Roen Orm 4: Herrscher der Elemente (German Edition)
eingebunden wurde, glühte der Zweig in Maondnys Händen auf und formte sich zu einem Energiewirbel, der ebenso wenig zu begreifen war wie der Weltenstrudel.
„Ich bin Maondny, Kind zweier Welten, mit dem Körper einer Elfe und der Seele einer Hexe, aufgewachsen in den Strömungen der Zeit. Ich gebe euch von meiner Macht über Zeit und Ewigkeit, und gemeinsam erneuern wir den Pfad, der einst Anevy und Enra verband.“
Der Energiewirbel verschmolz mit dem Weltenstrudel, und das Geflecht aus Licht und Magie verging. Benommen blickte sie einander an, noch immer spürten sie den Nachhall des Bundes, den sie gemeinsam eingegangen waren. Das Ritual hatte sie alle nicht geschwächt, sondern auf vielfältige Weise bestärkt
„Es ist vollbracht!“, wisperte Maondny. „Nun besteht wieder eine Verbindung zwischen den Welten.“
„Wir warten jetzt also, bis dein Volk eintrifft?“, fragte Thamar.
„Oh nein, mein Liebster. Bis es soweit ist, haben wir alle noch eine Menge zu tun. Seid ihr bereit?“
Sie lächelten alle einander zu. Manche Fragen mussten einfach nicht gestellt werden, wenn die Antwort doch für jeden offensichtlich war.
34.
„Gleichgültig, wie lange wir Elfen die Magie noch studieren wollen, begreifen werden wir sie niemals. Wenn wir jetzt nur noch einsehen könnten, dass es manchmal genügt, das Wunder zu genießen, könnte das Leben für uns heiterer sein.“
Zitat von Maondny, Traumseherin der Elfen
„Ich muss meinem Volk vorausgehen“, sagte
Maondny. „Ihr kennt nicht alle die Geschichte der Elfen, wisst darum nicht, um was es geht, aber nur so viel: Ein wahnsinniger Magier hat fast die gesamte Welt zerstört, von der mein Volk abstammt. Er beherrscht Anevy, hat fast alles Leben ausgelöscht oder magisch verändert. Es ist seine Schuld, dass die Elfen hierher geflohen sind. Meine Mutter hat eine Prophezeiung ausgesprochen, deren Erfüllung kurz bevorsteht. Mein Eingreifen in Enras Schicksal, als ich Thamar vor dem Tod rettete, hat allerdings auch Anevy beeinflusst, und um diese Schäden zu beheben, muss ich hinübergehen.“
„Merkwürdig, wahnsinnige Herrscher, hüben wie drüben …“, murmelte Cero vor sich hin.
„Keineswegs merkwürdig, werter Fürst.“ Maondny lächelte geheimnisvoll. „Magie bewirkt die sonderbarsten Dinge, im Guten wie im Schlechten.“
„Ich gehe mit dir, Liebste“, mischte Thamar sich ein, doch sie schüttelte bereits den Kopf, bevor er das erste Wort ausgesprochen hatte.
„Du wirst hier gebraucht. Du bist der künftige König! Cero, du musst ihn unterstützen. In den Jahren seines Exils hat sich vieles in Roen Orm verändert. Zwar haben die Hexen, allen voran Inani, ihn immer wieder mit Informationen versorgt, aber die letzten Monate war er auf einer schwierigen Queste. Wenn Barrand sich öffentlich zu ihm bekennt, wird er es leichter haben, angenommen zu werden.“
Die beiden Männer nickten einander zu, maßen sich dabei abschätzend. Sie kannten sich aus Erzählungen Dritter, und Cero hatte Thamar als Kind erlebt, dennoch würden sie sich erst einmal kennen lernen müssen, um sich wirklich gegenseitig zu vertrauen. Maondny wusste, dass es dabei keine Schwierigkeiten geben würde.
„Cero, du wirst außerdem mit deinen Leuten im Tempel gebraucht. Am besten, ihr bleibt erst einmal hier. Als Neffe Rynwolfs, der bis zuletzt das Vertrauen des Erzpriesters genoss und mit aller Kraft an seiner Seite kämpfte, wird sich niemand wundern, wenn du Janiel als vorübergehenden Tempelvorstehers empfiehlst und betonst, dass Rynwolf ihn einst als seinen wichtigsten Verbündeten bezeichnet hat. Seine Brüder wissen, dass Janiel von Ti erleuchtet wurde.“
Verblüfft starrten Cero und Janiel sich an, dann schüttelten sie gleichzeitig die Köpfe.
„Das geht nicht! Ich habe auf der Seite der Hexen gekämpft, gegen meine einstigen Brüder, mich öffentlich gegen Rynwolf gestellt! Sein Tod ist eine Folge meines Handelns!“, protestierte Janiel.
„Es wird ein gewagtes Spiel, ohne Zweifel. Aber wenn du jemals ein Gleichgewicht zwischen den Töchtern der Dunkelheit und den Söhnen des Lichts erreichen möchtest, musst du alles wagen! Mit Cero und Thamar an deiner Seite hast du die mächtigste Unterstützung, die du dir nur wünschen kannst. Ihr drei bleibt also Roen Orm und findet kluge, beruhigende Worte darüber, wie Rynwolf gestorben ist, warum du mit den Hexen gekämpft hast und warum in wenigen Stunden die Elfen hierher
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