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Röslein stach - Die Arena-Thriller

Röslein stach - Die Arena-Thriller

Titel: Röslein stach - Die Arena-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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sie hörte, wie sich im Schloss der Haustür ein Schlüssel drehte.
    Er war zurück! Schnell weg mit den Dingern. Ihre Sicht war noch leicht getrübt, aber sie ging ihm dennoch tapfer entgegen. Nicht, dass er sich erst wieder stundenlang in seinem Zimmer verkroch. Sie wollte, dass er ihr verzieh, jetzt, sofort! Doch die Gestalt, die im Halbdunkel des Flurs stand, war nicht Robert. Antonia wich erschrocken zurück.
    »Hallo!«, sagte der Mann und streckte die Hand nach ihr aus.
    Mit weit ausholenden Schritten durchquerte Robert den Vorgarten, sprang die Stufen hinab, stieß die Pforte auf und warf sie heftig zu. Er hatte kein bestimmtes Ziel, er wollte nur weg. Den Kopf freibekommen. Einer alten Gewohnheit folgend, lenkte er seine Schritte auf den Friedhof. Dorthin ging er manchmal, wenn er draußen sein und gleichzeitig seine Ruhe haben wollte. Die Atmosphäre dort übte stets eine beruhigende Wirkung auf ihn aus. Nur heute klappte das nicht.
    Dass ihn Antonia so dreist und eiskalt belogen hatte, enttäuschte ihn sehr. Katie – ja, das wunderte ihn nicht, aber von Antonia hatte er das nicht erwartet. Aber sie war nicht die Einzige, die ihn benutzt und ausgenutzt hatte. Gestern, auf der Polizeidirektion, hatte er von Oberkommissarin Petra Gerres die wahre Geschichte über Selin erfahren, die in Wirklichkeit gar nicht Selin hieß, sondern Rana Irgendwas. Unter anderem erwähnte die Polizistin auch die Sache mit dem Überfall auf die Postagentur. Na, super! Eine kriminelle Verrückte und er war prompt auf sie hereingefallen. So viel zu seiner Menschenkenntnis. Beinahe hätte er sich sogar in sie verliebt. Jedenfalls hatte er sie wunderschön gefunden und sich kaum sattsehen können an ihren Mandelaugen, ihren ungezähmten Locken, dem schlanken Hals und der Eleganz ihrer Bewegungen. Wie eine Märchenfigur aus Tausendundeine Nacht war sie ihm vorgekommen und hatte einige wilde und nicht ganz jugendfreie Fantasien bei ihm ausgelöst.
    Aber da war immer etwas zwischen ihnen gewesen, eine Fremdheit, eine von ihr ausgehende Unnahbarkeit, und eine Stimme tief in seinem Inneren hatte ihm gesagt, dass es besser wäre, sich nicht mit ihr einzulassen. Manchmal schienen die Instinkte doch besser zu funktionieren als der Verstand.
    Aber was Antonia anging, da hatte ihn nichts vorgewarnt. Ihr hatte er vertraut, er hatte sie für ein naives, unschuldiges Ding gehalten, und ja, verdammt, er hatte sie sehr gern gemocht. Falsch, er mochte sie immer noch sehr, vielleicht sogar mehr, als er sich bisher eingestanden hatte, sonst wäre er jetzt wohl nicht so enttäuscht von ihr. Wie kaltschnäuzig sie zugesehen und mitgemacht hatte, als sie ihren Stiefvater in Frau Riefenstahls Grab beerdigt hatten! Hatte sie nicht sogar fröhlich vor sich hin gesungen? Okay, dieser Mann war ein Schwein gewesen, das Frauen schlug, er war verachtenswert und ekelhaft, aber trotzdem… Sie hatte ihn gekannt, hatte jahrelang in seinem Haus gewohnt… Erschütternd, wie kalt Frauen sein konnten, wenn sie jemanden hassten. Und genauso rücksichtslos waren sie offenbar, wenn sie jemanden liebten. Selin, vielmehr Rana, hatte sie alle ausgenutzt und sogar ein Verbrechen begangen, nur um in der Nähe von Steinhauer zu sein. Einem alten Mann, einem Mörder! Frauen – irgendwie eine seltsame Spezies.
    In den letzten Tagen hatte Robert immer mehr das Gefühl, dass das, was bisher sein Leben ausgemacht hatte, über ihm zusammenbrach. Am Anfang stand der Tod von Frau Riefenstahl, die er ebenfalls gerngehabt hatte. Dann diese Streiterei innerhalb der Tierschutzgruppe und natürlich das Allerschlimmste: der Tod von Sarah, die ihm von Kindheit an vertraut war, als wäre sie seine kleine Schwester.
    Ihm fiel ein, dass er Antonia noch gar nicht die zweite Sache erzählt hatte, die gestern auf dem Polizeirevier zur Sprache gekommen war: das Dynamit. Was sie befürchtet hatten, war prompt eingetreten: Sarahs Mutter hatte in einem ihrer Gespräche mit der Kommissarin den Sprengstoff erwähnt, von dem ihr Sarah berichtet hatte. Das konnte er der Frau nicht einmal verübeln. Um den Mörder ihrer Tochter zu finden, klammerte sie sich an jeden Strohhalm, an jede noch so kleine Spur, das würde jeder in ihrer Lage tun.
    Darauf angesprochen hatte Robert wohl oder übel zugeben müssen, was es damit auf sich hatte und was sie ursprünglich damit vorgehabt hatten.
    »Junge, Junge, Junge«, hatte Kommissarin Gerres gemurmelt und dabei den Kopf mit dem blonden Pferdeschwanz geschüttelt.

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