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Röslein stach - Die Arena-Thriller

Röslein stach - Die Arena-Thriller

Titel: Röslein stach - Die Arena-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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sie und wollte sich an ihm vorbeidrängeln.
    »Halt!« Sein Ton hatte eine nie zuvor bei ihm gehörte Strenge. Antonia wurde flau. »Was ist denn?«
    »Waren das eben zwei Bullen?«
    »Ja.«
    »Und was hast du denen für einen Stuss erzählt?«
    »Gar nichts«, sagte Antonia erschrocken. »Es geht um… eine Familienangelegenheit. Lass mich mal durch, ich muss telefonieren.«
    Aber Robert hatte anscheinend alles gehört und er war außerdem nicht auf den Kopf gefallen. Breitbeinig und mit verschränkten Armen blockierte er die Treppe. »Dein Stiefvater war also am Freitagnachmittag hier und hat rumgebrüllt… sehr interessant. War das etwa dein Stiefvater, den wir in der Nacht beerdigt haben?«
    Es hatte keinen Sinn mehr zu lügen. Sie setzte sich mit Robert in die Küche und erzählte ihm alles, angefangen bei ihrem Auszug ohne Ralphs Wissen bis hin zu Katies Kurzschlusshandlung. »Sie kannte Ralph ja nicht, sie dachte, es wäre der Kerl, der sie ein paar Tage zuvor durch halb Linden verfolgt hat. Es war nicht ihre Schuld. Ich kenne Ralph, wenn er wütend ist, da kann man echt Angst kriegen.«
    »Es hatte also gar nichts mit Selin zu tun?«, fragte Robert erstaunt.
    »Nein. Katie hat gesagt, Selin wäre schon weg gewesen, als sie nach Hause gekommen ist.«
    »Verdammt noch mal, ihr dämlichen Hühner! Warum habt ihr uns nicht die Wahrheit gesagt?«
    »Ich weiß es nicht«, stammelte Antonia, und das war ausnahmsweise wirklich die Wahrheit. »Es war mir… so peinlich.«
    »Peinlich«, schnaubte Robert. Er war sehr sauer, das konnte man sehen, und Antonia war den Tränen nahe. Sie versuchte dieses Mal auch nicht, sie zurückzuhalten
    »Warum habt ihr nicht die Polizei gerufen, wenn es doch Notwehr war? Jetzt kommen wir noch alle in Teufels Küche!«
    »Es tut mir leid!«, schluchzte Antonia.
    »Ah, fuck! Die Heulerei kannst du dir jetzt auch sparen! Ich hätte auf Mathe hören sollen, der hat gleich geahnt, dass da was faul ist.« Er hantierte mit groben, zornigen Bewegungen an seiner Espressokanne herum.
    »Ich bin gleich wieder da, ich muss nur kurz Katie anrufen.« Antonia witschte blitzschnell aus der Küche und nach oben, in ihr Zimmer, wo ihr Telefon lag. Zum Glück erreichte sie Katie sofort, denn die hatte gerade Frühstückspause. Dass Robert nun Bescheid wusste, verschwieg Antonia vorsichtshalber. Das würde sie noch früh genug erfahren und Katie sollte gegenüber den beiden Beamten nicht aufgeregt wirken. Antonia schilderte ihr genau, was sie den Polizisten erzählt hatte, und Katie versprach, dasselbe zu sagen. Es war schließlich auch ganz in ihrem Interesse.
    »Bleib ganz cool, ich krieg das schon hin«, sagte Katie zu Antonia, ehe sie das Gespräch beendete.
    Antonia überlegte, ob es vielleicht besser wäre, Robert aus dem Weg zu gehen, bis der sich ein wenig abgeregt hatte. Aber der Gedanke, dass er wütend auf sie war, war ihr unerträglich. Sie wollte, dass die Sache ins Reine kam, und zwar sofort, um jeden Preis. Es erschien ihr plötzlich, das Allerwichtigste auf der Welt zu sein. Aber als sie in die Küche zurückkam, war er nicht mehr da, nur seine halb ausgetrunkene Kaffeetasse stand noch auf dem Tisch und auf dem Fußboden lag sein Feuerzeug. Sie hob es auf. Unschlüssig verharrte sie in der Küche und wartete. Bestimmt hatte er sich erst mal angezogen, wer wollte schon in Unterhosen Streitgespräche führen? Mehr aus Gewohnheit als aus Hunger steckte sie zwei Brote in den Toaster. Als sie eines davon gegessen hatte, hörte sie ihn die Treppe herunterpoltern. Aber er kam nicht in die Küche, sondern ging direkt zur Haustür, die er lauter als nötig zuschlug. Antonia ließ sich auf den Küchenstuhl fallen, legte das Gesicht auf die Unterarme und ließ ihren Tränen freien Lauf. Was für ein Schlamassel! Ihretwegen konnte er ruhig zur Polizei gehen und alles erzählen, es war ihr gleichgültig. Es war ihr auf einmal alles ziemlich egal. Nur Robert nicht.
    Nach einer weiteren Heulattacke beruhigte sie sich allmählich wieder. Sie ging ins Bad und wusch sich das Gesicht mit kaltem Wasser ab. Falls er zurückkam, wollte sie einigermaßen wiederhergestellt aussehen. Aber davon war sie weit entfernt, das stellte sie nach einem Blick in den Spiegel fest. Ihre Lider waren rot und dick und die Tränensäcke aufgequollen. Im Gefrierfach des Kühlschranks fand sie Eiswürfel, aus denen sie mithilfe zweier Plastikbeutel kühle Kompressen herstellte. Sie hatte die Beutel noch immer auf den Augen, als

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