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Roen Orm 3: Kinder des Zwielichts (German Edition)

Roen Orm 3: Kinder des Zwielichts (German Edition)

Titel: Roen Orm 3: Kinder des Zwielichts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Balzer
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Worte vor sich hin, das Gesicht vor Anstrengung verzerrt. Immer wieder schlug sie mit der Hand um sich, als wollte sie Insekten verscheuchen, die nur sie sehen konnte, aber da war nichts. Zumindest nichts, was Pera oder Jordre erkennen konnten. Ledrea antwortete auf keine Frage, sie weigerte sich zu erzählen, was ihr widerfahren war, was es mit ihren Flüchen auf sich hatte, jene magischen Muster, mit denen sie Osmeges Pläne durchkreuzen wollte. Tief besorgt hielten sie sich an Ledreas Seite, wie schon während der ganzen letzten Tage, bereit sie zu stützen, sollte sie fallen. So bemerkten sie lange Zeit nicht, dass die Landschaft sich um sie herum veränderte. Die dichten Wälder wichen zurück, überall fanden sich von Hand bearbeitete Steine, Überreste von Mauern und Straßen. Die Elfe steuerte plötzlich auf etwas zu, das gewiss einst eine große, eindrucksvolle Statue gewesen war, jetzt allerdings in hohem Gras lag, zerschlagen und verwittert.
    „Vier Wächter über Merpyn, unermüdlich ohne Schlaf …“, flüsterte Ledrea. Es klang wie der Anfang eines Gedichts. Verloren lächelnd wandte sie sich zu den beiden Orn um. „Merpyn war einst eine riesige Stadt“, sagte sie, und wies über die weiten Graslande, die sich flach vor ihnen ausbreiteten, nur gelegentlich von Hügeln und kleinen Waldflecken durchbrochen. „Das ist Merpyn, oder das, was noch übrig ist. Soweit das Auge reichte, lebten einst Elfen, Famár, Orn und Wesen der Macht zusammen. Drachen jagten über den Himmel und hüteten das Gleichgewicht der Elemente, es war ein Ort des Wissens und Handels. Mein Herz weint um Merpyn … An keinem Ort in Anevy sieht man den Untergang deutlicher als hier.“
    Sie schritt weiter und ließ die Überreste der Statue hinter sich.
    „Sie heißt Chelsa“, sagte Ledrea gedankenverloren. „Die Steintänzerin. Ihr Name ist Chelsa. Unsere einzige Hoffnung. Anevys Rettung. Lasst uns eilen!“
    Jordre schluckte hart. Es war gut, dass Ledrea neue Kraft zu schöpfen schien, so stark wie im Augenblick hatte sie gewiss seit einer Woche nicht mehr ausgesehen. Doch dass sie jetzt ihrem Ziel so nahe waren, gab dem Alptraum eine neue Wirklichkeit. Nun konnte er sich nicht mehr einreden, dass noch viel Zeit war, Pläne zu schmieden. Pera griff nach seiner Hand und drückte sie, halb lächelnd, halb erstarrt vor Entsetzen. Jordre küsste ihre Finger und erwiderte das halbe Lächeln. Es gab kein Zurück, sie hatten nie eine Wahl gehabt. Sie konnten entweder sinnlos sterben oder ihrer Bestimmung folgen. Mächte, die sie beide nicht begriffen, hatten sie gezwungen, hierher zu kommen.
    „Mut, Pera. Wir brauchen Mut. Nichts ist ungewisser als die Zukunft, sagt meine Mutter immer!“ Der Gedanke an Chyvile tröstete ihn seltsamerweise. Irgendetwas sagte ihm, dass seine Mutter noch lebte und dort draußen war, bereit, gegen Osmege zu kämpfen, um ihm, Pera und der Steintänzerin den Weg freizuhalten.
    Jordre schlang einen Arm um Peras Taille und marschierte im Gleichschritt mit ihr hinter Ledrea her. Gleichgültig, wohin der Weg ihn noch führen mochte, er war nicht allein, und dafür war er dankbar.
     
    Immer größere Gesteinsbrocken, verwitterte Überreste einer verlorenen Kultur, säumten die schmale Straße, bis irgendwann einige geduckte Häuser in Sicht kamen, umgeben von stoppeligen Feldern. Verängstigte Orn starrten die drei Wanderer an. Sie umklammerten ihre Kinder, als würden sie fürchten, dass ihnen die Kleinen gestohlen werden sollten.
    „Gibt es keinen magischen Schutz?“, fragte Pera verblüfft. Die Armut dieser Orn bedrückte sie sehr. In Navill hatte niemand je so ängstlich und verhungert ausgesehen wie hier.
    „Oh doch, nur ist es keine Kuppel aus Wassermagie, oder Nebelschleier wie bei anderen Dörfern. Merpyn hat eine eigene Hüterin.“ Ledrea wies mit den Augen auf etwas, was Jordre für eine weitere zerstörte Statue gehalten hatte. Fassungslos blieb er stehen: Ein gewaltiges, hässliches Wesen starrte auf ihn nieder, das die ungefähre Größe eines Orn besaß, aber den Kopf eines Famár und einen Körper, den ein unfähiger Künstler aus
    Gestein gemeißelt zu haben schien. Es wirkte uralt, als wäre es von der Zeit vergessen worden, und war spürbar von Zorn beherrscht.
    „So ist es also wahr“, grollte die erschreckende Kreatur mit tiefer Stimme, als würde sie aus dem Inneren der Erde zu ihnen sprechen.
    „Die Gefährten sind gekommen. Doch sie sind zu spät. Oder viel zu früh. Die

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