Ro'ha: Teil 1 - Vernichtung (German Edition)
einschüchternder wirkte, da sich der größte Teil seines Gesichtes dabei überhaupt nicht bewegte. Es kam sehr selten vor, dass die Xhar auf diese Art ihren Gefühlen Ausdruck verliehen. Und Lillja war dankbar darum.
Lillja löste die Silberfolie von ihrem nun aufgewärmten Essen und betrachtete die Mischung aus Kartoffeln und Frühlingsgemüse. Es sah besser aus als das, was sie sonst unter den Folien fand, roch auch besser. Schmeckte nur leider gleich.
" Du solltest dich von ihm fernhalten", sagte Cor nun leiser und an Lillja gewandt.
" Daraus wird nichts. Ich werde mir alle neuen Crewmitglieder im Laufe der nächsten Tage ansehen und Blutkonserven von allen Nicht-Xhar anlegen."
" Wozu? Wir können synthetisches Blut in fast unbegrenzter Menge herstellen", wandte Azarion interessiert ein.
" Eigenes ist besser. Ich habe eine Studie darüber auf meinem Schreibtisch liegen."
" Das synthetische war immer ausreichend", mischte sich nun auch H'Rega ein, während Azarion sogleich wissen wollte, ob er einen Blick in diese Studie werfen dürfe.
" Sicher", sagte sie und nickte dem Soldaten zu. "Warum sollte ich mich mit etwas Ausreichendem begnügen?", fuhr sie an H'Rega gewandt fort. "Ich verwende bei euch schließlich auch das V98 und keinen medizinischen Tacker - auch wenn das vielleicht in den meisten Fällen ausreichen würde."
" Solange Cpt. Dale es genehmigt hat", schlug sich Azarion auf ihre Seite.
" Hat er." Oder würde er zumindest noch, fügte sie in Gedanken hinzu.
" Dann wird einer von uns in jedem Fall anwesend sein", führte Cor das Gespräch fort.
" Sicher nicht." Langsam übertrieb er es.
" Wir werden sehen."
Sie ließ die Gabel sinken und sah ihn scharf an. "Du glaubst doch nicht ernsthaft…"
" Yndra sind manipulativ", unterbrach er sie. "Ein paar gut platzierte Worte und Gesten, das ganze mit passender Mimik unterlegt und schon wirst du glauben, dass das alles deinem Willen entspricht."
" Dieses Gespräch führe ich nicht fort." Sie schob das Essen von sich und verließ die Messe.
Der Soldat meinte es sicher nur gut und vielleicht - ganz vielleicht - gab es sogar echte Gründe und Erfahrungen, die für so ein Misstrauen sprechen konnten, aber es ging trotzdem zu weit. Wahrscheinlich wusste er es selbst.
Diese Unbeherrschtheit sah ihm gar nicht ähnlich und jetzt konnte Lillja es auch nicht mehr auf irgendeine durch Alkohol gesunkene Hemmschwelle schieben. Irgendetwas ging in dem Soldaten vor und ihr Gefühl sagte ihr, dass es besser war, das zugrunde liegende Problem zu lösen, ehe Cor sich noch in richtige Schwierigkeiten brachte.
Sie ging zurück zur Krankenstation und rief im Hauptcomputer Lt. Sorans medizinische Akte auf. Sie war fast vollständige zensiert. Angefangen von Geburtsjahr und -ort, bis hin zur geschwärzten Verletzungen, Zwischenfällen und Behandlungen. Aber ihr fiel auf, dass die Akte wirklich umfangreich war - gut drei- bis viermal so groß wie die der neuen Soldaten. Erst die letzten Einträge von Dr. Dragin und ihre eigenen waren überhaupt für sie einsehbar. Hier würde sie also keine Antwort finden.
Etwas missmutig und ernüchtert wandte sie sich wieder ihren eigentlichen Aufgaben zu und fuhr damit fort, die neu eingetroffenen Medikamente zu katalogisieren und anschließend wegzuräumen.
Als sie mit dem größten Teil fertig war, verfasste sie das Gesuch um Genehmigung zur Anlegung einer Eigenblutreserve für die Nicht-Xhar Mitglieder der Besatzung und schickte das Schreiben nach der automatisierten Übersetzung an Dales Bereitschaftsraum. Es war das erste Mal, dass sie etwas Derartiges tat und sie war sich nicht sicher, ob Ton und Form dem entsprachen, was angemessen war, aber ihre Idee machte Sinn und es gab keinen vernünftigen Grund, warum Dale sie ablehnen sollte.
Ein Blick zur Uhr sagte ihr, dass es bereits wieder spät geworden war, sodass sie sich auf den Weg zu ihrem Quartier machte. Ihr aktueller Dienstplan sah eigentlich vor, dass sie nach ihren Schichten auf der Krankenstation noch ausreichend Zeit für Sport haben sollte, doch da Nefaris mittlerweile wieder voll auf dem Maschinendeck eingesetzt wurde, kam sie sogar jetzt, da sie jeden Tag sechszehn und mehr Stunden auf ihrer Station verbrachte, kaum mit ihren Aufgaben nach. Außerdem sah sie ihre Priorität klar bei der Behandlung von Verletzten und beim Umgang mit von der Seuche kontaminierten Umgebungen. Jegliches Sportprogramm oder Waffentrainig kam erst sehr, sehr viel später. Die
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