Ro'ha: Teil 1 - Vernichtung (German Edition)
ebenfalls hochgewachsen und von massiver Statur, mit gräulichen Panzerplatten über einer hellen Haut und einem markanten Gesicht. In seinen vierfingrigen Händen hielt er ein unförmiges Bündel, das er an Cor übergab.
" Ausgangsbasis war das Stück, das wir von der Lira neun geborgen haben", erzählte Inso Khmta, während Cor das Bündel öffnete. "Ein Standard Daru-Modell. Dank der allgemeinen Ähnlichkeit waren nur geringe Modifikationen nötig."
Cor entfaltete einen unerwartet dünnen Anzug, der aus mehreren Teilen bestand und angezogen einem Neoprenanzug ähnlich sehen musste. Ergänzt wurde er durch mehrere Elemente, die wie Gelenkschoner aussahen , einer dickeren Weste und einem Helm, der, allem Anschein nach, kein Visier zu haben schien.
" Lira neun? Daru?", fragte Lillja nach und betrachtete den Soldaten, während er alle Einzelteile prüfend hochhielt und eingehend betrachtete, ehe er sie auf eine der geschlossenen Waffenkisten legte.
" Die Lira neun war ein Schiff", erklärte er beiläufig, "das wir vor einiger Zeit im Raum treibend gefunden und geborgen haben. Die Daru sind eine Spezies - ihnen gehörte das Schiff."
" Sie sind Ihren Leuten ähnlich", fügte Inso hinzu. "Ähnliche Hände, Behaarung. Anfangs dachte ich, ihre Völker wären vielleicht verwandt, aber das scheint nicht der Fall zu sein. Genetisch sind wir uns ähnlicher, als Menschen und Daru - auch wenn es anders aussieht."
" Wirklich?" Cor klang überrascht, als er aufsah und den anderen Soldaten musterte. Seine Haltung drückte Interesse aus. Lillja hatte ähnliches Verhalten bei ihm beobachtet, wenn er sie über die Erde und die Menschen befragt hatte. Fremde Kulturen schienen ihn wirklich zu begeistern. Die Wissenschaftlerin in ihr konnte das verstehen.
" Ja, es sind ein paar neue Artikel veröffentlicht worden, die das bestätigen. Vielleicht solltest du deine nächsten freien Volumen mal für etwas Bildung und weniger… einfache Unterhaltung verwenden."
Cor lachte leise , bis er sich schließlich wieder dem Anzug zuwandte. Er schien mit den Einzelteilen zufrieden und nahm zuletzt den Helm in die Hände, begutachtete ihn von allen Seiten, um ihn schließlich zu den anderen Teilen zu legen.
" Gut", sagte er schließlich. "Beginnen wir mit den Grundlagen…"
12
Als man ihr gesagt hatte, sie würde in acht Stunden in einem Shuttle sitzen, das sie zu einem Mond bringen würde, hatte sie sich nicht vorstellen können, wie kurz diese Zeitspanne sein konnte.
Cor hatte ihr im Laufe mehrerer Stunden die einzelnen Teile des weiß-grau gemusterten Anzuges vorgestellt, ihre Funktionen erklärt und ihr grundlegende Dinge den Umgang und - was wohl wichtiger war - die Reparatur betreffend, beschrieben. Anschließend hatte sie die Teile anlegen müssen und bestimmte Aktionen, wie etwa den Anschluss einer neuen Atemflasche, eingeübt. Am ungewöhnlichsten war der Helm. Er war aus einem flexiblen Material gemacht, das sich ihr anpasste, verfügte aber über keine Glasscheibe oder Ähnliches. Die Umwelt nahm sie über einen integrierten Bildschirm wahr, der, neben den Formen der Dinge um sie herum, zahlreiche weitere Informationen lieferte. Lillja war leider nicht in der Lage, diese zu deuten, denn sie waren in einer fremden Schrift verfasst, die weder Ähnlichkeit mit einer der Erde noch einer der Xhar zu haben schien. Vermutlich die Sprache der Daru.
Etwa drei Stunden vor dem Aufbruch hatte Cor sie angewiesen, sich noch etwas auszuruhen und Lillja war zurück in ihr Quartier gegangen. Tatsächlich hatte sie in dem Sitzsack vor dem Fensterimitat etwas Schlaf finden können und war ausnahmsweise sogar von bösen Träumen verschont geblieben.
Das lauter werdende Summen der Komm riss sie schließlich aus dem Schlaf. Etwas benommen stand Lillja auf und betätigte die Sprechtaste.
" Ja?"
" Melden Sie sich mit Ihrem Namen oder Ihrer Station", tadelte sie Cors Stimme. "Es ist so weit, melden Sie sich auf dem Hangar auf Deck elf. Soran Ende."
Zwar war sie sich nicht wirklich sicher, wohin genau sie gehen musste, doch die einzelnen Decks waren von überschaubarer Größe. Lillja hatte die Ro'ha nie von Außen sehen können, doch ließen die einsehbaren Pläne, die es für jedes Deck gab, darauf schließen, dass das Schiff nahezu torpedoförmig aufgebaut war. Vom Bug bis zum Heck war sie etwa einhundert Meter lang und an der breitesten Stelle, die sich auf Höhe der Decks sechs und sieben befand, etwa zwanzig Meter dick. Die Decks sechs und
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