Ro'ha: Teil 1 - Vernichtung (German Edition)
dir", sie sah Cor fest ins Gesicht, "sagen, wie ich meine Freizeit zu verbringen habe - und schon gar nicht, wenn du nicht mehr Herr deiner Sinne bist!"
" Ich bin…", wollte er sie unterbrechen, doch sie schnitt ihm mit einer Geste das Wort ab.
" Ich bin nicht gewillt, das hier und jetzt auszudiskutieren! Lass mich einfach in Ruhe."
Sie schob sich an ihm vorbei und ging erhobenen Hauptes Richtung des Zentrums der Halle . Hinter ihr hörte sie H'Rega etwas ratlos bemerken, dass diese Reaktion unerwartet käme, widerstand jedoch dem Drang, sich umzuwenden. Vermutlich war ihre Reaktion übertrieben. Sicher sogar, aber sie wollte sich nicht die Blöße geben, jetzt umzukehren.
" Warten Sie", hörte sie Azarion hinter sich, ging jedoch weiter. Der Soldat hatte sie mit wenigen Schritten eingeholt und schloss zu ihr auf.
" Das lief eben nicht so gut", meinte er und passte sich ihrem Tempo an. "Aber Cor ist nun einmal…"
Sie blieb nun doch stehen und sah den Soldaten einen Moment lang an, ehe sie sagte: "Er ist besorgt und übers Ziel hinausgeschossen - dabei bin ich mir sicher, dass er es wirklich gut meint, aber ich möchte nicht, dass alle Punkte meines Lebens von irgendjemanden bestimmt werden, der nicht ich ist."
" Es gibt Gründe…"
" Die interessieren mich gerade nicht sonderlich. Diese Aktion eben war wirklich daneben! Und ich möchte keine Erklärungen hören - Können Sie das nicht einfach akzeptieren?"
" Die ständige Bevormundung macht das alles nicht gerade leichter, nicht wahr?" Er nickte langsam. "Ich verstehe es."
Als Lillja ihren Weg fortsetzte, blieb der Xhar zurück und sie konnte fühlen, wie sein Blick ihr noch eine ganze Weile folgte…
KalaTaan 9
Es war sogar noch deutlich besser gekommen, als Siran es je für möglich gehalten hatte. In diesen neuen Emporkömmlingen steckte möglicherweise doch mehr, als die Xhar hatten verkünden lassen. An sich wunderte ihn das nicht wirklich, schließlich war es schon immer Teil der Strategie dieses Volkes gewesen, möglichst viele Informationen zurückzuhalten und das, was sie der großen Masse preisgaben, hochgradig zu verdrehen und zu verändern, dass man nie sicher sein konnte, ob man wirklich wusste, was vor sich ging.
Zufrieden schloss er die kleine Tasche und hob sie hoch. In diesem unscheinbaren Behälter befand sich alles, was nun noch von Bedeutung für ihn war. Es war ein ganzes Leben, reduziert auf ein paar Kleidungsstücke, Datenkristalle, Dokumente und Waffen.
Ein letztes Mal kontrollierte er seine Erscheinung im Spiegel neben der Eingangstür, entdeckte eine Haarsträhne, die nicht an ihrem Platz war und strich sie mit einer geschmeidigen Bewegung zurück. Niemand würde ihn erkennen und mit dem Mann in Verbindung bringen, der vor einigen Tagen den Platz der Bündnisse überquert hatte oder die unterste Ebene des Ministeriums für Ressourcenverteilung und Datenverkehr aufgesucht hatte. Der Mann, der dort vielleicht gesehen worden war und den die Sicherheitsscanner dort erfasst haben mochten, existierte nicht mehr.
Das war in einem anderen Leben gewesen , rief er sich in Gedanken und sah sich selbst in die Augen. Heute waren sie von einem tiefen Blau, das von einem goldenen Ring umfasst wurde. Das Haar trug er in dem beliebten Rot, das als Schönheitsideal seines Volkes galt.
Niemand würde ihn erkennen, selbst jene nicht, denen die schmale Narbe auffallen würde, die durch sein Gesicht verlief.
Er verließ die Wohnung und machte sich auf den Weg zum Raumhafen. Siran Kaz'Dun hatte alles erreicht, was er hier hatte erreichen wollen. Es war Zeit, den nächsten Schritt zu wagen...
21
Sie war noch eine Weile über das Deck gegangen und hatte sich die zahlreichen Geschäfte angesehen, bis sie schließlich auf einen Händler gestoßen war, der Waren von der Erde verkaufte. Kurz vor Verlassen der Ro'ha hatte man ihr eine Karte übergeben, auf der ein gewisser Betrag hinterlegt worden war, der zu ihrer freien Verfügung stand. Ihr Sold gewissermaßen. 1.000 CP - sie hatte weder eine Vorstellung davon, ob das viel oder wenig war, noch wusste sie, was das Kürzel bedeuten mochte - konnte sie frei ausgeben.
Am Stand des Händlers, eines fahlhäutigen Alien, mit langen Gliedmaßen und Facettenaugen, hatte sie schließlich für einhundert CP eine kleine Flasche Rotwein erworben, mit der sie sich zurück zum Arboretum begeben hatte. Vielleicht war es keine allzu gute Idee, sich hier zu betrinken, doch war es genau das, was sie sich
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