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Römischer Lorbeer

Römischer Lorbeer

Titel: Römischer Lorbeer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Saylor
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Deswegen will Caelius mich umbringen, nicht weil ich ihn
einmal geliebt habe und jetzt nicht mehr liebe, sondern weil ich
versuche zu beweisen, was er Dio angetan hat. Deswegen möchte
ich, daß du morgen zu den Bädern des Senia kommst und
mir hilfst, das Komplott gegen mich zu vereiteln und es vor ganz
Rom offenzulegen. Nur so kann Dios Mörder seiner gerechten
Strafe zugeführt werden.«
    Ich machte einen
Schritt zurück. »Die Bäder des Senia«, sagte
ich matt. »Ich denke, ein heißes Bad kann nicht
schaden. Wann?«
    Auf ihren Lippen
zeichnete sich kaum merklich ein Lächeln ab. »Ich werde
dir morgen nachmittag eine Sänfte schicken, die dich dorthin
bringt. Chrysis wird mitkommen und dir unterwegs die Einzelheiten
erklären.« Sie nahm ihren Umhang, gab ihn mir und drehte
sich um, damit ich ihn ihr über die Schultern hängen
konnte. Sie lehnte sich zurück, so daß sich unsere
Körper leicht berührten. »Oh, und heute abend
schicke ich dir das Silber, das du vielleicht brauchen
wirst.«
    »Silber?
Wofür?«
    »Um die beiden
Küchensklaven von Lucceius zu kaufen natürlich, die an
der Intrige gegen Dio beteiligt waren. Das heißt, wenn du sie
aufspüren kannst. Dann wirst du Silber dringend brauchen, um
sie unter der Nase von Lucceius’ Verwalter wegzukaufen oder
ihn zu bestechen, sie dir zu überlassen. Wieviel Silber
würde das erfordern? Sag es mir noch, bevor wir uns trennen,
dann schicke ich es dir heute abend.«
    »Und ich werde
mit demselben Boten eine Empfangsbestätigung
zurückschicken«, sagte ich.
    Sie zog den Umhang um
ihren Hals und lächelte. »Das ist nicht nötig. Ich
bin sicher, du wirst alles Silber, das du bis zum Ende des
Prozesses nicht ausgegeben hast, zurückgeben. Du siehst,
Gordianus, ich vertraue dir tatsächlich.«
    *
    »Hättest du
etwas dagegen, einen kleinen Umweg zu machen?« fragte Clodia,
als wir wieder in der Sänfte saßen.
    »Solange ich
rechtzeitig zum Abendessen wieder zu Hause bin«, antwortete
ich, an Bethesda denkend.
    »Es dauert nicht
lang. Es zieht mich auf den Capitol, einfach nur, um die Aussicht
zu genießen. Die Luft ist heute so klar, und jetzt geht
gerade im Westen die Sonne unter.« Sie nickte Chrysis zu, die
ihren Kopf durch die Vorhänge steckte und die Anweisung an den
Anführer der Sänftenträger weitergab.
    Wir kamen wieder am
Gemüse- und Viehmarkt vorbei, durchquerten das Tal zwischen
Palatin und Capitol und erreichten das Forum. Der Tag neigte sich
seinem Ende zu, doch ein Blick nach draußen sagte mir,
daß die Plätze noch immer mit Toga tragenden Männer
bevölkert waren, die ihren Geschäften nachgingen. Ich
genoß die Privatheit der Sänfte - wie sonst hätte
ein Mann Seite an Seite mit einer skandalumwitterten Frau den
belebtesten Ort Roms passieren können, ohne daß jemand
ihn sah?
    Clodias Gefolge
hingegen blieb nicht unbemerkt. An einer Stelle kreuzten sich
unsere Wege mit einigen Anhängern Milos, die an den
auffälligen rot-weißen Vorhängen erkannt haben
mußten, wer sich in der Sänfte befand.
    »Raus mit der
Hure!« brüllte einer von ihnen.
    »Bist du mit ihr
da drinnen, Clodius?«
    »Hast du wieder
ins Bett gemacht und bist zu deiner großen Schwester
gerannt?«
    »Sie
küßt dich, und es wird wieder gut!«
    »Oder
größer!«
    Mit einem
plötzlichen Ruck kam die Sänfte zum Stehen. Von
draußen hörte man weitere höhnische
Obszönitäten und dann die Geräusche einer
Auseinandersetzung. Der Augenblick hatte etwas Alptraumhaftes; wir
waren zwar in der Kabine verborgen, konnten jedoch auch nicht
sehen, was draußen vor sich ging, so daß die
Schmähungen von körperlosen Stimmen zu stammen schienen
und das Gerangel um so bedrohlicher wirkte, weil seine Ursache
unsichtbar blieb. Ich hörte, wie Klingen aus Scheiden gezogen
wurden. Clodias Körper neben mir schien Hitze auszustrahlen.
Ich sah in ihr Gesicht, das trotz der Ereignisse außerhalb
der Kabine ausdruckslos blieb. Mir war, als wären ihre Ohren
gerötet, aber das konnte auch eine Täuschung des Lichts
in der Kabine gewesen sein.
    Die Sänfte setzte
sich wieder in Bewegung.
    »Stürzt sie
um!« rief jemand.
    »Auf den
Scheiterhaufen mit der Hexe!«
    Clodia ergriff meine
Hand, starrte jedoch weiter starr geradeaus. Ich biß die
Zähne aufeinander und hielt die Luft an. Draußen
hörte man das Klirren von Schwertern, dazu Schreie und
Stöhnen.
    Schließlich
setzte sich die Sänfte erneut in Bewegung, gewann rasch an
Tempo, und wir ließen den Chor obszöner

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