Ro'ha: Teil 1 - Vernichtung (German Edition)
gnadenlos unterbesetzt, hätte man mich sicher von der Station geworfen. Wenn die falschen Leute erfahren, was ich Ihnen erzählt habe, könnte man das mit etwas Missgunst als Verrat auslegen - und ich weiß nicht, ob der Einfluss meines Vaters noch groß genug ist, um mich dann zu schützen." Trotz dieser weitreichenden und vernichtenden Aussichten hörte sich Kima Dale ruhig und entspannt an, ganz so, als wären ihr die Konsequenzen ihrer Handlungen nur bedingt wichtig.
" Ich werde Sie nicht in Schwierigkeiten bringen", versprach Lillja. "Was haben Sie getan, dass man Ihnen Ihren Rang aberkannt hat?"
" Unangenehme Fragen gestellt und einen direkten Befehl verweigert", sagte sie leichthin.
Sie behandelten den bewusstlosen Xhar, reinigten und verbanden seine Wunden und aktivierten schließlich einen Überwachungsmonitor, der seine Vitalfunktionen aufzeichnete.
Im Anschluss räumten sie die Güter von der Ro'ha in die dafür vorgesehenen Vorratsschränke und Lillja erfuhr, dass ein Teil der Geräte bei einer Überlastung des Energienetzes unbrauchbar geworden war, während die meisten anderen aufgrund mangelnder Wartung irgendwann als defekt gekennzeichnet werden mussten. Nur die deutlich einfacheren Maschinen verrichteten noch ihren Dienst.
Es war der Fluch hochentwickelter Technologie in Verbindung mit zu wenigen Arbeitskräften, wie Kima es nannte.
Die Station verfügte über zwei Exobiologen und einen Genetiker, die einzige Ärztin war vor längerer Zeit abberufen worden und mit dem letzten Schiff, das die Umlaufbahn des Mondes angeflogen hatte, abgereist. Auf einen Ersatz wartete man noch immer.
" Ich habe eine Mitteilung aus dem Labor", meinte Kima und las einen kurzen Text auf einem kleinen Bildschirm neben der Komm-Station. "Sie sind verletzt, Lillja?"
Der Mensch blickte von ihrer Arbeit auf. Tatsächlich hatte das Medikament so gut angeschlagen, dass die Schwellung ihrer Schulter zurückgegangen war und mit ihr ein großer Teil des Schmerzes und der Bewegungseinschränkung.
" Es ist nichts Schlimmes", gab sie zurück. "Ich werde mich auf der Ro'ha darum kümmern - ich möchte nicht, dass Sie Ihre wenigen Ressourcen dafür opfern."
" Wie Sie meinen - das Rekonstruktionsgerät wurde auch schon lange nicht mehr kalibriert und würde zu eher mittelmäßigen Ergebnissen führen." Kima trat von der Komm zurück und wandte sich kurz dem Patienten zu.
Lillja stellte gerade den letzten kleinen Karton in einen Schrank, als ihr ein Blinken über der Tür auffiel. Jemand versuchte einen Kanal zur Krankenstation zu öffnen. Da sie näher war, ging der Mensch hinüber und betätigte die Ruftaste.
" Krankenstation hier."
" Halle 12-1", antwortete eine fremde Stimme gehetzt. "Vier Verletzte, einer in kritischem Zustand."
" Verstanden - wir sind auf dem Weg."
Schon war Kima an ihr vorbei, war f sich in der Bewegung eine Tasche, die gepackt neben der Tür stand, über die Schulter und rief im Gehen: "Nehmen Sie sich eine Tasche und packen Sie ein paar Einheiten V98 ein! Und Beeilung - vielleicht sind auch Ihre Leute unter den Verletzten!"
Der Gedanke, dass Azarion oder Cor verletzt oder gar tot sein konnten, trieb Lillja zu zusätzlicher Eile an. Sie griff sich eine Ersthelfertasche, stopfte schnell ein paar Einheiten Gefäßkleber und Betäubungsmittel hinein und hetzte hinter Kima her, die bereits den Aufzug gerufen hatte und nun die Tür offenhielt.
" Ihr Menschen könnt ja richtig schnell sein", scherzte sie und wählte das Erdgeschoss an. "Freunde von Ihnen unter den Soldaten?"
Lillja überlegte kurz, ob das Wort treffend war, währenddessen erreichte der Aufzug sein Ziel und die Türen glitten auseinander.
" Ja", sagte sie schließlich, "irgendwie schon."
Sie traten auf den langen, düsteren Flur hinaus und Lillja wandte sich der Glastür zu, doch Kima hielt sie zurück und schüttelte den Kopf.
" Das dauert zu lange", meinte sie und zog den Menschen mit sich. Lillja fiel auf, wie gut die Xhar ihre Kraft dabei dosieren konnte - sie hatte sicherlich schon früher Kontakt zu Menschen gehabt, vielleicht zu den 'Versuchsobjekten'.
Sie gingen durch eine Tür zu ihrer Linken und durchquerten ein leeres Zimmer. An der gegenüberliegenden Seite befand sich eine zweite Tür, die Kima öffnete. Sie verließen das Krankenhaus durch diese Seitentür und fanden sich in einer schmalen Gasse zwischen zwei großen Gebäuden wieder.
Die Xhar übernahm sicheren Schrittes die Führung und eilte in die Richtung, in
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