Roen Orm 4: Herrscher der Elemente (German Edition)
den einzigen anderen Priester, der meine Illusion durchschauen kann, gleich mitgebracht. Alle anderen Geweihten von Roen Orm besitzen nicht genug Luftmagie dafür.
Nun höre zu: Für die braven Bürger dieser Stadt werde ich als Savera Harvaste Oishor Qi Laramea vella Matranor, erste Tochter des Hauses Laramea aus der Provinz Kashuum eingeführt werden. Mein Haus hat Ilat ein überaus großzügiges Angebot unterbreitet, das viele Vorteile für Roen Orm bietet, selbstverständlich wird der König mich heiraten. Die Höflinge werden mich als ideales Opfer ihrer Intrigen erkennen, wo ich doch so gar nichts von der großen Stadt und ihren Gesetzen weiß, noch nicht einmal ihre Sprache richtig beherrsche.“
Langsam kam Rynwolf wieder zu Atem.
„Nenn mir einen Grund, warum ich dich nicht sofort erschlagen soll, Tochter der Pya!“, zischte er voller Hass. Janiel hielt sich hinter ihm, bot dabei ein überzeugendes Bild von Abscheu und Angst.
„Ich nenne dir gleich drei, werter Priester“, sagte Ilat gelangweilt und wedelte mit Pergamenten, die er in den Händen hielt. Er hielt sie hoch, sodass Rynwolf sie erkennen konnte: Listen mit Namen, Empfehlungen, Planungsvorschläge, unterschrieben mit Rynwolfs Namen und Siegel. Sie bewiesen eindeutig, dass Rynwolf Mordabsichten gegen dutzende von Provinzherrschern hegte, ohne Ilat selbst in Verruf zu bringen. Inani wusste von Janiel und Ilat selbst, dass es kein einziges schriftliches Zeugnis darüber gab, dass Ilat selbst hinter diesen Plänen steckte. Eine wichtige Rücksicherung für ihren Plan. Ihr Blick forderte den Erzpriester heraus, Feuermagie zu wagen, um diese Pergamente zu verbrennen. Rynwolf war bleich geworden, seine geballten Fäuste zitterten. Er schwieg, versuchte erst gar nicht, die Brisanz der Dokumente zu leugnen – oder sie zu vernichten.
„Ich ahnte, dass es gefährlich ist, diese Listen zu besiegeln, wie Ihr es verlangt habt, Ilat, doch ich hätte mir nie träumen lassen, was Ihr wirklich vorhabt“, flüsterte er voller Zorn.
„Keine Angst, Priester. Ich will die Sonnenpriester nicht vernichten, das würde Roen Orm mir nicht verzeihen. Ich will lediglich ein bisschen mehr Macht in eigenen Händen halten, als du mir zugestehst, Rynwolf. Wenn Hexen und Priester sich gegenseitig in Schach halten, werde ich der lachende Dritte sein.“
„Seid vorsichtig, Eure Majestät. Diese Tochter der Pya ist eine gewissenlose Mörderin, wenn Ihr nicht aufpasst, werdet Ihr der erste Tote sein und sie diejenige, die lacht.“
„Wenn sie mich töten wollte, hätte sie es längst getan. Nein, Rynwolf, die Hexen wollen einfach nur in Roen Orm mitspielen, genauso wie ihr Priester. Ist das nicht ihr gutes Recht, nachdem jahrelang behauptet wurde, es gäbe sie erst gar nicht?“ Ilat lachte gut gelaunt, entspannt wie seit Jahren nicht mehr. Dieses Spiel war tatsächlich haargenau nach seinem Geschmack, so wie Inani es sich gedacht hatte.
„Was verlangt Ihr von mir?“, fragte Rynwolf mit dem Gesichtsausdruck eines Mannes, der eine Niederlage einzustecken wusste.
„Schweigen. Kein Wort zu irgendjemanden darüber, dass Inani nicht diejenige ist, die sie zu sein behauptet. Kein Brief, keine Andeutung, zu niemanden, weder im Tempel, in der Stadt oder sonst irgendjemanden.
Solltest du oder dein Gehilfe sich nicht daran halten, werde ich dich des Hochverrates anklagen, und dann wird es zur Abwechslung mal ein Priester sein, der auf dem Scheiterhaufen brennt. Oder nein, Feuer verletzt euch ja nicht …“
„Ertränken wäre die richtige Maßnahme“, warf Inani hilfreich ein und zwinkerte Rynwolf und Janiel zu.
„Sonnenpriester vertragen zu viel Wasser auf einmal nicht.“
„Also von den Klippen schubsen. Fast schon enttäuschend“, murmelte Ilat mit einem Gähnen. „Gibt es noch irgendetwas zu klären, oder habt ihr beide verstanden, was eure Aufgabe ist? Schön den Mund halten und so tun, als wäre die gnädige …na … Savilla – Sabina …“
„Savera, mein König, Savera“, verbesserte Inani kichernd.
„… na, eben die, eine hochwohlgeborene Dame, dazu meine Verlobte.“
„Alles verstanden, Eure Majestät. Wenn das erst einmal alles ist?“, fragte Rynwolf mit eiserner Beherrschung.
„Weiteres wird folgen. Ihr könnt jetzt gehen.“
Schweigend drehten Rynwolf und Janiel sich um und verließen den Raum.
„Der erste Schritt, Ilat. Amüsierst du dich?“, fragte Inani und drückte dabei etwas kräftiger in die verspannten Muskeln des Königs. Er
Weitere Kostenlose Bücher