Ro'ha: Teil 1 - Vernichtung (German Edition)
sie ihn an ihren Shuttlepiloten gewandt sagen. Scheinbar erhielt Cor Antwort, denn kurz darauf fuhr er fort: "Machen Sie das Shuttle bereit - wir brechen auf... Keine Diskussion." Er tippte etwas in den Computer an seinem Unterarm und betätigte daraufhin wieder den Schalter am Gürtel. "Azarion, komm rein - Halle zwölf."
Als H'Rega auf sie zugelaufen kam, hielt er ein Sturmgewehr in der Hand und reichte Cor ein zweites. Beide zogen ihre Helme wieder über.
" Der Posten ist verloren - wir brechen sofort auf."
" Das Shuttle ist bereit. Reka wartet in Halle zehn auf uns", gab Cor zurück und setzte sich in Bewegung.
" Gehen Sie mit", sagte H'Rega an Lillja gewandt und lief zu Kima hinüber. Aus den Augenwinkeln konnte sie sehen, dass er irgendetwas zu der Xhar sagte, die aber mit vehementer Ablehnung reagierte, den Kopf energisch schüttelte und eine ablehnende Geste machte.
" Los", hörte sie Cor neben sich und fühlte, dass er ihren Unterarm ergriff und in einen schnellen Laufschritt fiel, den sie nur schwer mithalten konnte. Sie eilten auf eine Seitentür zu, die wahrscheinlich die einzelnen Hallen untereinander verband, als etwas die Außenmauer hinter ihnen traf.
Lillja hörte nur ein lautes Bersten und Krachen, gefolgt von einem hellen, roten Aufblitzen - dann traf sie etwas in den Rücken und riss sie von den Füßen. Sie wurde nach vorne geschleudert und schlitterte unsanft über den Boden, bis die Wand sie hart abbremste.
Etwas in ihr zerbrach. Ein grausamer Schmerz explodierte in ihrer Schulter und lähmte ihre rechte Körperhälfte. Sie bekam keine Luft und musste schwer husten, wobei sie mit Entsetzen feststellte, dass etwas den Bildschirm ihres Helms von innen besudelt hatte. Sie hatte Blut gehustet.
Schmerz und Schwindel überwältigten sie, dann breitete sich Dunkelheit um sie aus. Ganz am Rande ihres Bewusstseins fühlte sie eine starke Hand, die nach ihrem Körper zu greifen schien, während ihr Geist ins Nichts glitt…
16
Sie hatte deutlich mehr vom Sterben erwartet. Hätte sie nicht fühlen sollen, wie ihr Geist den Körper verlässt? Und wo war dieses vielgelobte Licht? Wo ihre Ahnen, Götter oder zumindest Dämonen, die sie erwarteten?
Hätte da nicht irgendwo eine Walküre kommen sollen, um sie nach Walhalla zu bringen? Oder zumindest der Sensenmann.
Da war gar nichts.
Keine Waage, auf der ihr Herz gegen die Feder der Gerechtigkeit gewogen wurde, keine Engel, keine Teufel - keine Reinkarnation. Gar nichts.
Also konnte sie auch nicht tot sein. Lillja weigerte sich, zu akzeptieren, dass danach einfach nichts kommen sollte.
Sie zwang sich, die Augen zu öffnen. Über sich erkannte sie Lampen und ein Operationsgerät. OPG 16.9, wenn sie sich nicht täuschte.
Etwas bewegte sich seitlich zu ihr, tauchte kurz weiter in ihr Gesichtsfeld und schob sich schließlich für wenige Sekunden vor ihre Augen.
Eine Frau. Sie hatte schöne, glatte Züge, makellose Haut und große, mandelförmige Augen, die in einem satten violett glänzten. Die Iris füllte das ganze Auge und zog Lillja in ihren Bann. Eine Hand tauchte auf, ergriff eine Strähne des roten Haares und strich sie hinter das spitz zulaufende Ohr.
Eine Elfe? Bei all den Erlebnissen der letzten Tage und Wochen - Alien, Raumschiffe und Terraforming - halluzinierte sie eine Elfe? Ernsthaft?
Sie versuchte etwas zu sagen, brachte jedoch nur unverständliches Gemurmel über die Lippen. Sie wollte nach der Fremden greifen, doch es war zu schwer, die Hand gezielt genug zu bewegen.
" Es wird alles gut", sagte die Fremde wie aus weiter Ferne, dann sank Lillja wieder in die Ruhe der Dunkelheit.
Als sie das nächste Mal erwachte, fühlte sie sich ungleich besser. Wirre Erinnerungen an einen Traum voller philosophischer Fragen und Fantasiegestalten warfen kurze Schatten in die Realität und verblassten nur widerwillig.
Behutsam öffnete sie die Augen und sah sich um.
Sie befand sich auf der Krankenstation der Ro'ha. Jemand hatte die Einrichtung verändert, Betten, Geräte und Beistelltische verschoben. Auch wenn sie der Gedanke, dass jemand in ihrem Arbeitsbereich herum gepfuscht hatte, ärgerte, so musste sie sich doch eingestehen, dass die Veränderungen gar nicht schlecht waren.
Mit etwas Mühe bewegte Lillja den Kopf und sah an sich herunter. In ihrem linken Handrücken steckte ein schmaler Schlauch, der mit einem Tropf verbunden war und eine durchsichtige Flüssigkeit in ihren Körper leitete.
Eine ganze Reihe weiterer Drähte
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