Ro'ha: Teil 2 - Erwachen (German Edition)
Boden.
"Verflucht!", stieß Cor aus, packte ihr Handgelenk und zerrte es von ihrem Gesicht weg, doch es war zu spät. Der Xhar zwang grob ihre Kiefer auseinander, schien dann jedoch selbst zu begreifen, dass seine Reaktion zu spät kam und schleuderte ihre Leiche wütend gegen den Baumstamm.
Lillja hörte das Geräusch, mit dem mehrere ihrer Knochen brachen, ehe er die Leiche achtlos zu Boden fallen ließ und seinen wütenden Blick auf den Menschen richtete.
Der Blick der goldenen Augen der Daraa brach und noch während sich das Bild der sich im Tod weitenden Pupillen in ihr Gedächtnis brannte, stolperte Lillja einen Schritt zurück.
Das war Wahnsinn.
Ihr wurde schwindelig und übel und sie musste sich an einem Baum stützen, um nicht selbst in die Knie zu sinken, dann brach eine Welle von Ekel über ihr zusammen und ihr Magen verkrampfte sich. Plötzlich musste sie sich schwankend übergeben und konnte hören, wie der Xhar an sie herantrat, während sie bittere Galle von sich gab.
"Rühr mich bloß nicht an", fauchte sie und musste husten. Mit einer zitternden Hand fuhr sie sich über den Mund, während sie darum kämpfte, sich auf den Beinen zu halten. Das alles war zu viel. Viel zu viel. Die Anstrengung, der Schmerz, die Hitze und all dieser Wahnsinn.
"Lillja", sagte er leise. Er war nahe, nur einen Schritt hinter ihr und in diesem Moment war sie nicht in der Lage, aus seiner Stimme zu hören, ob er wütend auf sie war, oder ob er sich Sorgen machte.
"Verschwinde." Sie bewegte sich zwei Schritte seitwärts und sank in die Hocke. Ihre Hände zitterten und alles drehte sich. "Verschwinde einfach."
Sie sah zu dem reglosen Körper hinüber und fühlte, wie ihr Tränen in die Augen schossen. Aus den Augenwinkeln sah sie, dass Cor deutlich ratlos stehen geblieben war und auf sie herabstarrte.
"Das hätte so nicht passieren dürfen", begann er, aber sie unterbrach ihn:
"Kennst du ihn? Diesen Code, kennst du ihn?"
Als er nicht antwortete, hob sie den Kopf und sah in seine grauen Augen. "Kennst du ihn?!"
"Ja." Damit hatte sie nicht gerechnet. Für einen Augenblick schnürte sich ihre Lunge zusammen und sie konnte nicht atmen, doch dann fuhr er fort: "Du weißt, wie wichtig du…"
"Sei still", unterbrach sie ihn leise und richtete den Blick auf ihre Hand. Es war nur ein Finger.
"Ich darf nicht all diese Leben in Gefahr bringen, um ein einziges zu retten", fuhr er trotzdem fort. "Nicht einmal, wenn es dein Leben ist."
"Du tust, was immer nötig ist", sagte sie matt, als ihr die Worte Dales in Erinnerung kamen: ' Soran war ein Anführer, der getan hat, was immer notwendig war.'
Er machte einen zögerlichen Schritt auf sie zu, aber sie wehrte ihn erneut ab.
"Wage es ja nicht!"
Er schien zu begreifen, wie ernst ihr diese Worte waren und wandte sich langsam ab. Es war schwer, seine Gefühle aus seiner Haltung abzulesen und ein Teil von ihr bereute ihre Worte bereits, doch ein anderer war tief verletzt und gekränkt. Sie würde für diese vier Männer alles tun, sie würde sterben, wenn es nötig war, würde jeden Schmerz ertragen und notfalls durch Feuer und Hölle gehen. Für Cor sogar noch mehr, als für die anderen - aber er hatte sie geopfert und das war - ganz unabhängig davon, ob richtig, falsch, angemessen oder nicht - das Schlimmste, was er ihr hätte antun können.
Als Cor gegangen war, trat sie gebückt zu der Toten und ließ sich neben ihr auf die Knie sinken. Ihr junges Gesicht war so voller Angst und Schmerz und besudelt von blutigem Speichel. Mit zitternden Fingern schloss sie die Augen der Fremden und sah auf sie herab.
"Ich weiß nichts von deinen Göttern", flüsterte sie, während sie ihre Blöße dürftig mit den Resten der Kleidung bedeckte. "Aber ich hoffe, dass man dich im Jenseits erwartet. Es tut mir leid, dass du leiden musstest."
Sie faltete ihr die Hände auf der Brust und ließ ihren Blick über ihre Erscheinung wandern.
"Ich hoffe, dass dein Weg deutlich zu erkennen war und zum Wohlgefallen deiner Götter geführt hat", sagte sie die Worte der Xhar, denn es waren die einzigen, die sie kannte. Vielleicht hätte sie ein christliches Gebet sprechen können, kam es ihr in den Sinn, doch wenn es jemals Götter auf ihrer Welt gegeben hatte, dann waren sie zusammen mit der Erde untergegangen…
Ank'Ra
Siran Kaz'Dun überwand seine Überraschung schnell und dankte den Göttern seiner Vorväter für diese Wendung des Schicksals.
Flotten-Admiral Venc Tival war hier. Er war,
Weitere Kostenlose Bücher