Ro'ha: Teil 2 - Erwachen (German Edition)
ihnen auszubreiten begann.
"Ich bringe die Leichen weg", meinte Fenric nach weiteren Sekunden. Er hatte den Toten alle wertvollen oder nützlichen Dinge abgenommen und diese neben eine offene Kiste gelegt. Lillja überflog die Dinge, fand aber nichts, was für sie von Interesse war und fühlte sich plötzlich sehr erschöpft und nutzlos.
"Ich helfe dir", entschied sie und nahm die Füße des ersten Toten, den Fenric gerade zum Ausgang geschleift hatte. Es war schwierig, denn sie konnte nur mit der Rechten zugreifen und hatte weit weniger Kraft, als sie geglaubt hatte, doch schließlich hatten sie die Distanz zum Waldrand überbrückt und legten den Toten unter einen dornigen Busch.
Ohne ihr Zutun glitt ihr Blick über die freie Fläche hinweg und blieb dort haften, wo Cor und die fremde Frau verschwunden waren.
"Das schockiert dich, nicht wahr?", hörte sie Fenric neben sich. Er war an ihre Seite getreten und ihrem Blick gefolgt.
"Ja", sagte sie ehrlich, löste den Blick vom Wald und sah in Fenrics schwarze Augen. Nach einem Herzschlag griff er nach ihrer verletzten Hand und hob sie ein Stück an, um den blutigen Verband zu begutachten.
"Ich habe nicht erwartet, dass er dich opfern würde", murmelte er und sah ihr wieder ins Gesicht. "Ich hätte es nicht getan."
Er wusste, was passiert war? Natürlich tat er es. Entweder hatte er Cor oder Azarion danach gefragt, oder er hatte es selbst durch die dünnen Holzwände zumindest mit anhören können.
Es war nur ein Finger, rief sie sich in Gedanken - und wahrscheinlich hatte Cor die Informationen wirklich nicht gehabt. Woher auch?
"Im Lager...", brachte sie zögerlich hervor. "Der Daru hat mir irgendein Mittel injiziert. Er nannte es Sepiaträne - und ich… ich habe ihm alles erzählt."
Sie senkte den Blick und starrte auf ihre Füße, doch Fenric legte ihr eine Hand auf die Schulter und als sie ihn schließlich ansah, lächelte er traurig.
"Das war nicht deine Schuld. Die Soldaten des Imperiums werden gegen diese Droge immunisiert - du hattest keine Chance."
Sie nickte, doch dann fiel ihr ein, was Jargon gesagt hatte, als er die Hütte betreten hatte: 'Fenric hat uns alles Wissenswerte mitgeteilt, aber er verfügt nicht über die nötige Sicherheitsstufe' . Sie hatte angenommen, dass man auch den Yndra mit der Droge gefügig gemacht hatte, aber er war ebenfalls ein Soldat des Imperiums und sollte er dann folglich nicht ebenfalls immun gewesen sein?
Sie setzte zu einer entsprechenden Erwiderung an, als ein kurzer Schrei über die Lichtung setzte, der sich so qualvoll anhörte, dass Lillja ihn nicht ignorieren konnte.
Sie hob den Blick und drehte sich instinktiv in die Richtung, aus der er gekommen war, als Fenric ihr Handgelenk ergriff und leicht den Kopf schüttelte, als sie zu ihm sah.
Es war nicht richtig - das alles war bösartig, falsch und… einfach nicht richtig .
Entschlossen löste sie sich aus seinem Griff und schritt über die Lichtung hinweg. Sie musste sich beherrschen, um nicht loszurennen, bis sie schließlich zwischen zwei scharfblättrigen Farngewächsen in s Dämmerlicht des Waldes stolperte.
"Wozu dieser ganze Aufwand?", hörte sie Cors Stimme.
"Und so lächelt die Große Schöpferin auf uns herab", murmelte die Daraa zwischen seinen Worten, als zitierte sie ein Gedicht oder Gebet.
Lillja folgte den Stimmen, während Cor erneut zu erfahren verlangte, warum sich die Daru auf dem Planeten aufhielten.
Sie sah die blutigen Spuren, die der verletzte Fuß der Daraa hinterlassen hatte und folgte ihnen ein paar Schritt weit, dann sah sie sie. Faya stand mit dem Rücken an einem Baum und wandte den Kopf, als sie ihre Schritte zu hören schien. Ihre Hände waren auf dem Rücken gebunden und als Lilljas Blick die Fesseln streifte, erkannte sie, dass Faya beständig die rechte Hand drehte, als würde sie versuchen, sie aus dem engen Plastik zu ziehen. Das verdreckte Shirt war längs zerschnitten worden und Lillja erkannte auf ihrem Schlüsselbein und der Brust frische Verbrennungsspuren, die offenbar von der Energieklinge rührten, die Cor in der Hand hielt.
"Cor!", sagte Lillja mit zitternder Stimme und er sah in ihre Richtung. "Was tust du nur?"
Plötzlich hatte die Frau ihre Rechte befreit und führte sie binnen eines Herzschlags an den Mund. Mit Entsetzen sah Lillja, wie sie die Haut zwischen Daumen und Zeigefinger zerbiss und etwas aus der Wunde saugte - dann trat schaumiges Blut aus ihrem Mund und tropfte schwer zu
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