculus], Sohn des Gaius, … seinem Sohn und … [dies Grab errichtet] … Barbarenland brachte ihn hervor, Handelsverkehr überantwortete ihn unverschuldeter Sklaverei, so daß er sein Wesen änderte. Zu seinem vom Vater erworbenen Namen fügte er, sobald er konnte, einen [römischen Gentil-]Namen hinzu, und für sein Geld erhielt er, was er durch seine Bitte nicht vermochte. Durch Pflichterfüllung überwand er seinen Herrn und bekam keine Prügel zu spüren, Belohnungen erhielt er keine … (
CIL
XII 5026, Narbonne/nach Botermann, S. 299 f.)
     
    Dokumentationen dieser Art sind zwar selten, aber die Erinnerungen der Sklaven an ihr Leben vor der Versklavung dürfte lebendig geblieben sein. Ohne Zweifel war den Sklaven im amerikanischen Süden und in Brasilien, um einen Vergleich zu ziehen, ihre Vergangenheit in Afrika vor der Gefangennahme und Versklavung in aller Klarheit gegenwärtig. Für die Sklaven der Antike ist mit Sicherheit dasselbe Erinnerungsvermögen zu erwarten und damit eine Möglichkeit, sich neben dem von den Herren auferlegten Sklaven-Ich das eigene zu bewahren.
    In einer anregenden Studie hat Sandra Joshel den unsichtbaren Römern ihre Stimme zurückgegeben, und sie betont, dass die Arbeit der Sklaven für Bildung und Erhalt ihrer Identität von besonderer Bedeutung war. Sie weist in ihrer sorgfältigen und überzeugenden Untersuchung darauf hin, dass Sklaven in der Epigraphik ihre Beschäftigung weit häufiger erwähnen als Freie, und das aus eigenem Antrieb und nicht auf Beschluss der Herren. In seiner Arbeit konnte der Sklave Ichstärke entwickeln, denn mit erstklassiger Arbeit stellte er nicht nur den Herrn zufrieden, der anstellige Sklaven schätzte und sogar belohnte, er konnte sich durch seine Vorzüge auch von seinen Mitsklaven abheben und überdies Geld zusammenbringen, mit dem er vielleicht einmal sich selbst und gegebenenfalls auch ihm nahestehenden Versklavten die Freiheit erkaufen konnte. Gute Arbeit hatte nur Vorteile, also konnten die Sklaven, wo sich die Gelegenheit bot, hart arbeiten und stolz darauf sein.
    Das soll nicht zu falschen Vorstellungen führen – die Arbeit eines Sklaven war alles andere als eitel Freude und Sonnenschein. Viele Sklaven hatten nie die Gelegenheit, ein Handwerk oder andere Fertigkeiten zu erlernen, konnten also auch in keiner Tätigkeit brillieren. Andere nutzten die Möglichkeiten nicht, die sich boten. Von ihren Herren wurden dieSklaven hart herangenommen, einerseits aus praktischen Gründen – die Arbeit musste erledigt werden –, andererseits ließen sich auf diese Weise auch Ordnung und Gehorsam wahren. Doch Stolz auf geleistete Arbeit war auf verschiedenen Ebenen möglich, und viele Sklaven fanden einen Halt darin, sich auf diese Seite ihres Lebens zu konzentrieren, die sie mehr oder minder beherrschten – ein Herr würde einen Sklaven kaum daran hindern, ausgezeichnete Arbeit zu leisten, und es bestand zumindest die Aussicht auf eine Belohnung.
    Denken als Versklavte
    Wenn Sklaven über ihr Leben und seine begrenzten Möglichkeiten nachdachten, stand bereits ihr Denken unter dem Einfluss ihres Sklavendaseins. Der grundlegende Aspekt dieses Denkens war ein Mangel – der Mangel jeder Möglichkeit einer gesellschaftlichen Veränderung oder Alternative: einer Gesellschaft ohne Sklaverei. Eine soziale Existenz, die nicht Sklaverei als ihren akzeptierten, integralen Teil einschloss, lag außerhalb des Vorstellbaren. Während im Westen seit Mitte des 18. Jahrhunderts die Überzeugung aufkam, dass Sklaverei grundsätzlich unrecht sei, und dieser Gedanke sich auch unter den Sklaven verbreitete und der Kampf für die Abschaffung der Sklaverei stetig an Boden gewann, war in der römisch-griechischen Welt Ähnliches unbekannt. Ein Aspekt im Denken des Sklaven, der Hass auf die Sklaverei

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