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Röslein stach - Die Arena-Thriller

Röslein stach - Die Arena-Thriller

Titel: Röslein stach - Die Arena-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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Taschenlampen dabei, aber noch brauchten sie sie nicht, denn mit der Zeit gewöhnten sich die Augen an die Dunkelheit.
    »Hier ist es«, sagte Robert schließlich leise. Matthias ließ ganz kurz die Taschenlampe aufleuchten. Ja, das war der Gedenkstein und davor sah man den ordentlich aufgeschütteten Erdhügel an der Stelle, an der man den Sarg hinabgelassen hatte. Ein Kranz lag darauf, weiße Rosenblüten reflektierten das Licht des Mondes, der soeben wieder hinter der Wolke hervorkroch. Sie stellten die Schubkarre neben dem Grabstein ab und machten sich wortlos an die Arbeit. Eine Person sollte Wache halten, Antonia machte den Anfang. Angestrengt horchte sie und versuchte, die Umgebung im Blick zu behalten. Aber nur das leise Knirschen der Schaufelblätter, die in die noch lockere Erde fuhren, war zu hören, und ab und zu ein angestrengtes Atmen und das sanfte Aufprasseln der Erde, die ihre drei Mitbewohner hinter sich warfen.
    Antonia behielt den Weg im Blick, während sie ihre Gedanken schweifen ließ. So endet nun also Ralph. Man dringt eben nicht in fremde Gärten ein und brüllt: »Ich bring dich um!« Selber schuld! Was wohl passiert wäre, wenn ich zu Hause gewesen wäre? Ihr wurde flau. Im Grunde musste sie Katie dankbar sein, dass sie sie und vor allen Dingen ihre Mutter von diesem Menschen erlöst hatte. Auch wenn ihre Mutter das vielleicht anders sehen würde – aber sie brauchte es ja nicht zu erfahren. Ob sie ihn wohl immer noch liebte, trotz allem? Und wie würde sie mit seinem spurlosen Verschwinden fertig werden? Irgendwann, das war Antonia klar, würde sie ihr die Wahrheit sagen müssen. Oder besser nur die halbe Wahrheit. Die Selin-Version. Im Lauf des Abends hatte Antonia noch drei Mal bei ihrer Mutter angerufen, immer vergeblich. Sie machte sich inzwischen große Sorgen um sie. Sie ging doch abends nie weg! Wo war sie nur? Lag sie tot in ihrer Küche, auf dem scheußlichen Fliesenboden, ermordet von Ralph? Aber dann hätte er doch nicht versucht, sie neunmal anzurufen. Oder war das Tarnung? Vielleicht hatte er sie nicht erreichen können, durch irgendein Versehen oder einen Defekt am Telefon, dann war er wütend nach Hause gefahren… Scheußliche Szenarien spielten sich vor Antonias innerem Auge ab, während hinter ihr die Schaufeln in die Erde stießen und das Grab ihres Stiefvaters aushoben. Vorhin war sie kurz davor gewesen, alle Krankenhäuser der Stadt anzurufen. Hätte nicht Ralphs »Beerdigung« Priorität gehabt, wäre sie noch heute Abend losgefahren, um nach ihrer Mutter zu sehen. Wenn sie morgen früh immer noch nicht ans Telefon ginge, würde sie hinfahren, das hatte sie sich fest vorgenommen. Lieber Gott, bitte mach, dass ihr nichts passiert ist.
    »Ablösung«, wisperte Katie in ihr Ohr und drückte ihr den Stiel der Schaufel in die Hand. Antonia drehte sich um. Im Mondlicht gähnte das Grab schon über einen Meter tief. Deutlich erkannte man die Wände, die der Minibagger scharf abgestochen hatte. Robert war in die Grube hinabgestiegen, um weiterzuschaufeln, Matthias gönnte sich eine kleine Atempause. Antonia ließ sich vorsichtig in das rechteckige Loch hinabgleiten. Sie hätte gerne gefragt, wie stabil Sargdeckel denn im Allgemeinen so sind, aber sie befürchtete einen Rüffel von Matthias, also fing sie an zu arbeiten, stumm und wie besessen. Die Bewegung tat ihr gut, sie lenkte vom Grübeln ab. Die noch lockere Erde war gut zu entfernen. Dennoch verfolgte sie die ganze Zeit die Vorstellung, der Sargdeckel könnte unter ihrem und Roberts Gewicht einbrechen.
    Robert stieß als Erster mit dem Blatt des Spatens auf das Holz des Sarges. Von da an kratzten sie nur noch ein paar Schaufeln Erde weg und dann halfen ihnen Katie und Matthias wieder hinaus.
    Die Schubkarre wurde so nah wie möglich an die Grube herangerollt. Matthias und Robert nahmen den Teppich an seinen Enden und ließen den Körper auf den Sarg fallen, wo er polternd aufschlug. Antonia schauderte dabei und ihr wurde ein wenig schlecht.
    Ohne Unterbrechung ging es ans Zuschaufeln.
    »Soll ich dich ablösen?«, fragte Matthias, aber Antonia schüttelte den Kopf. »Nein, es geht schon.« Beinahe hätte sie gesagt: »Ich mach das gerne.« Denn so war es. Sie wollte Ralph eigenhändig begraben, sie hatte das Gefühl, mit jeder Schaufel Erde, die sie nun auf seinen Leichnam warf, ein Stück Vergangenheit abzuschütteln. Ein makaberer Humor brach sich plötzlich Bahn und in Gedanken sprach Antonia vor sich hin: eine

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