Ro'ha: Teil 2 - Erwachen (German Edition)
und zu durchsuchen schien.
Direkt vor dem Schott sah sie auch die beiden Wachen, die sich gegenüberstanden und gerade miteinander sprachen. Die letzte Wache erkannte sie erst, nachdem Cor auf den Mann gezeigt hatte. Der Daru kauerte im Schatten eines komplexen Gewächses und suchte abwechselnd die Lichtung und den Waldrand mit langsamen Blicken ab.
Sie nickte, um zu signalisieren, dass sie alle erkannt hatte und tauschte einen langen Blick mit dem Xhar, ehe er kurz ihr Gesicht berührte und sich dann in den Wald zurückzog.
Es vergingen weitere quälende Augenblicke, bis sich endlich etwas tat. Sie sah eine Bewegung hinter dem Daru in den Büschen, dann war Cor plötzlich hinter ihm, presste seine Linke auf Mund und Nase und schnitt ihm mit einer raschen Bewegung die Kehle durch. Noch während er den sterbenden Körper zu Boden fallen ließ, hörte sie das Summen der Energiewaffen und sah, wie die beiden Wachen am Schott umfielen. Eigentlich hätte sie imposante blaue Strahlen oder dergleichen erwartet, aber scheinbar konnten ihre menschlichen Augen den Energiebereich der Waffen nicht wahrnehmen.
Ein Geräusch links von ihr ließ sie den Blick wenden, sodass sie aus den Augenwinkeln einer Bewegung gewahr wurde, die sich schnell von der Lichtung entfernte. Sie sah grün-braun gefleckte Kleidung und einen roten Haarschopf durch das Buschwerk und sprintete los.
Das Rascheln und Splittern des Unterholzes leitete sie, während Lillja langsam aufholte, bis sie den Daru schließlich vor sich sah und sich mit einem beherzten Sprung gegen den Fremden warf. Sie gingen gemeinsam zu Boden und irgendetwas kam gegen ihre verwundete Hand. Übelkeit und Schmerzen brachen augenblicklich über ihr zusammen und sie hatte plötzlich nicht mehr die Kraft, den anderen zu halten.
Es war eine Frau, erkannte sie, doch noch ehe sie irgendetwas mit dieser Information anfangen konnte, traf sie der Stiefel der anderen hart gegen das Schlüsselbein und Lillja ließ endgültig von ihr ab. Umständlich und benommen rollte sie sich auf den Rücken und kam langsam auf die Beine. Auch die Daraa kämpfte sich hoch und wollte erneut zur Flucht ansetzen, als Lillja ihre Waffe hob und sie demonstrativ entsicherte.
"Bleib stehen", verlangte sie ruhig. Die Daraa drehte sich langsam um und musterte Lillja, während diese sich vollständig erhob.
"Sie erschießen mich nicht", stellte die Fremde mit überraschender Bestimmtheit fest und machte einen Schritt zurück. Sie war im Begriff, sich umzudrehen, als Lillja den Lauf senkte und ihr in den linken Fuß schoss.
Augenblicklich schrie die Fremde auf und brach auf die Knie. Sie versuchte, vor ihr wegzukriechen, doch Lillja hatte sie mit einem schnellen Schritt eingeholt.
"Nein, das tue ich nicht", sagte sie kalt. Irgendwo in ihrem Inneren regten sich Mitgefühl und Scham, doch der Schmerz, der von ihrer Linken ausging, überschattete alles.
"Steh auf", verlangte sie.
"Ich kann nicht", wimmerte die Daraa voller Angst und sah nach oben. Tränen liefen aus ihren großen goldfarbenen Augen.
"Du kannst. Steh auf", wiederholte Lillja ruhig und richtete die Waffe auf das Knie der Fremden.
Was machte sie da nur?
Die andere erhob sich endlich langsam und umständlich und stützte sich schwer gegen einen Baum, um den verletzten Fuß nicht zu belasten.
"Komm mit." Lillja deutete mit der Mündung in die Richtung, aus der sie gekommen waren und die etwas jüngere Daraa humpelte los.
"Mein Name ist Faya", brachte sie mit zitternder Stimme heraus, "ich stamme von der Genwa-Kolonie und habe dort zwei jüngere Schwestern."
Lillja hatte auch zwei Schwestern gehabt. Sie waren zusammen mit der Erde gestorben.
"Bitte bringen Sie mich nicht um." Faya ging mit bebenden Schultern vor ihr her, jeder Schritt drückte den Schmerz aus, den sie empfinden musste - und die Angst.
Bereits nach kurzem traten sie auf die Lichtung hinaus und Azarion kam ihr entgegen. Beim Anblick des Xhar schien sich die Angst Fayas in Panik zu wandeln. Sie verharrte mitten im Schritt und drehte sich schließlich mit flehendem Blick zu Lillja um.
"Bitte!"
"Lillja - du hast sie. Gut." Azarion trat heran, ergriff die Daraa am Oberarm und zerrte sie mit sich auf das Shuttle zu. Am gegenüberliegenden Ende der Lichtung schälte sich H'Regas gebeugte Gestalt aus den Schatten und schlug die gleiche Richtung an, sodass sich auch Lillja wieder in Bewegung setzte, wobei sie es vermied, der Daraa ins Gesicht zu sehen, die sich immer wieder
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