Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Röslein stach - Die Arena-Thriller

Röslein stach - Die Arena-Thriller

Titel: Röslein stach - Die Arena-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
Vom Netzwerk:
Tasche war leer bis auf zwei Bündel Geld, beide so dick wie ein russischer Roman und mit je einem Haargummi zusammengehalten. Eines mit Fünfzigeuronoten, das andere mit Zwanzigern und Zehnern. Antonia konnte beim besten Willen nicht abschätzen, wie viel Geld das war, aber es waren sicher mehrere Tausend Euro. Die Scheine wirkten nicht neu, aber wieso waren sie so ordentlich gebündelt? Dumme Frage, sagte sich Antonia: weil bei Selin offenbar alles ordentlich sein musste. Ihr blieb keine Zeit, es nachzuzählen, denn im selben Augenblick fiel ihr auf, dass das Heulen des Staubsaugers aufgehört hatte. Hastig schob sie die Tasche wieder in die Schublade zurück, machte sie zu und lief zur Tür. Verdammt, zu spät! Sie hörte das Knarren der Treppe unter Selins Schritten. Antonia hielt den Atem an. Was jetzt? Wie sollte sie Selin ihr Hiersein erklären? Oder sollte sie, anstatt sich zu entschuldigen, gleich zum Angriff übergehen und sie fragen, woher sie das Geld hatte? Schritte auf den Dielen. Selin war jetzt im Flur des ersten Stocks angekommen. Jeden Moment würde sie heraufkommen. Antonia war, als hörte sie ihr eigenes Herz pochen. Sie erwog die Möglichkeit, sich im Kleiderschrank zu verstecken. Aber was, wenn Selin ihr Zimmer stundenlang nicht verlassen würde? Eine Tür fiel zu. Ist sie jetzt in einem der Zimmer verschwunden? Spioniert sie etwa auch herum? Sie schämte sich bei diesem Gedanken für ihr eigenes Tun, welches sie nun in diese heikle Lage gebracht hatte. Da! Wasser rauschte. Selin war im Bad. Sie hatte offenbar ihre Putzaktion beendet und duschte. Antonia fiel ein Stein vom Herzen. Sie schlüpfte durch die Tür, schlich die Treppe hinunter und verschwand in ihrem Zimmer. Zum Fenster hinausstarrend überlegte sie. Was war das für Geld? Hatte Selin eine Bank überfallen? Hatte sie es ihren Eltern gestohlen, ehe sie geflohen war? Hatte sie nicht gesagt, ihre Schwester habe ihr Geld gegeben? Aber gleich bündelweise? Und angeblich war Selin doch in allerletzter Sekunde durchs Klofenster geflüchtet. Das alles passte hinten und vorne nicht zusammen.
    Das Dumme war: Antonia konnte niemandem davon erzählen, ohne sich als Schnüfflerin zu entlarven. Robert hätte dafür sicher wenig Verständnis gehabt – zu Recht. Was war nur aus ihr geworden? Gestern hatte sie in Roberts Tagebuch gelesen, heute durchwühlte sie Selins Sachen. Und immer fand sie Dinge, die seltsam und unangenehm waren. Sie könnte mit Matthias darüber reden, fiel ihr ein. Der hatte Selin von Anfang an misstraut. Aber der würde sofort Robert informieren. Und was war mit Katie? Katie hätte die Gelegenheit wahrscheinlich ebenso ergriffen, wie Antonia es getan hatte. Ja, sie würde zuerst Katie heute Abend davon berichten, die würde sie nicht verurteilen. Und garantiert hatte die eine Idee, wie man mit der Entdeckung umgehen sollte.
    Auf den schwarz-weißen Tatortfotos sah das Blut pechschwarz aus und es gab viel Schwarz auf den Fotos. Es waren nüchterne Bilder, ohne Rücksicht auf Ästhetik und Effekte, und vielleicht waren sie gerade deshalb so schockierend. Die starren Augen des Mädchens. Das Nachthemd, das Bettzeug, der Fußboden – es war immer wieder erstaunlich zu sehen, wie viel Blut ein Mensch verlieren konnte. Und dann dieses groteske Bild an der Wand… Was war hier passiert?
    Petra Gerres hatte sich die Akte des Falls Steinhauer aus dem Archiv besorgt. Wenn dieser Mann tatsächlich unschuldig war, wie hatte er dieses Massaker verschlafen können? Schlafmittel oder starke Drogen, lautete die einzige Erklärung dafür. Drogen, die ihn entweder bewusstlos gemacht oder auf einen mörderischen Höllentrip geschickt hatten, sodass er nicht mehr gewusst hatte, was er tat.
    Leider hatte man in seinem Blut nichts von solchen Substanzen gefunden, was nicht verwunderlich war, denn Steinhauer war erst drei Tage nach Entdeckung der Tat an der Schweizer Grenze festgenommen worden. Noch etwas, das gegen ihn sprach: diese Flucht, der Versuch, sich ins Ausland abzusetzen. Sein Anwalt hatte dieses Verhalten mit einem Schock erklärt. Die Kommissarin überlegte. Was würde ich tun, wenn ich am Morgen neben meinem toten Geliebten aufwachen würde, der so zugerichtet war, und ich mich an nichts erinnern würde? Falsche Frage, erkannte sie. Erstens war sie Polizistin, sie würde nicht reagieren wie jeder andere Mensch, zweitens – bei diesem Gedanken zog sie eine Grimasse – hatte sie zurzeit keinen Geliebten.
    Sie blätterte in der

Weitere Kostenlose Bücher