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Roen Orm 4: Herrscher der Elemente (German Edition)

Roen Orm 4: Herrscher der Elemente (German Edition)

Titel: Roen Orm 4: Herrscher der Elemente (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Balzer
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meinst, wie das Lied, das ich immer nachts in meinen Träumen höre?“
    „Das Lied der Götter … Ja, mehr brauchst du nicht …“
    „Aber ich finde es nur in meinen Träumen.“
    „Hör mir zu, Elys. Ich habe es gefunden, es hat mich ausharren lassen. Sing es für mich.“
    Chelsa presste sich so dicht an das Steinrelief, als wollte sie selbst mit dem Felsen verschmelzen, balancierte auf den Zehenspitzen, um ihre Stirn gegen die steinernen Wangen des Elf legen zu können. Sie öffnete sich ihm, überrascht, dass so etwas möglich war und schrie auf, als sie die fernen Klänge in sich spürte, die sie so gut kannte; die Musik, die tief in ihrer Seele schlief. Schluchzend vor Glück löste sie sich von Tylen, nach Luft ringend und zutiefst erschüttert. Jetzt erst bemerkte sie Jordre, der hinter ihr stand und voller Sorge auf sie einsprach. Sie verstand kein einziges Wort, was unwichtig war – sie wusste, was er fürchtete.
    „Hör doch!“, flüsterte sie, lachte und weinte zugleich und begann zu singen. Ihre Stimme, zuerst leise und kindlich, gewann rasch an Macht und erfüllte die Leere dieser zerstörten, verlorenen Welt. Osmege brüllte vor Angst, laut genug, dass der Widerhall zu hören war. Chelsa wusste, diese Melodie folterte seinen zerrissenen Verstand. Tylen weinte hingegen in Chelsas Bewusstsein, ein Teil von ihr weinte mit ihm. Und während sie sang, wallte Nebel auf, der dichte, undurchdringliche Schleier über das verwüstete Land legte. Jemand kam zu ihr. Chelsa lächelte, während sie sang. Sie wusste nicht, wer dort aus anderen Welten zu ihnen kam, aber die Melodie in ihr flüsterte, dass sie sich nicht zu fürchten brauchte.
     
     
     
     

33.
     
    „… und so streben wir Hexen zum Gleichgewicht, obwohl wir wissen, dass es niemals zu erreichen ist.“
    Yosi von Rannam, „Töchter der Dunkelheit“
     
     
    In ihrer langen, ruhmreichen Geschichte hatte Roen Orm viele Prozessionen erlebt. Helden, Könige und so manch mystische Gestalt waren durch ihre Tore geschritten. Doch noch niemals war ein König mit einem solchen Gefolge eingezogen wie Thamar. Jeder, der fähig zum Laufen war hatte sich auf der Straße eingefunden, in dichten Trauben drängten sich die Zuschauer an die Fenster ihrer Häuser. Ein totgeglaubter Prinz, die Königin der Hexen, eine Elfe, ein Loy, und ein eigenartiges Wesen, das nur eine Nola sein konnte, liefen einträchtig neben einem Sonnenpriester und dem Fürsten von Barrand einher – schon jetzt war klar, dieser Marsch würde zur Legende werden, und wer es mit eigenen Augen ansehen durfte, noch seinen Urenkeln andächtig davon berichten.
    Der Tempel der Sonne lag verwaist, sie fanden ungehinderten Zutritt. Niemand wagte ihnen zu folgen, zumal nun auch die Soldaten in die Stadt strömten. Die Hexen blieben bis auf einige wenige vor den Toren zurück. Manche kümmerten sich aus freien Stücken um die Verwundeten, die meisten verschwanden über die Nebelpfade.
    Inani und Janiel eilten voraus, in das Tempelheiligtum zum Altar.
    „Worum geht es eigentlich genau?“, fragte Cero. „Verzeiht mir, ich fürchte, ich gehöre nicht zu den Auserwählten, die wissen, was als nächstes geschehen soll und was es mit den Elfen auf sich hat.“
    „Geduld, Cero. Deine Aufgabe werde ich dir gleich erklären“, sagte Maondny mit golden funkelnden Augen.
    Inani und Janiel berührten derweil die Paneele, mit denen der Altar verkleidet war, in einem bestimmten Muster, immer gleichzeitig auf gegenüberliegenden Platten.
    „Unter diesem Altar befindet sich der Weltenstrudel, Cero“, sagte Janiel. „Aus diesem Grund wurde der Tempel an genau dieser Stelle errichtet, damit Ti und seine Diener darüber wachen können, sodass niemand versehentlich in den Strudel gerät, oder irgendjemand von der anderen Seite zu uns gelangen kann. Man braucht keine Magie, um den Zugang zu öffnen, aber man muss zu zweit sein und sehr genau wissen, was man tut. Ich war Rynwolfs Vertrauter, darum kenne ich das Muster.“
    Es knackte mechanisch, und schon ließ sich der schwere Altartisch beiseite schieben. Darunter offenbarte sich etwas, das sich dem Auge des Betrachters widersetzte. Ob es nun blaues Licht, Wasser, eine Nebelspirale oder schimmernde Funken waren, war unmöglich zu entscheiden. Es war all dies zugleich, und noch viel mehr. Die Luft knisterte vor Magie, ihnen standen die Haare zu Berge.
    Maondny trat vor, den Zweig in der Hand.
    „Ich muss nun den Zugang nach Anevy erschaffen, um die

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