Ro'ha: Teil 1 - Vernichtung (German Edition)
liefen aus einem ihr unbekannten Gerät neben dem Bett zu ihr herunter und verschwanden auf Schulterhöhe unter der dünnen Decke. Sie folgte den Drähten und stellte fest, dass sie mit einer Art Pflaster auf ihrer Brust befestigt waren. Außerdem sah sie jetzt, dass man sie entkleidet und in einen Behandlungskittel gewickelt hatte.
Da außer ihr niemand auf der Station zu sein schien, entschloss sie sich kurzerhand, sich selbst von Schlauch und Kabeln zu befreien.
Mit spitzen und eher schlecht koordinierten Fingern löste sie die fixierenden Klebestreifen und zog die Kanüle aus der Vene ihres Handrückens. Der Einstichpunkt begann sofort zu bluten und Lillja betrachtete den hervorquellenden Tropfen einen Moment lang seltsam fasziniert, ehe sie die freie Handfläche auf die Stelle presste und wartete, bis die Blutung aufhörte.
Eigentlich hatte Lillja nicht erwartet, auf der Krankenstation eines so fortschrittlichen Schiffes auf so, vergleichsweise primitive Art, behandelt zu werden - andererseits war bislang kein Patient lange genug in stationärer Behandlung gewesen, um eine Zufuhr von Flüssigkeit nötig zu machen.
Wie lange war sie wohl schon hier?
Sie ließ von ihrer Hand ab und betrachtete die Drähte, die zu verschiedenen Punkten ihrer Brust liefen .Sie waren nicht bloß festgeklebt, sie verfügten über kleine Nadeln, die recht tief in ihrer Haut steckten. Sie bündelte die Drähte und zog sie dann mit einem schnellen Ruck gleichzeitig heraus.
Im gleichen Augenblick, in dem das Herausziehen mit einem kurzen Schmerz quittiert wurde, ertönte ein schriller Warnton, der von dem zu den Drähten zugehörigen Gerät ausging.
Mit der Hektik und der ganzen Situation etwas überfordert, ließ Lillja die Kabel fallen und streckte sich nach dem piependen Gerät. Da ging die Tür des benachbarten Bereitschaftsraumes auf und eine rothaarige Frau stolperte hinaus.
Es war die Gestalt aus ihrem Fiebertraum: violette Augen, langes Haar und spitze Ohren.
Lillja erstarrte mitten in der Bewegung und starrte die Fremde an. Auch die Frau war vor Überraschung in der Tür stehen geblieben und musterte ihrerseits Lillja.
" Sie sind aufgewacht", bemerkte die Fremde schließlich und kam wieder näher. "Und Sie haben sich alle Nadeln gezogen." Sie kam neben ihr zum Stehen und rief das projizierbare Eingabefeld des noch immer piependen Überwachungsgerätes auf. Das Alarmgeräusch erstarb und unangenehme Stille legte sich über die Station.
" Wer sind Sie?", wollte Lillja schließlich wissen.
" Kalira Torras. Das hier ist die Krankenstation der Ro'ha, Sie wurden bei einem Außeneinsatz schwer verwundet."
" Wie schwer - und wie lange ist das her? Und was ist mit den anderen? Cor, Azarion und Lt. Commander H'Rega?"
" Dem Bericht zufolge haben Sie das Präzisionsgewehr eines gefallenen Kameraden abgefeuert. Der Rückstoß hat Ihnen vier Rippen gebrochen und die Schulter ausgekugelt - hinzu kamen weitere, nicht nennenswerte Verletzungen. Die Brüche wurden nicht behandelt und als später Druck darauf ausgeübt wurde, durchstieß ein Knochenstück ihre Lungen. Man hat Sie zwar schnell hier her gebracht, aber auf dem Weg haben Ihre Vitalfunktionen versagt."
Die Kommstation begann zu blinken. "Krankenstation hier."
Kalira hatte also die Sprachaktivierung gewählt. Lillja war kein Freund davon, da sie oft zu Fehlfunktionen und falschen Verbindungen führte.
" Der Alarm wurde ausgelöst - was ist da los?"
Es war Cor. Er hörte sich gesund an. Sie schloss kurz die Augen und dankte allen bekannten und unbekannten Göttern dafür.
" Der Mensch ist wach", berichtete Kalira. "Sie hat sich selbst von den Überwachungsmonitoren gelöst - das hat den Alarm verursacht."
" Es geht mir gut", unterbracht Lillja sie.
" Sie können sie später besuchten", ergriff Kalira erneut das Wort. "Dr. Torras Ende."
Die Verbindung schaltete sich ab.
Die Rothaarige holte Luft, um eine neue Frage zu formulieren, doch Lillja kam ihr zuvor: "Azarion, H'Rega? Wie geht es ihnen? Was ist aus der Station geworden?"
" Den Soldaten geht es gut - über die Station weiß ich nichts, ich bin erst vor ein paar Tagen an Bord gekommen."
" Gut." Lillja war unendlich erleichtert, ließ sich zurück sinken und schloss kurz die Augen, ehe sie das Gespräch weiterführte.
" Um Ihre Frage zu beantworten: Ich bin eine Daraa. An Bord der Ro'ha bin ich seit sechs Tagen, Ihr Zwischenfall ereignete sich zwei Tage zuvor.
Sie verdanken Ihr Leben übrigens einem Techniker
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