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Römischer Lorbeer

Römischer Lorbeer

Titel: Römischer Lorbeer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Saylor
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bevor sie fortfuhr. »Er
weiß, daß ich Beweise gegen ihn habe und gegen ihn
aussagen will. Er will mich tot sehen, und wenn es nach ihm ginge,
würde ich meinen Vorfahren schon vor dem morgigen
Sonnenuntergang Gesellschaft leisten. Glücklicherweise sind
die Sklaven, die Caelius glaubte verführen zu können,
loyal geblieben und haben mich über seinen Plan
informiert.«
    »Welchen
Plan?«
    »Heute morgen
hat Caelius Gift erworben, das er benutzen will. Er hat auch einen
Sklaven gekauft, um es zu testen. Der arme Mann starb unter
entsetzlichen Qualen, während Caelius zusah. Es dauerte nur
wenige Augenblicke. Du mußt wissen, daß Caelius ein
schnell wirkendes Gift wollte, und er mußte sich
vergewissern, daß es auch wirken
würde.«
    »Woher
weißt du das?«
    »Weil ich meine
Spione in Caelius’ Haus habe, natürlich. Genau wie er
glaubt, Spione in meinem zu haben.« Sie erhob sich und begann
auf und ab zu laufen. »Der Plan sieht folgendermaßen
aus: Morgen soll ein Freund von ihm einige meiner Sklaven in den
Bädern des Senia treffen und ihnen das Gift geben, damit sie
es in mein Haus bringen, wo Chrysis mich vergiften soll. Sein
Mittelsmann hat die Sklaven, auch Chrysis, gestern angesprochen.
Sie haben vorgegeben, auf seinen Vorschlag einzugehen, sind dann
aber zu mir gekommen und haben alles
erzählt.«
    »Wie kommt
Caelius darauf, er könnte deine Sklaven zu so etwas
bewegen?«
    »Marcus Caelius
war ein willkommener Gast in meinem Haus. Er hat einige Sklaven,
darunter auch Chrysis, ziemlich gut kennengelernt - so gut
jedenfalls, daß er annahm, er könnte sie mit
Versprechungen dazu bringen, ihre Herrin zu ermorden. Er hat ihre
Loyalität mir gegenüber
unterschätzt.«   
    Ich musterte sie und
überlegte, ob ich ihr glauben sollte, ertappte mich jedoch
dabei, wie ich die Umrisse ihres Körpers musterte. Ich
schüttelte den Kopf. »Dann ist der Plan also
aufgeflogen. Du hast ihn im Keim erstickt. Was soll dann all die
Heimlichtuerei? Warum erzählst du mir überhaupt
davon?«
    »Weil Marcus
Caelius nicht weiß, daß sein Plan aufgeflogen ist. Er
glaubt, die Sklaven hätten eingewilligt, seine Befehle zu
befolgen, und deshalb wird er von seinem Plan natürlich nicht
lassen. Morgen nachmittag wird sein Mittelsmann mit einem
Döschen Gift in die Bäder des Senia kommen. Meine Sklaven
werden dort sein, um sie in Empfang zu nehmen -und Zeugen
natürlich auch. Wir werden das Gift sichern, den Mittelsmann
entlarven und vor Gericht Beweise für einen weiteren
Mordversuch von Marcus Caelius präsentieren
können.«
    »Und du willst,
daß ich anwesend bin?« fragte ich.
    Sie drängte sich
näher an mich. »Ja, um das Gift zu sichern und alles zu
beobachten.«
    »Bist du sicher,
daß du deinen Sklaven vertrauen kannst,
Clodia?«
    »Natürlich.«
    »Vielleicht
erzählen sie dir nicht alles.«
    »Am Ende bleibt
uns allen nichts anderes übrig, als unseren Sklaven zu
vertrauen, oder?«
    »Warum hast du
mich dann hierhergebracht, weit weg von deinem Haus, weg von deinen
Leibwächtern und Sänftenträgern, wo nicht einmal
Chrysis zuhören kann?«
    Sie schlug die Augen
nieder. »Du durchschaust mich. Ja, ich kann mir nicht sicher
sein. Niemand kann sich in dieser Welt irgendeiner Sache sicher
sein. Ja, ich habe Angst - sogar vor meinen eigenen Sklaven. Aber
aus irgendeinem Grund vertraue ich dir, Gordianus. Das hast du
vermutlich schon oft gehört.«
    Sie neigte den Kopf
und hielt den Blick gesenkt, so daß ich die bemerkenswerte
Linie ihrer Augenbrauen bewundern konnte, geschwungen wie die
Flügel eines Vogels im Flug. Dann blickte sie wieder auf, und
ich sah nur noch ihre tiefen, leuchtenden grünen
Augen.
    »Clodia, du hast
mich gebeten, Beweise dafür zu finden, daß Marcus
Caelius Dio ermordet hat. Ob du diese Sache aus Gründen der
Gerechtigkeit oder des politischen Vorteils verfolgst oder nur, um
Caelius zu vernichten, weiß ich nicht, und es ist mir im
Grunde auch egal. Ich habe nur aus einem Grund eingewilligt: Ich
will mein möglichstes tun, damit Dios Schatten seinen Frieden
findet. Der Krieg zwischen dir und Caelius - eine zerbrochene
Liebe, schwelender Haß, was auch immer -, er hat nichts mit
mir zu tun.«     
    Sie trat noch
näher an mich heran und sah mir fest in die Augen. Ich
spürte die Hitze ihres Körpers - genau wie in der
Sänfte. Ihre Augen schienen unheimlich groß.
»Liebe und Haß haben nichts damit zu tun. Verstehst du
nicht, Gordianus, das alles hängt mit dem Mord an Dio
zusammen.

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