Roeslein tot
Tölz im ›Luxury Spa Hotel‹ verbracht. Frau Eisinger hat das bereits zugegeben. Allerdings sagte sie auch, dass Sie bereits am Donnerstagnachmittag abgereist sind, weil Sie eine Meinungsverschiedenheit mit ihr hatten. Was Ihnen die Möglichkeit verschafft hat, abends Ihrem Schwiegervater aufzulauern und ihn zu erschlagen. Dann sind Sie per Anhalter oder mit dem Bus nach Penzberg gefahren. Wir haben nachgeprüft, dass um diese Uhrzeit Busse auf der Strecke verkehren. Den Fahrer werden wir noch finden. Anschließend haben Sie ein Taxi nach Hause genommen und so getan, als ob Sie eben aus Hamburg kommen.«
Der Jens schluckt und wird ganz blass, doch er bewahrt Haltung. »Ich habe es kommen sehen, dass die Beziehung zwischen Jeannette und mir irgendwann auffliegt. Ja, ich gebe zu, wir waren in Bad Tölz. Es hatte aber absolut nichts mit dem Mord zu tun. Was Sie mir da unterstellen, ist ganz schön weit hergeholt. Dafür werden Sie nie Beweise finden, weil es keine geben kann.«
Der Stuhlinger lässt sich nicht aus dem Konzept bringen. »Ihr Ausflug nach Bad Tölz hat meines Erachtens sehr wohl etwas mit dem Mord zu tun. Sie haben Ihr Alibi ja ganz offensichtlich äußerst sorgfältig geplant, sogar doppelt, zur Sicherheit. Falls die Sache mit Hamburg entdeckt werden würde, sollte es so aussehen, als habe sie zur Tarnung eines harmlosen Seitensprungs gedient. Am Donnerstagabend hätten Sie den Wagen der Frau Eisinger genommen, wären damit in die Gärtnerei gefahren, hätten kurz Ihr eigentliches Vorhaben erledigt und wären wieder ins Hotel zurückgefahren. Eine Sache von einer Dreiviertelstunde, während der Sie vorgegeben hätten, etwas zu unternehmen, wozu Frau Eisinger keine Lust hatte. Oder während sie etwas unternahm, zu dem Sie vorgaben, keine Lust zu haben. Frau Eisinger hätte Ihnen nach der Entdeckung des Mordes Ihre Unschuld sicher geglaubt. Falls man den Mord überhaupt entdeckt hätte. Denn den Rosenhaufen haben Sie ja eigentlich am nächsten Morgen anzünden wollen. Herr Schladerer wäre spurlos verschwunden gewesen, vielleicht betrunken irgendwo im Wald abgestürzt.« Der Stuhlinger bekommt einen siegessicheren Gesichtsausdruck, während der Jens verstockt dasteht. »Doch dann hat Frau Eisinger einen Streit vom Zaun gebrochen: So etwas Dummes! Jetzt noch mit ihr zusammen im Hotel zu bleiben, hätte nicht überzeugend ausgesehen. Aber das konnte Ihnen im Grunde egal sein, es würde ja sowieso nie jemand auf den Hamburg-Schwindel kommen. Dachten Sie. Sie hatten Fahrkarten gekauft, mit denen Sie ihren alten Freund aus dem Lehrbetrieb, Herrn Ingo Wilkens, nach Hamburg zur Baumschule schickten. Er sieht Ihnen tatsächlich ziemlich ähnlich. Aber nicht ähnlich genug. Schauen Sie, so fleißig waren wir, dass wir ihn in der kurzen Zeit gefunden haben.«
»Herr Kriminaloberkommissar, Sie phantasieren da etwas zusammen. Warum hätte ich ein doppeltes Alibi gebraucht, wenn das eine schon so ausgeklügelt war? Sie haben natürlich recht, dass ich mir damit sehr viel Mühe gegeben habe. Aber Sie kannten meinen Schwiegervater nicht. Der hatte einen Röntgenblick. Wenn man vor dem etwas geheim halten wollte, musste man früh aufstehen. Und ich hatte die ganze Zeit schon das mulmige Gefühl, dass er irgendwas ahnt wegen der Jeannette und mir. Nichts wäre ihm lieber gewesen, als das publik zu machen. Auf einen Vorwand, mich loszuwerden, hat er ja nur gewartet. Dann hätte sich meine Frau scheiden lassen, und er wäre endlich wieder der uneingeschränkte Herr in seiner Gärtnerei gewesen. Und nicht nur mir, sondern auch der Jeannette und dem Franz Eisinger hätte er dadurch so richtig schön eine reingewürgt. Sie ahnen nicht, welche Befriedigung ihm das verschafft hätte. Dass er dadurch seine eigene Tochter quält, wäre ihm egal gewesen. So war er nun mal. Ich wollte nur drei Tage mit Jeannette glücklich sein und durch die Geschichte mit Hamburg uns alle beschützen. Wenn ich ihn hätte ermorden wollen, hätte ich mit Bad Tölz gewartet, bis die Bahn frei ist.«
Für den Stuhlinger wird es Zeit, seinen größten Trumpf zu zücken. »Das ist gar kein schlechtes Argument, was Sie da vorbringen. Mit Ihrer Annahme, es gebe für den Mordverdacht kein Beweismaterial, liegen Sie allerdings falsch.« Er holt eine durchsichtige Plastiktüte aus der Tasche. »Kommen Ihnen diese Handschuhe bekannt vor?«
»Ja, natürlich, das sind meine. Wo haben Sie die denn her?«
»Sie wissen es nicht? Die hatten Sie doch nach dem
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