Roen Orm 4: Herrscher der Elemente (German Edition)
sichereren Ort gehen“, flüsterte Inani, als sie einen Moment lang beim Küssen innehielten, beide wohlig erschöpft nach intensivem Liebesspiel.
„Überall, wo du bist, gefällt es mir, Liebste. Lass uns ruhig hier bleiben. Solange wir nicht zu laut sind …“
„Habe ich dich mit meiner Freude an Gefahr angesteckt?“, neckte sie ihn.
„Vielleicht. Vielleicht hast du auch nur geweckt, was schon immer da gewesen ist?“ Er rollte sich wieder über sie und forderte einen langen Kuss von ihr ein. Sie hatten die ganze Nacht lang Zeit und Janiel war entschlossen, nicht einen Moment davon zu verschwenden.
8.
„Das größte Leid ist stets jenes, das wir uns selbst zufügen, aus freiem Willen, im Glauben, das Richtige zu tun.“
Sinnspruch, Ursprung unbekannt
Schweigend marschierten Pera, Jordre, Chelsa und Ledrea durch karges, zerrissenes Land. Die Elfe hatte einen von Chyviles Aquamarinen zu einem Schutzamulett für das Mädchen geformt, damit auch sie vor Osmeges Kreaturen geschützt war. Es schien Chelsa nicht zu interessieren, sie reagierte kaum auf die fremde, bedrohliche Umwelt und wies Peras Versuche, ein Gespräch zu beginnen, gleichgültig von sich. Dabei brannten Pera wie Jordre darauf, etwas über dieses Mädchen zu erfahren, das solch große Bedeutung haben sollte. Auch Ledrea war nicht mehr fähig, auf Fragen zu antworten. Sie murmelte unentwegt vor sich hin, blickte gehetzt um sich, als würde sie Feinde im Nacken spüren, dabei gab es hier vergleichsweise wenige Chimären oder entartete Pflanzen.
„Er ist nah, nah, er ist nah!“, hörte Jordre immer wieder. Zumindest bildete er sich ein, dass dies die Bedeutung der Worte sein könnten, Ledrea flüsterte in ihrer eigenen Sprache. Schließlich hielt Pera die Anspannung nicht mehr aus und stellte sich der Elfe in den Weg.
„Keinen Schritt weiter!“, zischte sie wütend. „Sind wir in Gefahr, ja oder nein? Wenn ja, welche Gefahr, und was können wir dagegen tun?“
Zuerst fuhr Ledrea erschrocken zusammen, aber dann lächelte sie traurig.
„Es ist gut. Ich bin …“ Fahrig wischte sie sich über das Gesicht. „Kommt mit in die Traumwelt. Wir haben nicht mehr viel Zeit, bald wird mein Fluch sich erfüllen. Ihr müsst es bis dahin geschafft haben. Schaffen, ja … Wissen. Das braucht ihr. Schließt die Augen!“
Es brauchte mehrere Anläufe, bis Chelsa bereit war, der Aufforderung der Elfe zu gehorchen und die Lider geschlossen zu halten. Sie zeigte zum ersten Mal offen ihre Angst, die sie bislang unter der Maske der Gleichgültigkeit verborgen gehalten hatte. In Ledreas sicherer Traumzuflucht atmeten sie alle erst einmal auf. Auch Chelsa schien zu spüren, dass sie hier nicht angegriffen werden konnte, da sie etwas ruhiger wurde.
„Wir haben nicht viel Zeit“, wiederholte Ledrea mehrfach. „Ihr müsst es wissen, jetzt, ihr alle drei. Ich weiß nicht, wie lange es dauern wird, bis es soweit sein wird. Osmege ist bereit für mich, mein Fluch wird sich bald erfüllen.“ Sie hob die Hand, als Pera ansetzte zu sprechen und winkte hastig ab. „Keine Fragen, hör mir zu!“, befahl sie ungewohnt barsch. „Legt euch auf den Rücken. Du auch, Chelsa, vor allem du!“
Zögerlich gehorchten die drei und legten sich auf dem seltsam unstofflichen Boden nieder. Ledrea schien nicht mehr die Kraft oder Konzentration zu besitzen, ihre Traumwelt zu gestalten, sie befanden sich hier in einem wattigen, grau-weißen Nirgendwo, in dem alle Geräusche unangenehm gedämpft klangen und das quellenlose Licht nur wenig erhellte. Alles fühlte sich zugleich fest und nachgiebig an.
Jordre schloss auf Ledreas Befehl hin zögerlich die Augen. Seltsame Unruhe erfüllte ihn, er ahnte, dass er nun Antworten auf Fragen erhalten würde, die ihn schon sein ganzes Leben lang gequält hatten. Nun, wo es soweit war, fühlte er sich nicht bereit dafür, gerne hätte er noch einige Jahre länger gewartet. Was auch immer es war, es würde schrecklich sein, sonst hätte Chyvile ihm diese Antworten nicht stets vorenthalten, mit Trauer im Blick.
„Ihr alle kennt die Geschichte, wie aus zwei unglückseligen Orn das Monster Osmege wurde“, begann Ledrea mit ferner, verlorener Stimme zu erzählen. „Ihr wisst, dass ein kleines Elfenmädchen namens Elys mit Steinen spielte und einen Vereinigungszauber sprach, den Ismege hörte und für ihre eigenen Zwecke zu missbrauchen begann. Ihr wisst, dass Shesden, der spätere Gefährte von Elys, gefangen genommen
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