Roen Orm 4: Herrscher der Elemente (German Edition)
Prophezeiung meiner Mutter wahr werden zu lassen. Nur so kann mein Volk gerettet werden! Mein Vater konnte einst einen Weg nach Enra öffnen, denn er zog die Kraft der Elfen, die ihn umgaben, an sich heran. Mein Volk ist noch nicht hier, darf es auch nicht sein. Es ist zu früh für sie, Roen Orm zu betreten, um den Weg in die Heimatwelt zu suchen. Da ich allein nicht die Macht besitze, einen magischen Zugang zu erschaffen, bitte ich euch, mir eure Kraft zu leihen. Wir alle – mit dir als Ausnahme, Cero – sind die Herrscher der Elemente in Enra. Gemeinsam können wir gleich zwei Welten ins Gleichgewicht bringen.“
„Der weiße Vogel nannte mich bereits so. Was ist das, ein Herrscher der Elemente? Ich bin kein Magier, Maondny“, fragte Thamar verwirrt.
„Ein Herrscher der Elemente vereint entweder den Segen von Pya und Ti zugleich in sich, wie Inani und Janiel. Oder er ist ein Schicksalswandler seines Volkes, wie es bei mir selbst, dir, Thamar, Eiven und Avanya der Fall ist. Wir sind Kinder des Zwielichts, nicht gut noch böse, nicht Tag noch Nacht. Wir alle wurden verraten von denen, die wir liebten, darum hat die Liebe keine Macht über uns. Wir alle haben den Hass überwunden, darum steht kein Hass zwischen uns. Wir alle wurden zerbrochen und konnten Heil finden, wir alle haben dem Tod ins Auge geblickt und uns für das Leben entschieden.“
Sie wandte sich dem Weltenstrudel zu, hob den Zweig, der zu Pyas Splitter gehörte, und rief: „Lasst mich von eurer Kraft nehmen, ihr Kinder des Zwielichts, ihr Herrscher der Elemente! Oder geht, aus freiem Willen. Die Wahl ist eure!“
Als sich niemand rührte, senkte Maondny den Kopf, und der Zweig in ihrer Hand erstrahlte in weißem Licht.
„Mit dir hat es begonnen, Inani, Tochter der Dunkelheit. Gib mir von deiner Macht über das Feuer!“
Ein Band aus reinem Licht entstand zwischen ihnen. Inani lächelte, als sie von ihrer Feuermagie gab, auch wenn es sie sichtlich schwächte.
„Mit dir änderte sich alles, Thamar, König von Roen Orm. Schenke mir von deinem Mut, das Untragbare zu ertragen. Gib von deiner Liebe zu mir und zu Inani.“
Zwei neue Verbindungen entstanden, zwischen Thamar und Maondny ebenso wie zwischen ihm und Inani. Sie standen nun in einem Geflecht aus pulsierendem Licht, das nicht blendete, sondern alles erfüllte. Thamar hörte wieder jene ferne Melodie, die ihm bereits im Zeitenstrom begegnet war, er spürte die Nähe zu den beiden Frauen, die er liebte, jede auf seine Weise.
„Die Magie der Nola beschränkt sich auf Macht über Kristalle. Dies ist eine Wahl, die dein Volk einst traf, Avanya, der göttliche Segen kennt solche Grenzen nicht. In dir liegt die Kraft, Erde und Wasser zu erspüren und zu formen. Lass mich von deiner Macht über das Wasser nehmen.“
Avanya wurde Teil des Geflechts. Staunen malte sich auf ihr zartes Gesicht, als sie Energien in sich frei werden spürte, von denen sie nie etwas ahnte, Nähe und Geborgenheit durch die Verbindung zu den anderen erfuhr, die sie nach dem Verlust ihrer Familie nie mehr erhofft hatte. Maondnys Hände zitterten, dieser Bund war bereits jetzt so stark, dass sie kaum standhalten konnte. Doch sie würde eher sterben, als zu versagen. Sie wandte sich Eiven zu, der ebenso fasziniert wie besorgt das Ritual verfolgte.
„Corins Geschenk hat die Heilung vollendet, die Avanya begann. Zweifle nicht länger, Eiven, du bist ein vollkommener Loy. Mag das Blut in deinen Adern zur Hälfte dem Menschenvolk gehören, dein Körper wie auch deine Seele haben sich für ein einziges Erbe entschieden. In dir leben die Mächte der Luft und der Erde, letzteres sogar noch stärker als bei jedem anderen Loy, denn dein Volk hat sich von seinen Wurzeln abgewandt. Leihe mir von deiner Macht über die Winde!“
Eine einzelne Träne rann über Eivens Wange, als er Teil eines Ganzen wurde, einer Gemeinschaft, in der er nicht geduldet, sondern erwünscht war, in der er alles gab, was er besaß und ein Vielfaches zurückerhielt.
„Janiel, dein Schicksal war lange Zeit ungewiss, da du erst einen Weg zu dir selbst finden musstest. Der Bund der bereits vorhandenen Mächte dieser Welt hätte genügt, um das Tor zu Anevy zu öffnen. Doch nun bist du hier und vollendest das Gefüge, sodass Enra ins Gleichgewicht finden wird, was ansonsten nicht zum jetzigen Zeitpunkt möglich gewesen wäre. Tritt zu uns, Sohn des Zwielichts, bringe die Gabe der Erde ein!“
Im gleichen Moment, als Janiel in das Geflecht
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