Roen Orm 3: Kinder des Zwielichts (German Edition)
wollte ihn nicht gefährden, noch viel weniger verlieren, Inani hatte mindestens ebenso sehr Angst um ihn wie er um sie, wenn nicht noch mehr. Das hätte sie beinahe wanken lassen. Aber nur beinahe. Schlimmer als all dies allerdings waren Maondnys Tränen gewesen. Inani hatte die Freundin weinen gehört, tief in ihrem Inneren, und schon da gewusst, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hatte.
„Ich würde es nicht rückgängig machen“, flüsterte sie. „Nichts davon. Maondny wusste es, da war kein besserer Weg. Wenn ich den einen hätte retten können, wer wäre an seiner Stelle gestorben? Wenn ich das eine Schicksal gewendet hätte, welches andere wäre daran zerbrochen? Es gab nur die Wahl zwischen Unglück und noch größerem Unglück.“
Sie strich über ihr Buch, in dem sie zahllose Jahre geschrieben hatte. Ihr Vermächtnis. Die Erinnerungen aller Hexen, mit denen sie das Todesritual geteilt hatte, die Erinnerungen an ihr eigenes Leben, das so unendlich lange währte. All das, was ihre Freunde ihr geschenkt hatten. Kinder des Zwielichts, so hatte man sie genannt. Inani lächelte über all die kostbaren Erinnerungen, die hier niedergeschrieben waren, über die schönen Momente, die ihr sofort wieder in den Sinn kamen. Noch hatte sie nicht alles zurückgerufen, sie musste sich beeilen, damit fertig zu werden, bevor ihre Enkelin kam, sie zu erlösen.
„Eine einzige Hoffnung habe ich noch. Loéys, wirst du sie mir erfüllen?“, flüsterte Inani.
Dann ließ sie sich niedersinken und gestattete der Flut von Bildern und Gefühlen, über sie hinwegzubranden.
Erinnerungen …
So vieles war geschehen …
Ende Teil 3
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