Ro'ha: Teil 1 - Vernichtung (German Edition)
Fläschchen und einen Plastiklöffel heraus. Sie ließ fünfundzwanzig Tropfen aus dem Fläschchen in den Löffel fallen und schluckte die geschmacklose Flüssigkeit. Das Medikament, das ihr die Atmung hier ermöglichte wurde ihr seit dem Zwischenfall nicht mehr heimlich verabreicht. Es lag nun in ihrer Verantwortung, es alle fünfundzwanzig bis dreißig Stunden einzunehmen und Lillja war peinlich genau darauf bedacht, diese Frist nie ganz verstreichen zu lassen.
Sie räumte das Medikament zurück und verließ die Krankenstation. Es war inzwischen dreiundzwanzig Uhr, fiel ihr auf, als ihr Blick die digitale Uhr unweit des Aufzugs streifte. Ihre Schicht war vor sechs Stunden beendet gewesen, nicht erst vor zwei - und sie hatte erneut zwei Mahlzeiten verpasst. Hunger hatte sie jedoch keinen und schlafen wollte sie auch nicht, denn im Schlaf kamen die Träume und in den Träumen sah sie wieder und wieder, wie ihre Lieben auf der Erde starben. Sie wollte nicht schlafen.
Die Hydraulik zischte leise, als die Türen des Lifts sich öffneten und Lillja sah auf. Cpt. Dale und Lt. Cor Soran befanden sich in der Kabine und machten keine Anstalten, heraus zu treten.
Sie kannte Dales Vornamen nicht, kam es ihr in den Sinn. Hatte sie ihn vergessen oder war er ihr einfach nie genannt worden? Konnte sie ihn das fragen oder wäre das unpassend? Vermutlich sehr unpassend.
Lillja trat ein und Cor drückte für sie den vierten Knopf.
" Wie viele Stunden haben Sie in einem Raumanzug verbracht?", wollte Dale wissen. Cor antwortete nicht und als Lillja sich dem Captain zuwandte sah sie, dass er ihren Blick suchte.
" Was ich?", entfuhr es ihr überrascht und zu ihrer Verwunderung widersprach Dale ihr nicht.
" Keine Sekunde", gab sie wahrheitsgemäß an.
" Das verkompliziert die Sache. Kümmern Sie sich darum." Der letzte Satz hatte Cor gegolten und ehe Lillja etwas fragen oder erwidern konnte, hatte der Lift sein Ziel erreicht und Cor schob sie aus der Kabine.
" Die Quarantäne wird in achtzehn Stunden aufgehoben", erklärte er. "Es sieht gut aus - neue Scans zeigen keine Hinweise auf die Seuche und niemand zeigt Symptome." Cor steuerte ihr Quartier an und Lillja folgte ihm. "Wir haben neue Befehle erhalten: wir werden Torkash vier anfliegen, einen Mond am Rand der umkämpften Zone. Er ist ein wichtiger strategischer Posten.
Wir werden mit einem kleinen Team landen und Hilfsgüter dort abladen. "
" Wie kann der Befehl neu sein? Diese Güter müssen sich doch schon seit dem letzten Aufenthalt bei der Raumstation in Erdnähe an Bord befinden - wenn nicht länger."
" Sie sollten derlei Anmerkungen nicht in Anwesenheit anderer machen."
" Ich mache sie ja auch nur in Ihrer Anwesenheit."
Er musterte sie kurz, überging dann aber ihren Kommentar. "Sie waren für ein anderes Ziel bestimmt - eine Station, die nun nicht mehr existiert." Er blieb nun stehen und fügte ernst hinzu: "Sie werden das Team begleiten."
" Ich? Jeder andere ist dafür besser qualifiziert…"
" Mag sein."
Sie ging an ihm vorbei und betrat ihr Quartier, Cor folgte ihr unaufgefordert.
"Sie sollten aufräumen", kommentierte er erneut, während er - wieder - das herrschende Chaos musterte.
" Ich komme gut mit der Unordnung klar - das hat so was Menschliches", meinte sie spitz und stieg über eine getragene Uniform hinweg zur Komm, um ihre Musikdatei aufzurufen.
" Wie auch immer - ich weiß nicht, warum Sie sich dem Landungstrupp anschließen sollen, aber man hat es befohlen. Ich werde Sie in den nächsten Stunden mit dem Anzug vertraut machen und Ihnen das Landungsprotokoll näher bringen."
Man hatte befohlen? Vielleicht kam die Anweisung von jemandem, der in der Hierarchie höher als Cpt. Dale stand?
Möglicherweise gab es auf dem Mond einen Seuchenvorfall oder ein Problem mit Menschen, ein anderer Grund, warum man sich mit ihrer Anwesenheit belasten sollte, wollte ihr spontan nicht einfallen.
"Schlafen Sie besser?", wollte Cor mit einem Blick auf das zerwühlte Bett wissen.
" Sie wissen, dass ich schlecht schlafe?"
" Es gehört zu meinen Aufgaben, so etwas zu wissen - und es hätte mich ehrlich gewundert, wenn es anders wäre", antwortete er und sah Lillja eingehend an.
" Ich schlafe wenig und die Träume sind schlimm." Sie fuhr sich erschöpft durch das Gesicht, ließ von der Komm ab und durchquerte den Raum, um sich schwer in den Sack gegenüber der Illusion eines Panoramafensters fallen zu lassen. Der Soldat trat hinter sie und legte ihr sehr sanft
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