Römischer Lorbeer
fürs
Abendessen. Bethesda nahm meine Komplimente für ihr Lammragout
mit Linsen mit einem kaum merklichen Nicken entgegen und bemerkte,
daß Diana das meiste zubereitet hätte.
Kurz darauf traf ein
Bote von Clodia ein, der das versprochene Silber brachte. Sie
mußte die Münzen selbst gezählt haben, denn auch
sie rochen ein wenig nach ihrem Parfüm.
Als wir uns fürs
Bett fertig machten, fragte Bethesda, wie ich mit meiner Arbeit
vorankäme. Ich vermutete, daß Diana von meinem
Gespräch mit Eco berichtet hatte, zumindest, soweit sie es
belauscht hatte, und gab ihr eine möglichst
oberflächliche Antwort, ohne die Unwahrheit zu
sagen.
»Und was wolllte
diese Frau heute nachmittag von dir?« fragte sie und
löste den Gurt ihrer Stola.
»Sie wollte
hören, was ich bisher erfahren habe.« Den angeblichen
Plan eines neuerlichen Giftanschlags erwähnte ich ebensowenig
wie Clodias Idee, mich zu den Bädern des Senia zu
schicken.
»Die Frau hat
dich auf eine falsche Fährte geführt, weißt
du.«
»Eine falsche
Fährte?«
»Auf die
Fährte von Marcus Caelius.«
»Aber Bethesda,
Jedermann weiß«, daß Caelius in die Sache
verwickelt ist.«
Bethesda ließ
ihre Stola zu Boden fallen und stand einen Moment lang nackt vor
mir. »Du neckst mich immer damit, daß ich alles glaube,
was so geklatscht wird. Warum? Weil ich eine Frau bin? Du bist
deijenige, der an den Klatsch glaubt.« Sie griff nach ihrem
Schlafgewand und streifte es über. Ich versuchte sie mir in
einem Gewand aus durchsichtiger Seide aus Kos vorzustellen.
Bethesda sah meinen Gesichtausdruck, und ihre Züge wurden
weicher. »Du hast keinen Grund, Caelius zu verdächtigen,
außer durch die Anschuldigungen dieser Frau. Es wäre
doch schrecklich, wenn ein junger Mann für ein Verbrechen
verurteilt würde, das er gar nicht begangen
hat.«
»Und wenn er es
doch begangen hat?«
Sie schüttelte
den Kopf und begann die diversen Nadeln und Klammern zu lösen,
mit denen sie tagsüber ihr Haar hochsteckte. Sie setzte sich
vor den Spiegel und begann ihr Haar zu bürsten. Sie schien ein
wenig überrascht, hatte jedoch keine Einwände, als ich
ihr die Bürste aus der Hand nahm und es für sie tat. Auch
als ich die Bürste beiseite legte, meine Hände über
ihre Schultern gleiten ließ und mich vorbeugte, um ihren Hals
zu küssen, protestierte sie nicht.
In jener Nacht liebten
wir uns mit einer Hitze, die uns die Kühle im Zimmer vergessen
ließ. Ich bemühte mich sehr, nicht an Clodia zu denken.
Vielleicht wäre es mir sogar gelungen, wenn da nicht ihr
Parfüm gewesen wäre. Es hatte meine Kleider und meine
Haut durchdrungen. Ich roch es an meinen Händen und damit
auch an Bethesda. Es war nur ein schwacher, schwer faßbarer
Duft. Doch sobald ich ihn, das Gesicht in Bethesdas Haaren, wieder
vergessen hatte, wehte er mich aufs neue an, setzte sich in meinem
Kopf fest und beschwor Bilder herauf, die ich nicht kontrollieren
konnte.
*
Am nächsten
Morgen kam Eco mit Neuigkeiten über die Sklavin Zotica.
Während ich am Nachmittag zuvor in Clodias Sänfte durch
die Stadt gegondelt war, hatte er sich auf den Weg in die
Straße der Sichelmacher gemacht und den Sklavenhändler
ausfindig gemacht.
»Zotica ist
nicht mehr in Rom«, erzählte er. »Der Händler
behauptet, er hätte zunächst versucht, sie im Haus eines
reichen Mannes unterzubringen, weil er dachte, daß er den
höchsten Preis erzielen würde, wenn er sie an einen
Haushalt vermitteln könnte, der dem ähnelte, aus dem sie
kam. Doch offenbar waren die Spuren auf ihrem Körper ein wenig
auffälliger, als Coponius zugegeben hatte. Niemand wollte sie
als Serviermädchen oder Zofe haben. Am Ende hat der Mann sie
an einen anderen Händler verkauft, der sich auf Lustsklaven
spezialisiert hatte.«
»Dann ist sie in
einem Bordell gelandet?«
»Mag sein, aber
nicht in Rom. Der zweite Händler hat sich geziert und die Hand
aufgehalten, bis ihm schließlich ›einfiel‹,
daß er sie mit einer Lieferung von Sklaven zu einem
Etablissement in Puteoli geschickt hat.«
»Ich werde dir
das Bestechungsgeld ersetzen, Eco. Was meinst du, würde es
kosten, eine solche Sklavin zu kaufen?« Ich zückte den
kleinen Beutel voll Silber, den Clodia mir geschickt
hatte.
»Deutlich
weniger als das«, sagte Eco. »Woher hast du
es?«
Ich erklärte es
ihm.
»Clodia ist eine
gerissene Frau«, sagte er. »Ich verspüre mehr und
mehr den Wunsch, sie kennenzulernen. Wenn mir nur mein Vater nicht
ständig in die Quere
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