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Roen Orm 4: Herrscher der Elemente (German Edition)

Roen Orm 4: Herrscher der Elemente (German Edition)

Titel: Roen Orm 4: Herrscher der Elemente (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Balzer
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meine Seelenvertraute sterben. Wag es nicht, mir zu widersprechen, Corin! Du wirst fliegen und suchen, was auch immer es in den Ebenen an Hilfe oder Zuflucht gibt!“ Feuerkugeln schlugen um die beiden Frauen herum ein, Rauchsäulen stiegen auf. Die Priester hatten ihre Verwirrung abgeschüttelt und formierten sich zum Angriff. Die Erde war glücklicherweise zu karg, als dass sie in Brand geraten konnte, zumindest diese Gefahr drohte ihnen nicht. Inani umarmte ihre langjährige Freundin ein letztes Mal, küsste ihre Wangen, stieß sie dann von sich. Übergangslos verwandelte sie sich in eine Raubkatze, sprang mit großen Sätzen fort von Corin, womit sie ihr Gelegenheit gab, sich zu Boden zu kauern und Taubengestalt anzunehmen. Die Angriffe der Priester konzentrierten sich auf den Panther, der brüllend über die Ebene raste, immer gerade noch in Reichweite der Feuerkugeln.
    Inani blühte auf. Hier war sie in ihrem Element, im Mittelpunkt von Kampf und Gefahr. Einen großartigen Ort zum Sterben hatte Corin ihr gefunden! Es fühlte sich gut an, keine Sorgen mehr haben zu müssen. Sich den Instinkten des Raubtieres zu überlassen. Aber sie blieb nicht lange in dieser Gestalt. Sie wollte töten, und das konnte sie nicht mit Krallen und Reißzähnen schaffen, diesmal nicht. Inani brachte sich mit einigen raschen Sprüngen außer Reichweite und verwandelte sich zurück, blieb als Frau auf dem Boden hocken, lose mit ihren beiden Seelentieren verbunden. Sie wusste, ihre Augen leuchteten mit der Kraft der Kyphra, ihr Haar lockte sich glänzend schwarz um ihre Schultern. Ein enges, dunkles Kleid verhüllte ihren Körper, ohne ihn zu behindern. Sie war Schlange und Katze zugleich, mit dem Bewusstsein eines Menschen.
    „Ich bin Inani, Tochter der Shora, Erwählte der Pya!“, rief sie mit weit hallender Stimme. Die Sonnenpriester rückten langsam vor, gewillt sie zu vernichten. Inani lauschte der fernen Melodie göttlicher Sphärenklänge. Sie musste sich dieser Musik hingeben, sie ganz und gar mit ihrem Sein verbinden, dann konnte sie tanzen.
    Die Muster der Welt entfalteten sich vor ihren Sinnen und enthüllten die pulsierende Lebenskraft der Priester. Schwarze Energie kroch über den Boden, auf ihre suchenden Finger zu. Dies war nicht das blaue Feuer, das Leben erschuf und dem Schöpfungswerk diente. Dies war die Macht der Leere, der Vernichtung. Die dunkle Kraft floss willig in ihre Adern, erfüllte Inani mit der Melodie der Götter. Sie vergaß, wer sie war, was sie war, gegen wen sie kämpfte. Es gab nur noch die Musik und den Tod.
    Leise singend trat sie einen Schritt vor, hob die Arme zum Himmel, um die Götter zu grüßen. Ihr Körper wiegte sich unendlich langsam im Takt der Klänge, die nur sie zu hören vermochte. Feurige Kugeln blitzten im Muster auf, fügten sich ein in den ebenmäßigen Reigen. Gleichgültig, wie schnell diese Feuermagie sein mochte, Inani wusste, wann sie sich drehen, einen halben Schritt vortreten, ein winziges bisschen ihre Knie beugen musste, um diesen vollkommenen Feuerwesen nicht im Wege zu stehen. Sie tanzte mit ihnen, voller Glück. Diese Kugeln waren ihre Begleiter im Tanz für die Götter. Hinter ihr flatterte eine Taube in die Luft. Einen Moment lang überlegte Inani, ob sie dieses Geschöpf töten sollte, diese Störung des vollkommenen Musters; aber die Priester waren näher, ein lohnenderes Ziel. Eine der Feuerkugeln traf den Vogel und warf ihn beinahe zu Boden.
    Solche Verschwendung, das kleine Ding ist die Mühe nicht wert!, dachte sie amüsiert. Summend zog sie die Macht der Winde zu sich heran. Tiefschwarze Wolken türmten sich am Himmel, Inani ließ nun auch sie tanzen, im Gleichklang mit der göttlichen Musik. Die Menschen um sie herum versuchten, vor ihr zu fliehen, sie schrien zu Ti um Gnade und Vergebung.
    Warum sollte ein Gott sich anstrengen, euch zu erlösen? Ihr armen Geschöpfe, euer Leben ist so kurz, jegliches Elend vergeht doch von alleine …
    Barmherzig zog sie eine der schreienden, weinenden Kreaturen an sich und küsste seine Stirn. Sie sank tot zu Boden, gefolgt von weiteren seiner Art, deren Lebensmuster Inani im Vorbeitanzen auslöschte wie Kerzen im Sturmwind. So war es besser, das Muster beruhigte sich dadurch. Diese besinnungslos verängstigten Wesen erregten ihr Mitleid. Sie ließ sich niedersinken, hieb im Rhythmus der Melodie mit beiden Fäusten auf die Erde. Schwarze Energie sprudelte ihr entgegen, die Essenz aus Erde, Feuer, Wasser und Luft zugleich.

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