Ro'ha: Teil 1 - Vernichtung (German Edition)
funktioniert, als bei Ihnen und mir?"
Lillja schüttelte leicht den Kopf. Sie hatte viel gelesen und gelernt, aber die wenigsten Texte hatten sich um Psyche oder Verhalten gedreht, zumeist war es um Medikamente und deren Nebenwirkungen gegangen.
"Verstehe", fuhr Kalira nachdenklich fort. "Die Xhar sind unglaublich belastbar und es scheint fast unmöglich, sie zu traumatisieren - ganz besonders gilt das für die Soldaten unter ihnen. Sie verarbeiten Stress und psychische Traumata mittels der Bindungen untereinander. Je mehr sie erleben und je brenzliger die Situationen sind, desto mehr Botenstoffe werden ausgesendet und desto tiefer wird die Beziehung. Als man begann, die Soldaten genetisch aufzuwerten, glaubte man, dass eine Förderung dieses Prozesses zu einer stabileren Psyche führen würde. Mittlerweile nimmt man Abstand von dieser Theorie, da viele Soldaten im Laufe der Zeit dazu neigten, Befehle zu verweigern oder hohe Risiken einzugehen, um ihre Teammitglieder zu schützen.
Ihre Erlebnisse auf dem Mond sollten dazu geführt haben, dass die Überlebenden eine emotionale Bindung zu Ihnen aufgebaut haben. Bei Cor merkt man das überdeutlich. "
" Das hört sich alles recht unwahrscheinlich an."
Kalira lachte kurz und nickte dabei. "Mag sein, aber das ändert nichts an den Tatsachen. Gemeinschaft und diese Art von Freundschaft, wenn man es denn so nennen will, ist für die meisten Xhar enorm wichtig. Sie ertragen keine Isolation - eine ihrer wenigen Schwachstellen." Sie stand auf und machte ein paar Schritte auf Lillja zu. "Kommen Sie klar?"
" Ja, ich glaube schon - Sie müssen nicht hierbleiben."
" Gut, ich habe Kulturen angelegt, die nicht zu lange unbeaufsichtigt bleiben sollten. Sie können mich jederzeit im Labor aufsuchen, Lillja."
Der Mensch nickte und sah Kalira nach, während ihre schma le Gestalt die Station verließ…
23
Die nächsten drei Tage vergingen schleppend. Lillja schlief nicht viel und quälte sich selbst mit Fragen und Vorwürfen. Sie verbrachte viel Zeit mit Cor und Azarion - und auch H'Rega schaute ein paar Mal bei ihr vorbei. Alle drei versuchten auf eine fast schon rührend unbeholfene Art, ihr irgendwie zu helfen und tatsächlich begannen die Erinnerungen und das schreckliche Gefühl langsam zu verblassen.
Azarion hatte ihr noch am ersten Abend mitgeteilt, dass er sich Zugriff zu ihrer versiegelten Datei verschafft hatte und so an die Namen und Dienstnummern der Männer gekommen war. Er hatte ihr angeboten, die Personenüberwachung für einige Zeit auszuschalten, um die Menschen aufzusuchen und ihnen, wie er sagte, zumindest ein paar Knochen zu brechen.
Auf eine wirklich absurde Art war es Lillja sehr nett vorgekommen, dennoch hatte sie abgelehnt. Selbstjustiz war nie der richtige Weg und sie wollte außerdem nicht, dass einer der Soldaten letztlich noch dafür zur Rechenschaft gezogen werden würde.
Die Fortbildung, zu der Cpt. Dale sie angemeldet hatte, war informativ, aber langatmig gewesen und Lillja war froh, als der letzte Teil der Sitzung schließlich vorüber gegangen war und sie sich wieder den neusten Datenpaketen widmen konnte, die man ihr hatte zukommen lassen.
Während all der Zeit waren die Umbauarbeiten im vollen Gange gewesen und hatten das Schiff mit Krach und fremdem Personal überzogen - auch hierbei war Lillja froh, als der Spuk endlich ein Ende fand.
Von Fenric sah sie in den nächsten Tagen nichts mehr und als sie Cor nach dem Yndra fragte, brachte der Soldat ihr nur einen kühlen Blick entgegen, der ihr sehr deutlich machte, wie wenig er von dem Mann hielt.
Als die Mannschaft am letzten Abend auf die Ro'ha zurückkehrte, lag eine Fülle neuer Daten für Lillja bereit, die zahlreiche Informationen über das Volk der Yndra und siebzehn Krankenakten beinhaltete, die Lillja kurz überflog. Es würden vierzehn Xhar an Bord kommen, darunter acht Soldaten und sechs Techniker, außerdem zwei Daru, deren Akten größtenteils geschwärzt waren und ein Yndra, den Lillja als Fenric identifizierte.
Pünktlich, zehn Minuten vor Beginn der Essensausgabe um 21 Uhr, öffnete sich die doppelte Tür der Krankenstation und Azarion trat ein. Seit dem Vorfall kam kurz vor jeder Hauptmahlzeit einer der Xhar zu ihr und holte sie ab. Meist war es Cor gewesen, doch auch der jüngere Azarion ließ sich in letzter Zeit häufiger bei ihr sehen.
"Bereit für eine vakuumverpackte Köstlichkeit?", fragte er scherzhaft und blieb in der Tür stehen. "Beeilen Sie sich
Weitere Kostenlose Bücher