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Roen Orm 4: Herrscher der Elemente (German Edition)

Roen Orm 4: Herrscher der Elemente (German Edition)

Titel: Roen Orm 4: Herrscher der Elemente (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Balzer
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Reserven, sie wusste es. Aber das hier musste sie noch schaffen. Ihr Rabe hüpfte auf ihre Schulter und pickte vorsichtig gegen ihre Wange.
    „Schenk mir ein letztes Mal deine Kraft!“
    Kythara zuckte zusammen, als sie zuerst ihren Raben, dann eine fremde Präsenz spürte. Mühsam raffte sie sich hoch, innerlich jubilierend: Ein junger Grauwolf stand neben Janiel und leckte winselnd über das Gesicht des Verletzten.
    „Kannst du ihn hören, Janiel? Die Gedanken des Wolfes, nimmst du sie wahr?“, drängte sie ihn.
    „Ja.“
    „Bitte ihn, seine Lebenskraft mit dir zu teilen. Er ist nun dein Seelenvertrauter, zögere nicht, von ihm zu nehmen. Wenn du sterben solltest, ist auch sein Leben beendet, du tust ihm also keinen Gefallen, wenn du ihn schonst.“
    Ungeduldig wartete Kythara auf eine Veränderung, auf ein Zeichen, dass Janiels Zustand sich besserte. Sie verlangte viel von einem Mann, der erst begonnen hatte, seine Magie zu verstehen, aber es blieb nun einmal keine Zeit, ihn langsam an den Punkt zu führen. Da heulte der Wolf plötzlich auf, den Kopf weit in den Nacken geworfen und legte sich dann dicht neben Janiel nieder. Er fiepte schwach wie ein Welpe. Der junge Mann regte sich, steif und ungelenk, die tödliche Blässe war verschwunden. Kythara atmete erleichtert auf und nickte ihm zu. Sie fürchtete ein wenig, dass der Besitzer dieses Kellers gleich hereinstürmen würde, doch noch blieb alles ruhig.
    „Das war gut, Janiel! Es gibt eine Menge Hexen, die ihrem Vertrauten nie so nahe kommen, dass sie ihre Lebenskräfte miteinander verschmelzen können.“ Ihre Mundwinkel zuckten, als er erschrocken die Lider aufriss. „Keine Sorge, ich hatte völliges Vertrauen darin, dass du es schaffst. Zur Not hätte ich dich geschlagen, bis dir keine andere Wahl mehr geblieben wäre.“
    Sie stockte kurz, als eine Schmerzwelle ihr den Atem an, winkte dann lachend seine Sorge ab. „Geht schon. Um dich habe ich Angst, Janiel. Inani braucht dich, und ich brauche Inani. Du wirst erst einmal überleben, aber trotzdem musst du weg von hier. Dein Vertrauter kann dich führen.“ Sie wollte ihm nichts davon sagen, was sie in dem Geist der Leopardin gesehen hatte, es würde Janiel umbringen.
    „Ich kann den Nebel nicht öffnen“, flüsterte er abwehrend.
    „Ich auch nicht mehr. Folge dem Wolf, er kann dich in die Nebelwelt und raus aus Roen Orm bringen. Wag es nicht zu zögern! Du verschwindest jetzt, ich komme allein zurecht.“ Weder ihr Blick noch ihr Tonfall ließen Diskussion zu. Langsam versuchte Janiel aufzustehen, doch seine Beine versagten ihm den Dienst, immer wieder sank er in sich zusammen.
    „Ich schaffe es nicht, Kythara“, flüsterte er schließlich erschöpft.
    Matt verdrehte sie die Augen. „Pya, warum strafst du mich?“ Sie stöhnte schmerzgequält. „Los, Janiel, sammle dich. Mann oder nicht, du spürst die Macht der Erde, also kannst du dich auch in dein Seelentier verwandeln. Nimm Wolfsgestalt an, dann wirst du die körperliche Kraft haben, die dir jetzt fehlt.“
    Verständnislos schüttelte er den Kopf.
    Kythara war sich schmerzlich bewusst, dass nur die mächtigsten Hexen diese Verwandlung leicht schafften, alle anderen oft genug erst nach langen Jahren Übung, Seite an Seite mit ihren Seelenvertrauten. Janiel hatte keine Jahre, er musste raus aus Roen Orm, sofort! Die Sonnenpriester konnten nicht allzu weit sein, vielleicht war der Besitzer dieses Hauses bereits bei ihnen, alarmiert von Wolfsgeheul und Raubkatzenfauchen.
    „Komm her, Janiel, nimm meine Hände.“
    Er gehorchte, zögernd.
    „Hörst du mich?“, flüsterte sie in sein Bewusstsein. Er besaß die Macht, die notwendig war, das spürte sie sofort. Mehr noch, er schien ähnlich stark wie Inani zu sein, und die hatte als halbtotes Kind ihre erste Verwandlung geschafft.
    „Hörst du mich, Janiel?“
    „Ja.“
    „Ich kann dich führen, alles Weitere musst du selbst schaffen. Sieh hin und verstehe …“
    Sie spürte, wie er sich staunend öffnete, schickte ihm eine Flut von Gedanken und Emotionen, dazu alle Kraft, die noch in ihr steckte. Entsetzt wollte er sich von ihr lösen, doch sie hielt ihn umklammert, krallte sich mit den Fingern an ihn, ließ die letzten Energien aus sich herausfließen, bis sie nichts mehr zu geben hatte. Zu matt, um auch nur nach Luft zu schnappen, gab sie ihn schließlich frei.
    „Kythara …“
    Sie hörte, dass er weinte und schenkte ihm ein Lächeln.
    „Es ist gut, Janiel. Inani wird dir alles

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