Ro'ha: Teil 1 - Vernichtung (German Edition)
irgendwie gehen.
Sie riss sich schließlich los und machte sich auf den Weg zu Frachtraum vier.
Deck zwölf erschien um diese Zeit wie ausgestorben. Generell gab es auf dem Schiff nur wenige Möglichkeiten, auf reges Treiben zu stoßen, dafür war die Mannschaft zu klein und das Schiff zu weitläufig. Diese Form der absoluten Leere war allerdings schon fast außergewöhnlich, vermutlich lag es aber nur an der Kombination von Uhrzeit und Räumlichkeit.
Lillja schritt den langen Korridor entlang, bis sie schließlich die doppelte Tür des Frachtraums erreichte. Sie hatte keine Idee, was hier normalerweise gelagert wurde - falls der Raum überhaupt regulär genutzt wurde.
Am Außenrahmen des Innenschotts entdeckte Lillja ein Schild, das sie nicht wirklich entziffern konnte, erkannte jedoch neben dem Schriftzug, der in eindringlichem Rot gehalten wurde, ein Symbol, das ihr schon auf bestimmten Medikamenten begegnet war und auf eine tödliche Wirkung hinweisen sollte.
Sie überdachte ihr Vorhaben, einfach einzutreten und betätigte stattdessen den Rufton am Bedienfeld rechts neben dem Eingang.
Zunächst passierte nichts, bis das Schott schließlich von innen geöffnet wurde und Cor im Rahmen erschien.
" Sie sind früh", begrüßte er sie und machte den Weg frei.
" Scheint so."
Der Frachtraum war ungewöhnlich lang, zwanzig Meter, vielleicht sogar mehr.
"Die Zwischenwände zu den angrenzenden Räumen wurden entfernt", erklärte Cor auf ihren verwunderten Blick hin. "Hier werden die meisten Übungen durchgeführt."
Er ging an ihr vorbei und deutete auf eine ganze Reihe von Kisten, die entlang der gegenüberliegenden Wand aufgestellt waren.
"Neue Waffen und Ausrüstung." Er öffnete eine längliche Kiste und holte ein Gewehr mit langem Lauf und aufgesetztem Zielfernrohr hervor. "Das neue O-71-III, unglaublich präzise und über enorme Strecken einsetzbar, allerdings mit einem nicht zu unterschätzenden Rückstoß." Er wirkte beinahe stolz, drehte die Waffe kurz in den Händen und legte sie dann zurück. "Für Sie natürlich etwas ungeeignet."
Natürlich.
Er öffnete eine weitere Kiste, aus welcher er eine faustgroße Granate hervorzog und die Vorzüge und Neuerungen dieser lobte. Gedanklich sah Lillja sich schon die nächsten Stunden hier stehen und nicht enden wollenden Monologen lauschen.
" …dadurch wird verhindert, dass sie unabsichtlich scharf gemacht wird." Als er ein paar Sekunden inne hielt, lenkte Lillja ihre Aufmerksamkeit wieder voll auf den Soldaten und nickte schnell.
" Das wäre auch fatal", fügte sie hinzu und setzte ein Lächeln auf.
" Ich habe viele Jahre junge Soldaten ausgebildet und bemerke es, wenn man mir nicht zuhört. Das wäre eines Tages vielleicht fatal."
Sie fühlte sich ertappt und schuldig.
"Normalerweise erzähle ich an dieser Stelle dann eine dramatische Geschichte - aber bei Ihnen spare ich mir das", fuhr er fort. "Ich werde es Ihnen noch einmal erklären, aber seien Sie sich sicher, dass ich mich nicht noch einmal wiederholen werde." Cor klang dabei so streng und autoritär, dass sie ihm die Geschichte des Ausbilders augenblicklich glaubte und sich nicht erneut ablenken lassen würde.
In der nächsten halben Stunde erfuhr sie viel über Handhabe und Gebrauch der einzelnen Waffen, die sie mit auf den Mond nehmen würden, auch wenn sie selbst keine davon tragen würde und für die meisten nicht einmal die physischen Voraussetzungen erfüllte. Doch sie sollte vorbereitet sein. Schließlich zeigte der Soldat ihr eine deutlich kleinere Handfeuerwaffe, die wie eine besonders modern designte Pistole aussah. Eine besonders leichte und einfach zu bedienende Waffe, großes Magazin, kaum Rückstoß, einfach nachzuladen - dafür mit deutlich weniger Durchschlagkraft und ohne Spezialmunition. Damit würde man sie ausstatten. Lillja hatte nicht im Traum damit gerechnet, selbst eine Waffe zu tragen - in ihrem alten Leben war sie klar gegen den Privatbesitz von tödlichen Waffen gewesen. Und jetzt war sie hier.
Nach ein paar Übungsschüssen mit Trainingsmunition, mehrfache m Nachladen, Sichern und Entsichern schien Cor zufrieden und nahm ihr die Pistole wieder ab.
Ein leises Zischen kündigte die Ankunft einer weiteren Person an, als die Türhälften auseinanderglitten. Ensign Inso Khmta trat ein. Lillja kannte ihn flüchtig vom gemeinsamen Essen und ihrem vergangenen Besuch beim Training der Soldaten im umgebauten Frachtraum. Er sah Lt. Soran auf unbestimmte Weise ähnlich, war
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