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Roeslein tot

Roeslein tot

Titel: Roeslein tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marketa Haist
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Pfarrbüro bleiben darf. Aber gegen die Gerti kommt er einfach nicht an.«
    Ich gebe mich für den Moment damit zufrieden, bin jedoch insgeheim skeptisch. Ist der Christusdorn womöglich genauso voreingenommen wie der Ahorn?
    Die Polizisten kommen wohl nicht mehr nach Reindlfing. Für die ist der Fall erledigt. Mehrere Tage wurden sie schon nicht gesehen. Doch eines Morgens kreuzen sie wieder auf. Diesmal geht es nicht um den Mord.
    »Frau Schultes, wir wollten Sie noch mal wegen der gestohlenen Rose befragen. Herr Sprenger und Frau Lohberg haben sie mit Sicherheit nicht. Wusste sonst noch jemand von ihr?«, beginnt der Wellmann das Gespräch.
    »Mei Vatter hot’s ned grod rumverzählt. Er wollt ja woartn, bis er sie durch Okulieren vermehrt hot. Ober wenn ean jemond direkt in der Gärtnerei drauf osprocha hot, do hot er sich ned zrückhoitn kenna und hot de Fürstin gonz stoiz herzeigt. I woaß vo koam, der’s wüsst, außer dene zwoa. Ober vielleicht hot’s der Vatter jemondem verzählt, ohne dess i des mitkriagt hob.«
    »Könnten Sie mir ein paar Namen von Kunden nennen, die sich besonders für alte Rosensorten interessieren? Und wären Sie bereit, noch ein paar Gartenbesichtigungen mit uns zu machen?«
    »Freili … ober des ko uferlos wern. Weil des san lauter Leit mit sehr große Gärten. I hoff ja schwer, dess ma’s findt. Des wär a schlimmer Verlust für de Rosenwelt, wenn die nimma auftauchn tat.«
    »Versuchen kann man es ja mal.«
    »Jo. Ober lossn’s mi nochdenka. Die Fürstin is ned in dene Gärten vom Sprenger und vo der Gräfin Lohberg. Vielleicht hot oaner vo dene sie woanders versteckt. Ober a Rosn ko ma ned so leicht verstecka. De braucht Licht und Luft, de ko ma ned in den Keller oder in an Tresor sperrn. Wo tat sich so a Rosn noch wohlfühln außer im Goartn? Wortn’s amoi … I wui im Herbst meim Vatter a Rosn aufs Grob pflanzn. Auf’m Grob gedeiht a Rosn guat, wenn’s in der Sonne liagt. Und ma ko de Friedhofsgärtner mit der Pflege beauftrogn. Die kenna des guat, ohne dess sie a große Ohnung von dene Rosensorten hom. Die wissn ned, wos so a Rosn wert is, wenig oder vui. Und des ko dem Rosendieb jo bloß recht sei.«
    »Ja, das wäre vielleicht eine Idee. So ein Grab ist doch etwas einfacher abzusuchen als ein Park von zwanzig Hektar. Gut, dass Sie uns darauf gebracht haben.«
    Die Anni geht wieder an ihre Arbeit, und die Polizisten machen sich auf den Weg zu ihrem Fahrzeug. Der Wellmann ist ihr für den Tipp fast noch dankbarer als der Stuhlinger.
    »Uff. Ich dachte schon, ich müsste wieder tagelang durchs Unterholz kriechen. Die Grabstätten der Verwandtschaft ausfindig machen, das kann man zum Glück vom Büro aus erledigen.«
    »Haben Sie was gegen die frische Landluft, Wellmann? Die ist viel gesünder als der Büromief. Wir könnten doch anlässlich des Abschlusses des Falles Schladerer einen netten Spaziergang zum Berglmaierhof machen.«
    »Damit er oder sein Junior mich auf den Misthaufen befördert? Nein danke.«
    »Aber Wellmann! Wer wird sich denn da sträuben? So ein Misthaufen ist doch wunderbar weich.«
    Der Wellmann bleibt stehen wie angewurzelt. Er scheint fieberhaft nachzudenken. »Nein, nein, nicht weich – darin gibt es metallische Gegenstände …«
    »Wie bitte? Verlorene Mistgabeln, oder was meinen Sie?«
    »Das nun gerade nicht. Aber da war was. Damals ist es mir überhaupt nicht merkwürdig vorgekommen. Irgendwie hatte ich da andere Sorgen. Aber es war merkwürdig. Jetzt, wo wir das Thema Misthaufen so gründlich breitgetreten haben, höre ich’s, als sei es gerade eben gewesen: Bei meinem ersten Besuch bohrte der alte Berglmaier die Mistgabel in den Haufen, und es gab ein lautes metallisches Geräusch. Als ob die Zinken auf ein Stück Eisen gestoßen wären.«
    »Das kann nicht sein. Der Boden unter dem Mist ist aus Beton. Das haben Sie sich eingebildet«, sagt der Stuhlinger, doch sein Blick geht zum rückwärtigen Gärtnereitor, das die Anni seit dem Mord am Sepp mit einem alten Seil verschließt.
    »Ganz sicher nicht. Aber mir wird übel, wenn ich die Konsequenzen daraus bedenke.« Der Wellmann verzieht das Gesicht. »Ich glaube fast, ich habe es mir doch bloß eingebildet.«

    »Wellmann?«
    »Stuhlinger?«
    Sie marschieren schweren Herzens, doch einträchtig zum Berglmaierhof. Nach einer halben Stunde harter Arbeit und großer Selbstüberwindung haben sie eine rostige Kette mit Vorhängeschloss geborgen, die an einer Stelle sauber durchtrennt

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