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Römischer Lorbeer

Römischer Lorbeer

Titel: Römischer Lorbeer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Saylor
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rannte.
    *
    Die höfliche Art
ist es, leise anzuklopfen, doch in jener Nacht hämmerte ich
mit der Faust gegen Clodias Tür. Das Pochen hallte laut genug
in der stillen Nachtluft wider, um die Nachbarn zu wecken, dachte
ich, aber die Sklaven brauchten sehr lange, um an die Tür zu
kommen. Hatte der Lärm ihnen angst gemacht, oder hielten sie
mich schlicht für unhöflich? Endlich ging ein Guckschlitz
auf, und zwei Augen spähten heraus. Selbst im Dunkeln erkannte
ich die zusammengewachsenen Brauen.
    »Ich will deine
Herrin sprechen, Barnabas.«
    »Es ist
spät. Du kannst sie morgen beim Prozeß
sprechen.«
    »Nein, ich
muß sie noch heute nacht sprechen.«
    Seine Augen musterten
mich abschätzig. Mir wurde klar, wie ich in meiner
Schlaftunika und mit zerzaustem Haar aussehen mußte. Der
Sehschlitz ging zu. Ich lief auf der schmalen Stufe vor der
Tür auf und ab, während Belbo gähnend und blinzelnd
hinter mir auf der Straße stand.
    Endlich ging die
Tür auf. Ich schlüpfte hinein, doch Barnabas schlug Belbo
die Tür vor der Nase zu.
    Er führte mich
durch die Halle und den Garten. Im Licht einiger schwach brennender
Lampen konnte ich erkennen, daß er noch nicht völlig
verlassen war. Im Schatten bewegten sich flüsternde Paare. Wie
ein Waldfaun kreuzte auf einmal mit großen, hüpfenden
Schritten ein nacktes Mädchen unseren Weg. Es war die, die mit
Senator Fufius gekommen war. Sie wandte den Kopf, stieß ein
überraschtes Lachen aus und verschwand. Kurz darauf erschien
der nackte und betrunkene Fufius auf der Bildfläche und setzte
ihr nach. 
    Barnabas führte
mich in den rot getäfelten Raum mit Blick auf den Garten. Er
stellte eine kleine Lampe auf den Tisch und ging. Ich hatte
reichlich Zeit, die Nymphen und Satyrn an den Wänden zu
betrachten, bevor Clodia auf der Schwelle erschien. Ihr Haar hing
offen über ihre Schultern, sie trug eine durchsichtige Robe,
nur in der Hüfte gegurtet, so daß sie zwischen ihren
Brüsten offen war. Ihre nackte Haut schimmerte im roten
Widerschein des Lichts. Sie lächelte müde.
    »Wenn du bleiben
wolltest, Gordianus, warum bist du dann gegangen? Ach ja, um
Bethesda nach Hause zu bringen. Aber jetzt bist du wieder hier. Ist
dir irgend jemand auf dem Fest ins Auge gefallen?« Sie kam
mit halb geschlossenen Augen geschmeidig auf mich zu, auf den
Lippen die Andeutung eines Lächelns.
    »Du hast
grundlos eine Sklavin foltern lassen.«
    Ihre Lider wurden
schwerer, das Lächeln erstarrte. »Ach, das wieder?
Bitte, Gordianus, in deinem Alter sollte sich ein Mann doch an den
Lauf der Dinge gewöhnt haben.«
    »Es gibt Dinge,
an die man sich nie gewöhnt. Lügen, Täuschungen,
Verschwörungen.«
    »Wovon redest du
überhaupt?«
    »Und Bestechung,
natürlich. Dafür war doch das Silber, oder nicht? Nicht
um die Sklaven zu kaufen, damit sie aussagen konnten, sondern eine
ganz ordinäre Bestechung, nicht mehr und nicht weniger - damit
ich im entscheidenden Moment genau das tun würde, was du
wolltest. Der Mann, dessen Ehrlichkeit selbst Cicero gerühmt
hat - deshalb wolltest du mich überhaupt nur, weil du
dachtest, daß ich mich auf diese Art als nützlich
erweisen könnte. Ach ja: Wir werden Cicero den ehrlichen
Menschen am letzten Prozeßtag direkt ins Gesicht schleudern. Soll er
seine Rede halten, bevor der Mann, von dem er selbst sagt, er
wäre der ehrlichste Mann Roms, in den Zeugenstand treten und
Cicero wie einen Narren aussehen lassen würde. Hast du
wirklich geglaubt, du könntest mich mit Silber kaufen? Hast du
noch nie einen Mann getroffen, den du nicht mit Silber oder deinem
Lächeln kaufen konntest?«
    »Also wirklich,
Gordianus, es ist schrecklich spät -«
    »- und der
Prozeß schon zu weit fortgeschritten, als daß ich
deinen Plan noch durcheinanderbringen könnte. Die
vermeintliche Übergabe des Giftes in den Bädern des Senia
-hast du das auch selbst inszeniert?«
    »Sei nicht
albern!«
    »Vielleicht war
das Teil deines Plans, vielleicht auch nicht. Aber was immer du
vorhattest, irgend etwas ist schiefgelaufen. Das Beweismaterial
gegen Caelius, das du zusammenzutragen oder zu fabrizieren
hofftest, ist nicht zustande gekommen. Dir wurde klar, daß
die bloße Behauptung, Caelius habe dich vergiften wollen, zu
dünn war, um die Richter zu beeindrucken. Also hast du etwas
Neues ausgeheckt. Woher wußtest du, daß ich Gift im
Haus haben würde? Oder hat Bethesda dir dieses Wissen
freiwillig anvertraut, und du hast dann umgehend Gebrauch davon
gemacht?«   
    »Ich

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