Ro'ha: Teil 1 - Vernichtung (German Edition)
für ihn gewählt hatte, ehe er das Tor der Großen Schöpferin durchschritten hatte und aus der Dunkelheit ins Leben getreten war.
Doch nun war er nicht mehr dieser Mann. Siran Kaz'Dun zog die kleinkalibrige Waffe aus dem verborgenen Holster am Schienbein und schraubte den Scha lldämpfer auf. Es war eine vollmechanische Waffe, wie sie die Xhar noch immer benutzten. In seinem alten Leben hatte er über diese Rasse gelacht und auch für ihre veraltet anmutenden Handfeuerwaffen kaum ein gutes Wort übrig gehabt – nun jedoch machte sich die übertriebene Vorsicht ihrer Verbündeten bezahlt, denn der elektromagnetische Impuls, der sogar die besonders geschützten Geräte des Militärs durchschmoren ließ, hatte auf diese Art von Waffen keinen Effekt. Impuls-, Strahlungs- und Laserwaffen mochten effektiver sein und größeren Schaden anrichten, doch hier war dieses Gerät die bessere Wahl.
Das Amt mochte vielleicht durch Scanner, Wachpersonal und elektroabwehrende Defensivmaßnahmen geschützt sein, doch das würde ihnen nicht helfen.
Mit dem Lächeln eines Siegers auf den Lippen betrat er den Kontrollraum achtzehn Meter unter dem Platz der Bündnisse...
11
Auch in dieser Nacht zwang ihr Geist ihr schreckliche Bilder auf, welche die mutmaßlich letzten Augenblicke ihre r Lieben wiedergaben. Nach dem Angriff auf den Frankfurter Raum hatte man niemanden in die betroffenen Gebiete vorgelassen - zumindest keine Zivilisten. Das stillgelegte Atomkraftwerk Biblis hatte offenbar auch etwas abbekommen und eine akute Bedrohung für die ganze Region dargestellt. Letztlich hatten es die Menschen ihren neuen Verbündeten zu verdanken, dass es nicht noch schlimmer gekommen war. Die Xhar hatten das Schiff, von dem die weltweiten Angriffe ausgegangen waren, nach Kurzem abgeschossen und die gefährdetsten Regionen mit Energie versorgt. Das Schiff der Angreifer war, so hatte Lillja es zumindest im Radio gehört, vollständig zerstört worden und im Pazifik abgestürzt. Sicher hatte man versucht, es zu bergen, doch davon war nichts in den öffentlichen Medien zu hören gewesen - zumindest keine Berichte, die man wirklich ernst nehmen konnte.
Rückblickend war es seltsam, dass ihre Retter so schnell vor Ort gewesen war en. Vielleicht hatten sie die Erde beobachtet, kam es ihr in den Sinn. Sie sparte es sich, Cor oder Cpt. Dale eine entsprechende Frage zu stellen, da sie sich sicher war, keine Antwort zu bekommen. Immerhin hatte sie etwas über Ankur erfahren können. Das war ein Anfang.
Als der Weckruf an diesem Morgen ertönte war Lillja schon lange wach. Nach dem letzten Traum, aus dem sie mit rasendem Herzen und dem Bedürfnis zu weinen aufgeschreckt war, hatte sie nicht mehr schlafen wollen. Vielleicht gab es im Medikamentenlager etwas, mit dem sie traumlos durchschlafen konnte. Sie würde heute nachsehen.
Die Frau schwang sich aus dem Bett und suchte ihre Kleidung zusammen. Das Chaos hatte sie noch immer nicht beseitigt - irgendetwas daran hatte begonnen, ihr zu gefallen, vielleicht die Tatsache, dass die Unordnung ihre Gefühlslage momentan recht gut wiederspiegelte oder auch der Umstand, dass es ein Gegensatz zu der überall um sie herum herrschenden Ordnung darstellte. Die Xhar schienen einen ausgeprägten Sinn für Ordnung zu haben und sie hatte gemerkt, dass sich Cor immer ein wenig unwohl zu fühlen schien, wenn er sie hier besuchte. Vielleicht lag es aber auch nur an der strengen militärischen Ausbildung - und vielleicht würde es menschlichen Soldaten ebenso ergehen. Es war nicht weiter wichtig.
Nach einer langen Dusche beschloss sie, das Frühstück ausfallen zu lassen und stattdessen auf der Krankenstation nach dem Rechten zu sehen. Es gab zwar keine Patienten derzeit, die dauerhaft dort waren, doch erwartete sie, dass der Soldat mit dem zertrümmerten Oberschenkelhals im Laufe des Morgens zur Kontrolle erscheinen sollte. Es hatte unerwartete Komplikationen gegeben, die Lillja maßlos überfordert hatten. Zunächst hatte die Wundheilung nicht einsetzen wollen, was im Verlauf zu einer eingeschränkten Beweglichkeit geführt hatte.
Momentan sah es nicht gut für den Soldaten aus.
Auf ihrer Station angekommen legte sie Nefaris zwei Pads mit Anweisungen bereit, was er den Tag über erledigen sollte. Der automatische Übersetzer hatte die Texte in eine für ihn brauchbare Version transkribiert, die vermutlich ebenso schlecht war, wie die Texte, mit denen Lillja sich jeden Tag befassen musste. Aber es würde schon
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