Ro'ha: Teil 1 - Vernichtung (German Edition)
in diese so surreal erscheinende Umgebung. Die Decke befand sich in einiger Höhe und umspannte ein großes Gebiet, in dem Bäume, Büsche, Blumen und Kräuter zu einem herrlichen Park angelegt waren. Das war das Schönste, was sie seit Wochen gesehen hatte.
" Ist das real?"
" Real?", wiederholte er. "Ja. Es sind echte Pflanzen von Ihrem Heimatplaneten. Licht und Umweltfaktoren entsprechen der Erde - oder zumindest dem Teil, von denen wahrscheinlich die meisten Ihrer Soldaten stammen.
Derlei Umgebungen wurden vor einigen Jahren in großem Umfang angelegt, da man sich eine positive Wirkung auf die Soldaten versprach. Es gibt Dutzende solcher Landschaften, die Heimatwelten oder großen Kolonien entsprechen."
Er machte eine auffordernde Handbewegung, doch Lillja zögerte.
"Zwischen der Umgebung und der Station befinden sich Kraftfelder, die durchquert werden müssen. In den Zwischenräumen ist ein Stoff gelagert, der dafür sorgt, dass es keine Probleme mit der Atmung in den unterschiedlichen Atmosphären gibt. Es ist schmerzlos."
Sie übertrat die Türschwelle und machte zwei Schritte in den Raum hinein. Der Boden gab federnd etwas nach, als sie auf das Gras hinaustrat. Von Kraftfeldern oder sonstigen Barrieren merkte sie nichts.
Sie machte noch ein paar weitere Schritte auf den Rasen hinaus, atmete die sommerliche Luft ein und fühlte die Wärme der Umgebung auf ihrer Haut. Es war unglaublich.
Sie zog Stiefel und Socken aus und legte ihre Uniformjacke darüber, dann ging sie weiter und fühlte das Gras dabei zwischen den Zehen.
"Das ist… unbeschreiblich", versuchte sie, ihre Gefühle in Worte zu kleiden. Sie drehte sich zu Fenric um, der mit geringem Abstand hinter ihr ging und dabei ihre abgelegte Kleidung aufsammelte. "Wie zu Hause." Voller Glück schloss sie für einen Moment die Augen und erlaubte sich, sich für einen kurzen Augenblick vorzustellen, sie sei zurück in ihrem Garten.
Sie hatte die Hügelkuppe erreicht und blickte auf den weitläufigen Park hinunter. Wie groß mochte er sein?
Erneut wandte sie sich Fenric zu, der zu ihr aufgeschlossen hatte und zufrieden schien, ergriff und drückte kurz seine freie Hand und fügte ein leises "Danke" hinzu.
" Ich denke", fuhr sie nach Kurzem fort, "ich werde hier bleiben." Sie ließ sich ins kurz geschnittene, dichte Gras fallen und war für einige Herzschläge einfach nur glücklich.
" Diese Gebiete sind jederzeit und für jeden zugänglich - aber die Station hat noch mehr zu bieten."
" Mehr als ein Stück meiner Heimat? Das kann ich mir nur schwer vorstellen."
Der Yndra ließ sich neben ihr ins Gras sinken und fuhr mit der Hand über die grünen Halme, während er ihre Stiefel und die Jacke neben sich abstellte.
"Es ist schön hier", pflichtete er ihr schließlich bei. "Sie könnten sich auch die anderen Umgebungen ansehen, oder den Promenadenring drei Decks unter uns - beides könnte sich lohnen. Die meisten Ihrer Crew werden sich sicher in einer Bar auf Deck zweiundfünfzig befinden."
" Ich bin hier glücklich", meinte sie und es entsprach der Wahrheit - jetzt, in diesem Augenblick, war sie wirklich glücklich.
" Das freut mich, Lillja. Ich muss jetzt gehen, vielleicht kreuzen sich unsere Wege erneut."
" Das wäre schön", sagte sie ehrlich und reichte ihm die Hand zum Abschied, die er ergriff und kurz sanft drückte.
Nachdem seine Gestalt hinter dem flachen Hügel verschwunden war, ließ sie sich zurück ins Gras sinken und schloss die Augen. Seine Berührung klang in ihr nach und löste eine Mischung aus Hochgefühl und Scham in ih r aus. Chris wartete auf der Erde auf sie, es war nicht richtig, dass eine andere Person so etwas in ihr auslöste. Aber vielleicht wartete auch niemand zu Hause auf sie, wahrscheinlicher war, dass alle tot waren und dass auch sie sterben würde.
Lillja wollte die düsteren Gedanken jetzt nicht zulassen und schob sie weit an den Rand ihres Bewusstseins. Jetzt wollte sie nur hier liegen, die warme Luft fühlen, die Sonne auf dem Gesicht, das Gras unter ihr und der Geruch von Blumen und Pflanzen um sie herum.
Es verging viel Zeit, in der sie einfach dalag, an nichts dachte und es einfach genoss, dass Krieg und Tod für den Moment jenseits des Schotts verblieben waren, bis etwas die Sonne verdunkelte und ihr Gesicht in Schatten hüllte. Sie schlug die Augen auf und sah ein Paar grauer Augen, die auf sie herab blickten.
" Geht es dir gut?", fragte Cor. Der Xhar war lautlos an sie herangetreten und hatte sich
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